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thema
Mit einem Paradigmenwechsel im Lehrerausbildungsgesetz (LABG)
2009begann eine neueQualität der Zusammenarbeit vonUni-
versität, Schule undden Zentren für schulpraktische LehrerInnen-
ausbildung (ZfsL). Das Praxissemester bricht die Phasierungder
LehrerInnen(aus)bildung auf: Die zuvor sequenziell wirkenden
Institutionender erstenund zweiten Phase gestaltendas neue,
praxisorientierte undwissenschaftsbasierteAusbildungselement
organisatorischund inhaltlichnungemeinsam.
Kooperationsbeziehungen im Praxissemester
Komplexität alsHerausforderung
Das Praxissemester wird als Element der
konsekutivenLehrerInnenbildung (Bachelorund
MasterofEducationsowieVorbereitungsdienst)
vondenUniversitätenverantwortet. Sowohldie
Uni- alsauchdieSchulseitekonstituierensich in
jeweilsmehrerenAkteursgruppen (sieheGrafik)
mit eigenenZielvorstellungen zumPraxisseme-
ster, die unter den Erfordernissen von LABG,
Lehramtszugangsverordnung (LZV) sowieErlas-
sen einerseits und akkreditiertenModulhand-
büchern und Prüfungsordnungen andererseits
abgestimmtwerdenmüssen. Hinzu kommt die
Zusammenarbeit im landesweitenKonsortium
zumPortal zur Vergabe vonPraktikumsplätzen
im Praxissemester (PVP).
Foto: stocksnapper /photocase.de
Professionelles Selbstkonzept
entwickeln
Diese Akteursgruppen umfassen allein an
derUniversitätDuisburg-Essenmehrere tausend
Personen instetswechselndenKooperationsbe-
ziehungen, denn jedesLehramtsstudium istein
Kombinationsstudiumanbis zuvier Fakultäten
–allein imLehramtGymnasium/Gesamtschule
werdenbeispielsweise rund150unterschiedliche
Lehramtskombinationen studiert. Dies schafft
eine immense Komplexität von Akteursbezie-
hungen, die sich in ZfsL und Schule zweifach
spiegelt.
In der erforderlichen Kooperation steuert
dasMinisterium für Schule undWeiterbildung
(MSW) jedoch letztlichdieRahmenbedingungen:
Sichtbarwirddasunteranderemandem inganz
NRWgleichgerichtetenVerteilungsverfahrender
StudierendenaufdieAusbildungsschulen inner-
halbder festeingegrenztenAusbildungsregion
je Universität. Aus den räumlich oft weit von-
einanderentfernt liegendenLernortenergeben
sich zudemhohe logistischeAnforderungenan
Studierende undDozierende.
Universität und Schule fördern gemeinsam
denKompetenzerwerbderLehramtsstudierenden
imPraxissemester. Dabei beziehen sie sichauf
universitär verantworteteKompetenzziele, wie
sie etwa in Modulhandbüchern und Studien-
ordnungen festgeschrieben sind. Letztlichgeht
es um die Entwicklung eines professionellen
SelbstkonzeptesderkünftigenLehrkräfte.Sobald
jedoch die Kompetenzerreichung operationa-
lisiert wird, treten deutlich unterschiedliche
VorstellungenundAnsprücheandieLeistungen
der Studierenden zu Tage: Während uniseitig
erwartetwird,dasssiesichdasSystemSchule im
forschend-lernendenHabituserschließen, steht
schulseitigdie reflektierteHandlungsfähigkeit
als künftige Lehrkraft imVordergrund.
Kommunikation fördertKooperation
AnderUniversitätDuisburg-Essenkonstituier-
te sichauf Initiativedes Zentrums für LehrerIn-
nenbildung (ZLB)Ende2010eineArbeitsgruppe
mitdemZiel,einstandortspezifischesKonzeptzu
schaffen.DasPraxissemesterbeginntdirektnach
der Vorlesungszeit des erstenMastersemesters
und erstreckt sich über ein Schulhalbjahr. Zur
institutionellenVerankerungderKooperations-
strukturen hat die Universität Duisburg-Essen
mit den zugeordnetenZfsL inDuisburg, Essen,
Kleve,KrefeldundOberhausenEnde2011eine
Kooperationsvereinbarung geschlossen. Etwa
zeitgleich wurde die ständige Arbeitsgruppe
Praxissemester (StAP) im ZLB verankert. Sie ist
paritätischbesetztmitMitgliedernderUniversi-
tätunddenLeitungender fünfgenanntenZfsL.
Die organisatorische und inhaltliche Arbeit
in der StAP hilft auch, die Anschlussfähigkeit
des Praxissemesters an den neu geordneten
verkürzten Vorbereitungsdienst zu sichern. Im
Frühjahr 2013 wurden 24 Fachverbände mit
VertreterInnen der Universität, der ZfsL und
Ausbildungsschulen der Region gegründet.
Sie treiben die inhaltliche Ausgestaltung des
Praxissemesters voran, indem sie beispielhaft
gemeinsam abgestimmte Ausbildungscurricu-
la mit Studien- beziehungsweise Unterrichts-
projektenspezifisch für jedesFachundLehramt
erarbeiten und weiterentwickeln. Nach erheb-
lichenKommunikationsanstrengungenvorund
Das Praxissemester sollte seinem Namen ge-
recht werden und so praktischwiemöglich sein,
um eine deutliche Verbesserung in der Lehre-
rInnenausbildung darzustellen. Ein konstanter
Austausch mit FachlehrerInnen und der da-
mit einhergehende intensive Einblick in de-
ren Alltagsgeschäft war deshalb ein Grundsatz
in unserer Umsetzung. Zentral ist außerdem
eine offene Kommunikation und Eigeninitia-
tive aller Beteiligten. Die Tatsache, dass den
Studierenden zunächst kurz das Rüstzeug zur
planerischenOrientierungandieHandgegeben
wurde, wir ihnen daraufhin jedoch mit großem
Vertrauen in ihre fachlichen Kompetenzen be-
gegnet sind, eröffnete neue Perspektiven. Wie
wertvoll die Bereitschaft und der Mut zumDia-
log sind, konnten unsere Studierenden erfahren,
ohne dabei in die Rolle der nur zu Belehrenden
gedrängt zuwerden. Wahrscheinlich führte dies
mit dazu, dass auch die beteiligten Lehrkörper
die erste Praxissemesterphase als äußerst ange-
nehm und anregendwahrgenommen haben.“
Michael Saxl, Praxissemesterbeauftragter am
StädtischenMädchengymnasium in Essen
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