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nds 8-2015
Tagebuch einer Studentin
Ein Berufmit vielen Facetten
Noch sieht die LehrerInnenausbildung inNRWdrei Praxisphasenbis zum
dritten Studienjahr vor. Praxiserfahrungen zu sammeln, erscheint erst einmal
sehr aufregend, dochwas genau kommt auf uns Lehramtsstudierende hier
eigentlich zu?Dass ich Lehrerinwerdenmöchte, stand fürmich seit jeher
fest. Doch einpaar Fragenhatte ich schonnoch:Welche Schulform istwohl
am interessantesten?Welche ist ambesten fürmichgeeignet?Und tauge ich
überhaupt zur Lehrerin?
Bin ich fürs Lehren geeignet?
In der Tat erfülltemein Eignungsprakti-
kumvorAntrittdesStudiums seinenZweck:
AneinerGrundschuleerhielt ichdieChance,
Erfahrungen inallenvier Jahrgangsstufenzu
sammelnund soverbrachte ich jedeWoche
in einer anderen Klasse. Zunächst war ich
alsHelferindie rechteHandder erfahrenen
Lehrkräfte. In der letztenWoche allerdings
durfte ichEnglischstundenselbstvorbereiten
undeigenständigunterrichten. Zumersten
Mal inmeinem Leben trat ich als Lehrerin
vor eine Klasse. 30 Augenpaare blickten
erwartungsvoll zumir auf.
Nervöswar ichschoneinwenig.Dochdas
legtesichschnell,dennmit „OldMacDonald
hada farm“hatte ichdieKinder schnell auf
meiner Seite. Begeistert stimmten siemit in
das Liedein. DenUnterricht konnte ichmit
einem guten Gefühl abschließen und das
positiveFeedbackmeinerBetreuungslehrerin
tat sein Übriges. Ich war um einige Erfah-
rungen reicher: SchülerInnen müssen mit
abwechslungsreichen Methoden motiviert
werden und auch Ruhestörungen lassen
sichmiteinpaar Tricksgutbewältigen.Das
Eignungspraktikummachte mir bewusst,
dass ich nicht nur mit Grundschulkindern,
sondern auchmit älteren SchülerInnen zu-
sammenarbeiten möchte, da das für mich
die größereHerausforderung darstellt.
Wer bin ich und wo will ich hin?
DasHighlightmeinesbisherigenStudiums
wardiezweitePraxisphase,dasOrientierungs-
praktikum: IchbekameinenPlatz imProjekt
„indive – individualisieren, differenzieren
undvernetzen“,dasStudierendenbesondere
Einblicke in das Konzept der individuellen
Förderungermöglicht.AneinemGymnasium
durfte ichmiteinerkleinenGruppevonSchü-
lerInnen ein eigenes Projekt auf die Beine
stellen. Als leidenschaftlicheHobbyköchin
rief ich eineAG ins Leben, die denKindern
gesunde Ernährung schmackhaft machen
undsiegleichzeitig individuell fördernsollte.
Dochwie lassen sichdieseAspektemitein-
ander verbinden?
In der Gruppe waren ganz unterschied-
liche Persönlichkeiten vertreten. Ummög-
lichst viel über Kulturen, Interessen und
Talente der Kinder zu erfahren, brachten
sie reihumeinRezeptaus ihrerHeimatoder
aus ihrenFamilienmit.Gemeinsamkochten
wir nach den Rezepten und aßen danach
natürlichauch zusammen.UnsereGerichte
sammeltenwir ineinemKochbuch, daswir
bei derPraxistagungallen indive-Praktikan-
tInnenvorstellten.Kostprobenhattenmeine
SchülerInnen auch dabei.
Mit der TagungwarmeinOrientierungs-
praktikum dann abgeschlossen. Die 80
Praktikumsstunden vergingen wie im Flug
undmeinWunsch, Lehrerin zuwerden, war
endgültig bestätigt. Die Tagemit den Kin-
dern führten mir vor Augen, dass dieser
BerufdaseigeneLebensehrbereichert.Man
erhältdieChance,mitganzunterschiedlichen
Charakteren zuarbeiten,mit ihnenProjekte
zu gestalten, die vom Lernalltag ablenken
und denKindern Spaßmachen.
Was gibt‘s noch zu entdecken?
Das (außer-)schulische Berufsfeldprakti-
kum im Förderunterricht für SchülerInnen
mit Migrationshintergrund zu absolvieren,
war nocheinmal eineganzneueErfahrung
fürmich. Dort habe ichNachhilfegegeben
undSprachkurse fürKinderbesucht, dienur
sehr wenig Deutsch sprechen. Jedes Mal
lässt esmichaufsNeue erkennen, dass un-
terschiedlicheSchülerInnenunterschiedliche
Lernvoraussetzungenmit sichbringen–und
das bedarf besonderer Berücksichtigung.
Der Lehrberuf hat vielmehr Facettenals
ichesmir inmeinereigenenSchulzeit immer
vorgestellthabe.SogutmandenUnterrichts-
stoffauch vorbereitet, es ist jedesMal eine
Herausforderung, vor 30 ganz individuelle
SchülerInnen zu treten, sie zu motivieren
und fürdas Lernen zubegeistern. Ichblicke
zurück auf drei abwechslungsreiche Praxis-
phasen, die ichals Teilmeines Studiums zu
schätzen gelernt habe. Die Praktika haben
mirdieVielseitigkeitdesLehrberufsgezeigt
undmich inmeiner Entscheidung für den
Beruf bestärkt.
Stefanie Janura
Lehramtsstudentin (Englisch und Evangelische
Theologie) im sechsten Semester ander Universität
Duisburg-Essen
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Phase1:
Phase2:
Phase3: