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nds 8-2015
Universität Duisburg-Essen: Infos
zum Praxissemester
MSW: Rahmenkonzeption zur
strukturellenund inhaltlichenAus-
gestaltungdes Praxissemesters
im lehramtsbezogenenMaster-
studiengang
währendderEinführung fehltesnichtangutem
WillenallerBeteiligten,dieKooperationenweiter
auszugestalten.DieBezirksregierungunterstützt,
indemsieLehrerInnenauchweiterhinbeauftragt,
in der Kooperation tätig zu sein.
Bürokratisierungder Prozessemindern
Universitätsseitig kann die Bedeutung der
abgeordneten Lehrkräfte inder komplexenVer-
bundaufgabePraxissemesternichthochgenug
eingeschätztwerden. FürdasZLB sind insbeson-
dere die PraktikumsmanagerInnen unverzicht-
bare Bindeglieder zwischen den Institutionen
Universität und Schule. Gleiches gilt für die in
dieFachdidaktikenundBildungswissenschaften
abgeordnetenLehrkräfte.Häufig sind sie inder
VorbereitungundBegleitungder Studierenden
imPraxissemestereingesetztundbringendie in
deruniversitärenLehrerInnenbildungsowichtige
Schulerfahrung aus erster Hand ein. Es ist zu
begrüßen, dassmit dem LABG2009 die Fach-
didaktiken deutlich gestärkt wurden.
Der Aufwand im Praxissemester ist jedoch
für alleBeteiligten immens.DieAbstimmungs-
erfordernisse,dererhebliche logistischeAufwand
unddie Interessensunterschiedederbeteiligten
Akteursgruppen drohen noch die intendierten
Ausbildungsziele zu überlagern. Rahmenkon-
zeption und Praxiselementeerlass tragen zur
kleinteiligen Bürokratisierung der Prozesse
bei. Die universitäre Begleitung ist aufgrund
organisatorischer Hemmnisse, des Rechts auf
Freiheit der Lehre und kapazitiver Einschrän-
kungen aufwändig zu sichern. Zudem ist die
Wirkungdes indasMasterstudiumvorverlegten
„Praxisschocks“ nochnicht abzusehen. Als zen-
tralewissenschaftlicheEinrichtung ist das ZLB
hier besonders gefordert, Überschneidungen
undÜberfrachtungendurchdieverschiedenen
Akteursgruppen entgegenzuwirken.
KooperationsbedarfebedingeneinNetzvon
Kooperationsbeziehungen:Dasorganisatorische
Alleinstellungsmerkmal desPraxissemesters in
NRW ist seine außerordentliche Komplexität –
und gerade darin liegt eine der wesentlichen
Herausforderungen. Die Reduktion der Kom-
plexität und die Stärkung institutionalisierter
Kommunikations-undKooperationsbeziehungen
sindessenziell fürdasGelingender individuellen
BemühungenallerAkteureanUniversität, ZfsL
und Schule.
FrankDiehr
FrankDiehr
Ressortleiter Schulpraxis und
Praktikumsbüro im Zentrum für
LehrerInnenbildung an der
Universität Duisburg-Essen
Obwohl es vor Anpfiff des Praxissemesters eine
Menge Infoveranstaltungen gab, gingen meine
KommilitonInnen und ich mit vielen ungeklär-
ten Fragen bezüglich unserer Forschungspro-
jekte und Unterrichtsvorhaben an die Schule.
Meine Motivation für das Praxissemester be-
ruhte darauf, dass ich nun endlich die Gele-
genheit bekommen sollte, sowohl meine im
universitären Rahmen gelernten Theorien und
erworbenen Kompetenzen als auch meine Leh-
rerInnenpersönlichkeit in der Praxis erproben zu
dürfen. Letztendlich aber war die Last der theo-
retischen Forschungsprojekte zu groß – beson-
ders zum Ende hin hielten sie mich aus der
Schulpraxis fern. Neben den unzähligen und er-
müdenden Hospitationsstunden habe ich die
entscheidenden Erfahrungen in meinen Unter-
richtsvorhaben gemacht.
Dilek Saka, Lehramtsstudierende
ander Universität Duisburg-Essen
Ministerium für Schule undWeiterbildung
Hochschule
◆◆
Hochschulleitung
◆◆
Fakultäten/Fächer
HochschullehrerInnen
DozentInnen
abgeordnete LehrerInnen
Lehrbeauftragte
◆◆
Zentrum für LehrerInnenbildung
MitarbeiterInnen im Praxisbüro
PraktikumsmanagerInnen
Zentrum für schulpraktische
LehrerInnenausbildung
(ZfsL)
◆◆
ZfsL-Leitung
◆◆
Praxissemesterbeauftragte
◆◆
Seminarleitungen
◆◆
SeminarausbilderInnen
Schule
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Schulleitung
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Ausbildungsbeauftragte
◆◆
AusbildungslehrerInnen
◆◆
FachlehrerInnen
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SchülerInnen
◆◆
Erziehungsberechtigte
Studierende andrei Lernorten
Kooperierende Akteursgruppen im Praxissemester, Quelle: FrankDiehr, Universität Duisburg-Essen
Forderungen zuden Praxisphasen
Nachbessern!
Bei der Reform der Lehramtsstudiengänge in
2009waren die Praxisphasen zentral: Das Orien-
tierungspraktikum blieb erhalten, neu hinzu
kamen ein Eignungs- und ein Berufsfeldprakti-
kum, das Fachpraktikumwurdedurchdas Praxis-
semester abgelöst.DerReferentenentwurf vonMai
2015 sieht erneut Veränderungen vor. Die Kritik
der Lehramtsstudierenden inder GEWNRW – vor
allem am Praxissemester – bleibt bestehen.
Das Eignungspraktikum
Teil der Eigenverantwortungsideologieder schwarz-
gelben Regierung von 2009 war es, Probleme in
den Schulen nicht gesellschaftlich zu begreifen,
sondern einzelnen LehrerInnen zuzuschreiben.
Sicher spielt die Persönlichkeit jeder einzelnen
Lehrkraft eine große Rolle, aber anstatt auf Ent-
wicklung zu setzen, sollten Studieninteressierte bei
einem Eignungspraktikum auf das Lehrer-Gen ge-
testet werden. Doch trotz Regierungsmehrheit war
das Vorhaben nicht durchsetzbar. Das Praktikum
wurde lediglich in wirkungsloser Form eingeführt
und die derzeitige Landesregierung plant, es wie-
der abzuschaffen.
DasBerufsfeldpraktikum
Auch wenn es nach wie vor keine Garantie auf ei-
nen Master-Studienplatz gibt, nutzen die meisten
Studierendendas vierwöchigePraktikumnicht, um
Absprungmöglichkeiten für den Fall eines Raus-
schmisses zu sondieren. Vielmehr werden Jugend-
ämter, Museen oder andere Schulformen aus Neu-
gier und im Hinblick auf spätere Kooperationen
erkundet – eine hohe Flexibilität vorausgesetzt!
DasPraxissemester
Die ersten Erfahrungen mit dem Praxissemester
bestätigen, dass eine stärkere Verschränkung
von Theorie und Praxis in der LehrerInnenausbil-
dung hilfreich ist. Sie bestätigen aber auch, dass
die Rahmenbedingungen des Praxissemesters
unhaltbar sind: Einerseits werden Studierende an
Schulen geschickt, die teilweise mehr als eine Au-
tostunde von ihrer Hochschule, an der sie parallel
Veranstaltungen besuchen müssen, entfernt und
mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichbar
sind. Andererseits wird das Praxissemester nicht
vergütet und es ist unmöglich, nebenher zu arbei-
ten. Da zwei Drittel der Studierenden neben dem
Studium arbeiten müssen, können sich viele ein
Lehramtsstudium so nicht mehr leisten. Deshalb
muss das Praxissemester bezahlt werden!
Naheliegend ist, das Praxissemester als unbe-
zahltes, vorgezogenesHalbjahr des Referendariats
zu verstehen, das zeitgleich mit der Einführung
des Praxissemesters um ein halbes Jahr verkürzt
wurde. Angesichts der weit verbreiteten Überfor-
derung mit dem verkürzten Referendariat wurden
auch Anspruch und Umfang der eigentlich im
Praxissemester vorgesehenen Forschungsprojekte
vielfach so sehr reduziert, dass die im Referenda-
riat fehlende Zeit teilweise ausgeglichenwird. Das
ist immerhin verantwortungsvoll. Richtiger wäre
es, denDruck aus demReferendariat zu nehmen.
Landesausschuss für Studierende der GEWNRW
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