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thema
Betriebliches Gesundheitsmanagement der Universität Paderborn
Gesundheit hat viele Gesichter
Die Universität Paderborn ist arbeitsort für über 2.000 Beschäftigte und circa
18.500 Studierende. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGm) wurde
dort nicht systematisch entwickelt, sondern entstand 2006 aus dem arbeits­
kreis „Gesunde hochschule“. Seitdem hat die Uni viele maßnahmen ins Leben
gerufen. Verbesserungspotenzial besteht nach wie vor, aber die Verantwort­
lichen sind schon jetzt auf einem guten Weg: Nur gemeinsam und bereichs­
übergreifend lassen sich die Ziele erreichen.
Fotos: M. Neu
Alle HochschulmitarbeiterInnen und Studierenden können sich im campuseigenen Studio und bei zahlreichen Angeboten wie Leichtathletik und Pilates fit halten.
Aktuelle Maßnahmen
u
Beschäftigte können die über 100 Sport-
und Gesundheitskurse des Hochschulsports
gegen eine Gebühr nutzen. 2012 belegten
etwa 600 Beschäftigte solche Kurse.
u
2002 wurde die Dienstvereinbarung zum
„Umgang mit Suchtgefahren am Arbeitsplatz“
abgeschlossen. Es wurden acht Suchtbera­
terInnen ausgebildet und Informationstage
veranstaltet.
u
Der Nichtraucherschutz wurde im Jahr
2006 durch ein striktes Rauchverbot in den
Räumen der Uni realisiert, begleitet durch
Thementage sowie Entwöhnungskurse.
u
Im Rahmen der hochschulinternen Fort-
und Weiterbildung der Uni gibt es viele Ver­
anstaltungen, die zur Gesundheit beitragen,
etwa „Augentraining am PC“ und „Psychisch
stark am Arbeitsplatz“.
u
Im Jahr 2005 wurde der Uni das Grundzer­
tifikat zum „audit familiengerechte hochschu­
le“ erteilt, darunter fallen auch gesundheits­
fördernde Maßnahmen.
u
Verfahren zum Betrieblichen Eingliede­
rungsmanagement (BEM) finden ohne Dienst­
vereinbarung statt.
u
2010 gab sich die Uni ein „Leitbild zur
Personalentwicklung“ und bringt darin zum
Ausdruck, dass sie „vielfältige Maßnahmen
zur Gesundheit der Beschäftigten“ fördert und
„Sicherheit am Arbeitsplatz“ gewährleistet.
u
Im Jahr 2011 wurde in Paderborn das „Uni-
Bündnis gegen Depression“ gegründet:
Vertrauenspersonen klären über das Krank­
heitsbild auf und geben Hinweise zum regio­
nalen Netzwerk von Ärzten, Psychotherapeu­
tInnen und Selbsthilfegruppen.
u
Das Wissenschaftsministerium (MIWF) hat
2012 die Hochschulen des Landes NRW zum
Abschluss eines „Kodex Gute Arbeit“ verpflich­
tet, der zu gesünderen Arbeitsverhältnissen
beitragen soll.
Kritische Betrachtung
Es gibt an der Uni zu Kranken- und Gesund­
heitsdaten der Beschäftigten weder Umfragen,
noch eine ganzheitliche Gefährdungsanalyse
oder Auswertung durch Krankenkassen. Aller­
dings können die Personalstruktur an den
Hochschulen, die Belastung durch die modu­
larisierten Studienstrukturen und die Arbeits­
verdichtung durch immer mehr Studierende
auf eine psychische Gefährdung hindeuten.
Viele der gesundheitsfördernden Maßnahmen
liegen im Rahmen der Verhaltensänderung
und persönlichen Prävention. Eine „Gesunde
Hochschule“ muss allerdings auch gesunde
Verhältnisse vorweisen können. Obwohl zur
Personalentwicklung ein Leitbild geschaffen
wurde, arbeitet ein Großteil der wissenschaft­
lich Beschäftigten weiter unter prekären Be­
dingungen.
Verbesserungsvorschläge
u
Eine Datenerhebung, die verlässliche Fak­
ten unter anderem zur Situation der Beschäf­
tigten und der Dienststelle, zu Fehlzeiten,
Erkrankungen und Unfällen liefert und eigent­
lich zu Beginn eines BGMs stehen muss, soll
nachgeholt werden.
u
Das BEM der Uni scheint durch eine noch
fehlende Dienstvereinbarung weder transpa­
rent noch erfolgreich zu sein. Diese ist zu
erarbeiten.
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Gesundheitsförderung steht und fällt mit
der Unterstützung durch die Führungskräfte.
Dieser Erfolgsfaktor muss weiterhin berück­
sichtigt und ausgebaut werden.
u
Ein Bekenntnis der Uni zur Personalent­
wicklung, Abkehr von prekären Arbeitsverhält­
nissen und Schaffung von Perspektiven für
die wissenschaftlich Beschäftigten wäre ein
deutlicher Schritt hin zu gesünderer Arbeit.
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Als erster Kontakt scheint eine Instanz für
Sucht- und Depressionsberatung sinnvoll; es
sollte aber in den Themenbereichen geschul­
tes Personal (PsychologInnen) an der Uni
ansprechbar sein.
u
Sitzungen des Arbeitskreises „Gesunde
Hochschule“ müssen regelmäßig stattfinden.
u
Eine Dienstvereinbarung zum BGM kann
der geeignete Ort sein, um die obigen Anre­
gungen aufzugreifen und systematisch umzu­
setzen.
Matthias Neu
matthias Neu
Leitungsteam der Fachgruppe
Hochschule und Forschung
der GEW NRW
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