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nds 5-2013
Gesundheitsschutz in der Kita
Hohe Erwartungen an ErzieherInnen
Zur arbeit von erzieherInnen gibt es zahlreiche Studien. mitunter belegen sie
den allgemein eher schlechten Gesundheitszustand des Personals in dem Be­
rufsfeld: Nahezu neun von zehn klagen über Beschwerden. Und es gibt ebenso
zahlreiche Vorschläge für möglichkeiten, insbesondere von der technologie­
beratungsstelle des DGB (tBS NRW), wie die Gesundheit der Beschäftigten in
Kindertagesstätten verbessert werden kann.
Nur acht Prozent der ErzieherInnen bundes­
weit bewerten ihre Arbeit als gut, nur 13 Prozent
empfinden während beziehungsweise nach der
Arbeit keine gesundheitlichen Beschwerden.
Und nur ein Viertel der Befragten glaubt,
gesund in Rente gehen zu können. In Ost­
deutschland ist bereits jetzt jede und jeder dritte
ErzieherIn älter als 55 Jahre. Häufig genannte
Gesundheitsprobleme sind Kopf-, Rücken- und
Nackenschmerzen sowie Atembeschwerden,
Hörverschlechterungen und Erschöpfungszu­
stände bis zum Burn-out. Zu den körperlichen
kommen psychische Belastungsfaktoren – unter
anderem unplanbare wechselnde Arbeitszeiten,
fehlende Pausen und Erholungszeiten, Anstel­
lung in Teilzeit oder befristet. Hinzu kommen die
chronische Unterbezahlung bei mangelhafter
Anerkennung sowie die geringen Aufstiegsmög­
lichkeiten. Dazu besteht eine hohe emotionale
Beanspruchung durch den intensiven Einsatz
für andere Menschen verbunden mit einer stark
ausgeprägten Bindung an den Beruf.
Was können die Verantwortlichen tun?
LeiterInnen, Träger und die im Gesund­
heitsschutz Handelnden sind gemeinsam ver­
antwortlich. Doch Alters- und alternsgerechte
Arbeitsbedingungen gibt es nicht. Stetig stei­
gen die Ansprüche an die Bildungsqualität,
frühkindliche Beobachtung wird erwartet. Der
Ausbau der Betreuung für Kleinkinder bei
knapper Personaldecke und häufig schlechter
Raumausstattung kommen noch hinzu.
Internetseite der technologie­
beratungsstellen (tBS) NRW
Broschüre: alternsgerechtes
arbeiten in Kindertagesstätten
tBS NRW: handlungswissen
psychische Gesundheit
StressPro lCheck
p us
Die Handlungsmöglichkeiten und Maßnah­
men zur Verbesserung des Gesundheitsschut­
zes sind jedoch vielfältig: Sie sollen passge­
recht für den eigenen Betrieb, gegenüber den
spezifischen Problemen wirksam und mit den
vorhandenen Mitteln umsetzbar sein. Zudem
den Bedürfnissen der Beschäftigten entspre­
chen und von ihnen aktiv umgesetzt werden.
Die Methode der Gefährdungsbeurteilung zur
Untersuchung der Belastungen am Arbeits­
platz ist durch das Arbeitsschutzgesetz von
1996 nicht abschließend festgelegt. Deshalb
haben die Betriebe hier viele Spielräume,
die Personalvertretungen weitreichende Mit­
bestimmungsmöglichkeiten und die Beschäf­
tigten Beteiligungsrechte nach Tarifvertrag.
Mittlerweile führen die meisten Betriebe zwar
Gefährdungsbeurteilungen durch, beschränken
sich aber oft auf physikalische Belastungen.
Berufsgenossenschaften, Unfallversiche­
rungsträger und staatliche Aufsichtsbehörden
sehen psychische Belastungen als wichtigste
Belastungsquelle und setzen ihre gemein­
samen Aktionsschwerpunkte auf betriebliche
Defizite in Arbeitsorganisation, Qualifikation,
personale Anforderungen, Arbeitszeiten oder
Führungsverhalten.
Die richtige Vorgehensweise
Die bewährtesten Methoden zur Ermitt­
lung psychischer Belastungen sind die Mitar­
beiterbefragung und der Gesundheitszirkel.
Gesundheitszirkel sind temporäre betriebliche
Problemlösegruppen zur Benennung von Belas­
tungsfaktoren, zur Erfassung von Ressourcen
und zur gemeinsamen Lösungsfindung – Be­
schäftigte und Leitung beziehungsweise Träger
sitzen an einem Tisch.
Geeignete Fragebögen orientieren sich an
den Kriterien der DIN EN ISO 10075 „Psy­
chische Belastungen“, wie beispielsweise der
COPSOQ. Die TBS NRW setzt seit 2009 einen
speziell im Sozial- und Erziehungsdienst er­
probten StressProfilCheck ein. Nach der Befra­
technologieberatungsstellen NRW
TBS NRW e. V. Regionalstelle Düsseldorf
Kurfürstenstr. 10, 40211 Düsseldorf
Telefon: 0211/1793100
E-Mail:
TBS NRW Hauptstelle und Regionalstelle
Dortmund
Westenhellweg 92–94, 44137 Dortmund
Telefon: 0231/2496980
E-Mail:
TBS NRW Regionalstelle Bielefeld
Stapenhorststr. 42b, 33615 Bielefeld
Telefon: 0521/966350
E-Mail:
gung werden die Ergebnisse gemeinsam be­
wertet und Handlungserfordernisse abgeleitet.
Wird der StressProfilCheck in Kitas eingesetzt,
können eigene betriebliche Befunde mit den
inzwischen gewonnenen Branchenwerten ver­
glichen werden.
Pluspunkt gesunde Belegschaft
Mit den dargestellten Methoden kann der
Träger sowohl seine gesetzlichen Pflichten
erfüllen als auch ein Strategieinstrument
für passgerechte Lösungen finden, um den
betrieblichen Gesundheitsschutz, die Verhal­
tens- und Verhältnisprävention, betriebliche
und persönliche Verantwortung sowie Träger­
budget und Beschäftigtenbeteiligung in eine
ausgewogene Balance zu bringen. Manche
Schritte sind zeit- und kostenintensiv, doch
die Ergebnisse im Gesundheitsschutz werden
sich bezahlt machen: in größerer Bereitschaft,
zielgenauem Einsatz, effizienter Organisation,
qualifizierter Arbeit und einer gesunden Beleg­
schaft.
Klaus Heß
Klaus heß
TBS-Berater,
Regionalstelle Düsseldorf
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