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thema
EinenweiterenunreflektiertenRuf nachmehr Praxis inder
Lehramtsausbildung soll es andieser Stelle nicht geben. Denn
eine solche Forderungwürde Praktika eine spezifischeWirksamkeit
hinsichtlichder Professionalitätsentwicklung zurechnen, vonder
gerade nicht per se ausgegangenwerden kann. Sounscharf Aussagen
zurWirksamkeit von schulischen Praxisphasen in vielenBereichen
(noch) sind, sofinden sichdochHinweise auf Faktoren, die der Qualität
förderlich sind: IndenBlick genommenwerden solltendanach insbe-
sondere curriculare und infrastrukturelleAspekte.
Verknüpfung von Studiumund schulpraktischen Elementen
Mehr Zeit für Schulpraxis!
EineGrundvoraussetzungdafür, dass prinzi-
piell förderlicheAspektewirkenkönnen, ist,dass
entsprechend und ausreichend Zeit für sie zur
Verfügung steht. Mit der Skizzierung von vier
Feldern, die die Beteiligten ausgestaltenmüs-
sen, sindgleichzeitg solcheBereiche im Fokus,
in denen einMisslingen immer auch möglich
ist. Bereiche, in denen eben auch potenziell
deprofessionalisierende und dysfunktionale
Nebenwirkungen lauern. Auch wenn folgend
diePraxisphasendesLehramtsstudiums leitend
sind, gelten die Gelingens- und Misslingens-
bedingungenanalogfürdenVorbereitungsdienst.
Ausgehend vonder Verständigungüber die
jeweilige Zielsetzung gilt es, denWeg zur Ziel-
erreichung zu ebnen. Erforderlich ist dafür ein
curriculares Gesamtkonzept, in das Schulprak-
tika systematisch eingebunden sind und das
mit entsprechender Vor- und Nachbereitung
eine substanzielle Verknüpfung von Studium
und schulpraktischen Elementen ermöglicht.
Zu leisten ist dabei sowohl eine Abstimmung
hinsichtlichder einzelnenPraktikaalsauchdie
Verschränkung von Fachwissenschaft, Fach-
didaktik und Erziehungswissenschaft – wie
letztlichauchdieBezugnahme zwischenSchul-
praktika im StudiumundVorbereitungsdienst.
Kommunikationsstrukturen,umdieerforderlichen
Klärungen, Verständigungen, Abstimmungen,
Konzeptionierungen und Implementierungen
immer wieder vornehmen zu können. Dies gilt
sowohl innerhalbder einzelnenOrganisationen
als auch zwischen ihnen.
DieRealität: Zeitmangel
DieEvaluationsergebnissezudenderzeitigen
Praxisphasen in NRW wie auch die Vielzahl
der Rückmeldungen von KollegInnen aus den
Hochschulen, Schulen sowieZfsL, vonKommili-
tonInnenundLehramtsanwärterInnenmachen
allerdings deutlich, dass es häufig gerade an
demmangelt,wasGrundvoraussetzungdafür ist,
dass prinzipiell förderlicheAspekte tatsächlich
wirkenkönnen:Zeit.DiesemMangel solltedurch
dieVerantwortlichendringendentgegengewirkt
werden.Denn fehlendeZeitgefährdetdieQua-
lität der Ausbildung – und das kann niemand
ernsthaft wollen. Dahermuss die zentrale For-
derung lauten: Mehr Zeit für Schulpraxis!
MischaMeier
MischaMeier
Mitglied im Leitungsteam
imReferat D (Aus-, Fort- und
Weiterbildung von Lehrenden und
Erziehenden) der GEWNRW
MSW: Gesetz über dieAusbildung
für Lehrämter an öffentlichen
Schulen (2009)
MSW: Praxiselemente inden lehr-
amtsbezogenen Studiengängen –
Runderlass
LandtagNRW: Entwurf eines
Gesetzes zur Änderungdes Lehrer-
ausbildungsgesetzes (2015)
ZielsetzungundZielerreichung
ZuklärensindZielsetzungenundFunktionen
der verschiedenen (schulischen) Praxisphasen
und deren Bestandteile. Dies ist insbesondere
auch erforderlich, um Zieldiffusität und unter-
schiedlichen, teils divergierenden Erwartungs-
haltungen transparent begegnen zu können.
Es muss unter anderem ersichtlich sein, wann
es primär um theoretische Reflexionsfähigkeit
geht,wannvorrangigumunterrichtspraktisches
Handeln. ImPraxissemesterwirddeutlich, wel-
chenZielkonfliktenundmitunterÜberbeanspru-
chungenLehramtsstudierendeausgesetzt sind,
wenn sich die Vorstellungen der ersten Phase
und die der zweiten Phase begegnen.
BetreuungundBegleitung,
KooperationundKommunikation
GleichermaßenerfordernVorbereitung,Durch-
führung und Nachbereitung von Praktika ein
elaboriertes Konzept der Betreuung und Be-
gleitung sowie ausreichend Personen, die die-
se übernehmen. Ein solches Konzept umfasst
unter anderem auch Möglichkeiten zu Vorbe-
sprechung, gegebenenfalls gemeinsamer Vor-
bereitung sowie zu Reflexion. Unabdingbar
ist, diebeteiligtenAkteure inHochschule, Schule
unddenZentren für schulpraktischeLehrerInnen-
ausbildung (ZfsL) fürdieseAufgabezuqualifizieren.
Darüber hinaus benötigen die Beteiligten
tragfähige und belastbare Kooperations- und
MSW, ZfsL und Schulen
Praxisphasen inder LehrerInnenausbildung
Hochschulen, ZfsL und Schulen
Orientierungspraktikum
Eignungspraktikum
Hochschulen, Schulenund außerschulische Partner
Berufsfeldpraktikum
Hochschulen, ZfsL und Schulen
Praxissemester
Vorbereitungsdienst
Bezirksregierungen, ZfsL und Schulen
Grafik: FrankDiehr, Universität Duisburg-Essen
Foto: joexx/photocase.de
Bachelor
Master of
Education