nds201505 - page 21

GEWNRW: PersonalratHaupt-
schule, AnsprechpartnerInnen
MSW: Leitlinien für Personal-
maßnahmenbei schulorgani-
satorischenVeränderungen
Hans-WilhelmBernhard
Vorsitzender der Fachgruppe
Hauptschule der GEWNRW und
Personalrat
WoeseinObengibt,mussesaucheinUntengeben,
deshalb gibt es Hauptschulen. Die Hauptschule
ist für die Eltern keine Wunschschule, sondern
die einzige Option. Dadurch entstehen weder
für die Kinder noch für die Beschäftigten gute
Arbeitsbedingungen.WährendsichdieKollegInnen
für unsere Kinder aufreiben, hat das gegliederte
SchulsystemausderHauptschuleeinsozialpädago-
gischesBetreuungsprojektgemacht. Es ist richtig,
die Schulform aufzulösen, und zwar schnell. Als
PersonalratderGEWNRWkämpfe ichdafür, dass
derProzesssozialverträglichundtransparenterfolgt.
VolkerMaibaum, Personalrat der GEWNRW
und Lehrer an einer Hauptschule
AlsPersonalrätinweiß ich,waszu tun ist,wenneine
Schule schließt. Aber beimeinenKollegInnen vor
Ort sinddie Sorgengrößer: Sie habenBeratungs-
und Informationsbedarf, sie sindunsicherund sie
wissenoftnichtdamitumzugehen,biszumSchluss
inder Schule zubleiben. Hinzu kommt dieAngst,
danachnichtmehrwohnortnaheingesetztwerden
zu können und vielleicht in der neuen Schulform
unerwünscht zusein. Ichunterstützemeinebetrof-
fenenKollegInnenvorOrtundversuche, ihnendie
Sorgen zunehmen!
MarionVittinghoff, Personalrätinder GEWNRW
und Schulsozialarbeiterin an einer Hauptschule
Möglichkeit der Versetzung mit Rückabord-
nungGebrauch gemacht werden.
Entscheidend ist, neben den Personalmaß-
nahmen für die wechselnden Lehrkräfte auch
für die verbliebenenKollegInneneinePerspek-
tive zu schaffen, die ihren Plänen und Vorstel-
lungenmöglichst nahe kommt. Auchwenn in
Einzelfällennicht alle Problemegelöstwerden
können, haben sichdie vereinbarten Leitlinien
in dem Prozess als hilfreich erwiesen.
HauptschülerInnennicht zurücklassen
Da die Schulform Hauptschule schon jetzt
nichtmehr flächendeckend imLandevertreten
ist, stellt sichdarüberhinausdieFrage,wasmit
denHauptschülerInnengeschieht.Siehabenein
Rechtaufangemessene individuelleFörderung
und werden zukünftig verstärkt zu Sekundar-
undGesamtschulenwechseln –dort treffen sie
hoffentlichauchaufdievorhandeneKompetenz
vonerfahrenenHauptschullehrkräften. Für die
verbliebenenHauptschülerInnengiltderGrund-
satz„Niemandenzurücklassen“ganzbesonders.
Es ist deshalb unbestritten, dass die Kom-
petenzen der an den Hauptschulen tätigen
Professionen auch an den Schulen des län-
gerengemeinsamen Lernens benötigtwerden.
Ausgebildete HauptschullehrerInnen haben
aufgrund ihrer teilweise jahrzehntelangen
gutenArbeitunterschwierigenBedingungenein
Anrecht auf eine sozialverträglicheGestaltung
des Veränderungsprozesses – so ist es auch in
denLeitlinienvereinbart.DieBerücksichtigung
ihrer individuellenWünschemuss dabei einen
hohenStellenwerthaben.DieHilfebei derUm-
setzungundRealisierung istdieHauptaufgabe
der zuständigen Personalvertretungen in den
verbleibenden Jahren.
Hans-WilhelmBernhard
Hauptschulen imAuflösungsprozess
Hindernisse
WeraneinerHauptschule imAuflösungsprozess lehrt
oder lernt, hatmitvielenHindernissenzukämpfen.
WaspassiertmitdenMenschen,denSchulgebäuden
undden Schulen an sich?
Schulen
◆◆
Schulen werden sofort geschlossen, obwohl sie
noch alle Jahrgänge beschulen.
◆◆
Schulen verlierenmit Beginn des Schließungspro-
zesses zuerst die Klasse 5, die nach nur einem
Jahr an eine andere Schule verlagert wird.
◆◆
Schulen werden trotz festgelegtem Schließungs-
termin doch noch ein weiteres Jahr aufrechter-
halten.
DieUrsache ist inallenFällen imSchulträgerhandeln
zusuchen– jenachdem,welchesGebäudezuwelchem
Zeitpunkt für andere Zwecke benötigt wird. Mitunter
liegt es daran, dass vorhandene und erforderliche
Raumkapazitäten falsch eingeschätzt wurden.
Gebäude
Schulgebäude sind marode, werden während des
Auslaufprozesses nicht mehr saniert oder instand
gehalten.WirddasGebäudeweiterbenötigt, nehmen
Reparatur- undModernisierungsmaßnahmen ein un-
erwartetes Tempo auf, sobald die Hauptschule das
Gebäude verlassen hat.
Entsteht im Gebäude eine neue Schule, müssen
auslaufende Hauptschulen frühzeitig „ihr“ Gebäude
verlassenundwerden in leerstehendenSchulenunter
unzureichenden Bedingungen untergebracht. Dort
fehlen Fachräumeoder dienotwendigeAusstattung.
SchülerInnen
◆◆
Die Hauptschule hatte immer schon den höch-
stenAnteil anSchülerInnenmitMigrationshinter-
grund – daran hat sich nichts geändert.
◆◆
DieHauptschule ist nachwievor einGrundpfeiler
des gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit
und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf.
◆◆
Die Hauptschule trägt weiterhin einen hohen
Anteil an der Beschulung von Kindern mit feh-
lenden oder mit geringenDeutschkenntnissen.
◆◆
Auch im vergangenen Jahr wurden wieder mehr
als 5.000 SchülerInnenaus anderen Schulformen
an die Hauptschule abgeschult.
Der Anteil jener SchülerInnen, auf die diese Merk-
male nicht zutreffen, ist rapide gesunken. Dadurch
wird jeder Integrations- oder Inklusionsgedanke ad
absurdum geführt.
LehrerInnen
ImmerhäufigerwerdenTeilabordnungendurchgeführt
– und das hat eine Tätigkeit an zwei Standorten zur
Folge. ZumBeispiel an ...
◆◆
Teilstandorten der Schule, die durch das Zusam-
menlegenmit anderen auslaufendenHauptschu-
len entstanden sind.
◆◆
Nachbarschulen, die sich gegenseitigmit den rar
werdenden FachlehrerInnen aushelfenmüssen.
◆◆
neuentstehendenSekundar- undGesamtschulen,
an denen Hauptschullehrkräfte zunächst nur
teilweise tätigwerden können.
Ein großes Problem besteht darin, den KollegInnen,
dienichtwunschgemäßversetztwerdenkönnen, eine
verlässliche Perspektive zu geben. Eine langfristige
Personalplanung fehlt insbesondere fürdiejenigen,die
„dasLichtausmachen“. Sohaben siekeineSicherheit,
dengewünschtenWechselzuschaffen. IhreAngstbleibt
bestehen, zur nächsten schließenden Hauptschule
geschickt zu werden. Besonders verunsichert sind
KollegInnen, die ...
◆◆
Fächer vertreten, die in anderen Schulformen
wenig oder gar nicht unterrichtet werden.
◆◆
als SeiteneinsteigerInnen ohne abgeschlossene
Lehrerausbildung tätig sind. Bei der Einstellung
wurden sie dringend benötigt, zwischenzeitlich
haben sie jahrelange Schulerfahrung gesammelt.
Nun spüren sie, dass sie es schwer haben, in an-
deren Schulformen Fuß zu fassen.
Helmut Robertz, Personalrat der GEWNRW
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28,29,30,31,...40
Powered by FlippingBook