nds201508 - page 14

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bildung
DerRufnacheinembundesweitenZentralabiturwar indiesemJahrdieBegleitmu-
sik zudenAbiturprüfungen. IndenPrintmedienwurdedasThemaangeheiztmit
Meldungenwie„Abiturlotterie“, „KeinAbiturwiedasandere“, „Soungerechtsind
Abiturnoten“oder „TrendzumEinserabitur“–unddamitdieQualitätdesAbiturs
infragegestellt. ImmermehrAbiturzeugnissewürdenmitderDurchschnittsnote
Eins vergeben, ist ein zentraler Vorwurf inder Berichterstattung.
Kultusministerkonferenz vereinbart neueMaßnahmen
Mehr Vergleichbarkeit durchs Zentralabitur?
Darüber hinaus wird unterstellt, dass in
den einzelnen Bundesländern das Abitur mit
ganz unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden
durchgeführtwerde: JenachWohnort könnten
AbiturientInnen leichtermitBestnoteabschlie-
ßenundeinfacher einenStudienplatzerhalten.
Thüringenwird dabei als das Bundesland her-
vorgehoben, indemamhäufigstendieBestnote
im Abitur vergeben wird. Dort erzielten 37,8
Prozent der AbiturientInnenNoten von1,0bis
1,8.Niedersachsenhingegen lagmiteinerQuote
von15,6Prozent ganzamEndeder Vergleichs-
skalaundNordrhein-Westfalenmit23,9Prozent
imMittelfeld. Einfache Erklärungen für diese
Unterschiede sindnichtmöglich, weil es keine
wissenschaftlichenUntersuchungendazugibt.
Aufgabenpool ab2017
DieKultusministerkonferenz (KMK) reagierte
dennoch in ihrer Juni-Sitzung mit neuerlichen
Zentralisierungs- und Vergleichbarkeitsver-
einbarungen in der Hoffnung, die richtigen
Maßnahmen damit ergriffen zu haben. Ruth
BrunhildKurth,KMK-Präsidentinundsächsische
Staatsministerin für Kultus, erklärte, dass sich
dieLänderunteranderemaufeinbundesweites
Zentralabitur im Fach Mathematik verstän-
Foto: ra2studio/shutterstock.com
digt hätten. Danach soll außer inHessen und
Rheinland-Pfalz die Mathematikprüfung im
Jahr2017einheitlichaneinemTag stattfinden.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe sieht darin
einen Meilenstein auf demWeg zum Zentral-
abitur. Das größte Hindernis seien dabei die
unterschiedlichen Ferientermine der Länder.
Zudem können sich die Länder ab2017 für
das Abitur aus einem Aufgabenpool für die
Prüfungsfächer Deutsch, Mathematik, Eng-
lisch und Französisch bedienen. Das Ziel der
KMK, dadurch mehr Vergleichbarkeit in den
Abschlussprüfungen zu erreichen, trägt NRW
voll und ganzmit.
Vergleichkaummöglich
Die Länder hatten bereits in 2012 denAuf-
bau eines gemeinsamen Pools von Abiturprü-
fungsaufgabenaufBasisderBildungsstandards
für die Allgemeine Hochschulreife beschlos-
sen. Die Bildungsstandards beschreiben die
fachspezifischen Anforderungen für die Allge-
meineHochschulreifeundgelten fürdieAbitur-
prüfungen ab dem Schuljahr 2016/2017.
Im Juni 2015 veröffentlichte die KMK erst-
mals Beispielaufgaben zur Orientierung. Ob
die Zielsetzung der besseren Vergleichbarkeit
Dr. Ilse Führer-Lehner
Referentin für Bildungspolitik der
GEWNRW
undgerechterenNotenvergabeerreichtwerden
wird, ist fraglich. Bildungsexperten wie Prof.
Klaus Klemmgeben zubedenken, dass bereits
die einzelnen Schulen in den Stadtteilen einer
Kommune unterschiedliche Voraussetzungen
bieten.Dadurchwirdesnahezuunmöglich, die
Leistungen der SchülerInnen aller 16 Bundes-
länder zu vergleichen.
Schulscharfer Sozialindex ist nötig
Statistischbetrachtet haben sichdieAbitur-
noten auch in NRW kontinuierlich verbessert.
DerVorwurf, dassdasAbitur insgesamt leichter
gewordensei, lässt sich jedochwissenschaftlich
nicht untermauern. Studien dazu stehen aus,
könnten jedoch zu interessanten Ergebnissen
führen. ImSinneeinerbesserenVergleichbarkeit
müsste aus Sicht der GEWNRW zunächst eine
VergleichbarkeitderschulischenLernsituationen
als Ausgangslagen der SchülerInnen in ihrem
jeweiligen sozialenUmfeldgeschaffenwerden.
Dazuwärees vor allemnotwendig,Ungleiches
ungleich zubehandeln: Schulenmüssten ihrem
Standortangemessenausgestattetwerden. Ein
sogenannter schulscharfer Sozialindex könnte
einwichtiger Schritt indieseRichtung seinund
eineVergleichbarkeitderSchulenbefördern.Die
StadtMülheim an der Ruhr hat diesen bereits
beispielhaft fürdieGrundschulenerarbeitet–das
Konzept könnte nunweiterentwickelt werden,
umes auch für andereSchulformenund inder
Fläche anwendbar zu übertragen.
Ilse Führer-Lehner
Pressemitteilung: KMK ermöglicht
erstmals Blick auf denAbiturauf-
gabenpool
Institut zur Qualitätsentwicklung
imBildungswesen: Gemein-
sameAbituraufgabenpools der
Länder —Aufgabensammlung zur
Orientierung
Schulen im Team –Übergänge
gemeinsamgestalten: Schulsozial-
indices für dieGrundschulen in
Mülheim ander Ruhr
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