Anden493 verbliebenen vonursprünglich1.478 (1970) Haupt-
schulen inNordrhein-Westfalenwerden – StandMai 2015 –
rund119.000 SchülerInnen von11.698 LehrerInnenbeschult.
Inder Statistik ist dieHauptschule nicht erst seit gestern
auf einem absteigendenAst. Dochwas sagendiese Zahlenüber
die tatsächliche Situation vor Ort aus? Fest steht: DieHaupt-
schule ist diejenige Schulform, ander alle SchülerInnenAufnah-
me finden, die in irgendeinerWeise besondereUnterstützung
benötigen. Für viele ist sie die einzigeChance.
Hauptschule imUmbruch
Nicht in Vergessenheit geraten
Erneut sinken die Schülerzahlen an Haupt-
schulen zum Schuljahr 2015/2016 um rund
15 Prozent. Die sinkenden Schülerzahlen auf
dem Papier veranlassen die Landesregierung,
in vielen Bereichen den Rotstift anzusetzen:
Die Stellen gegen Unterrichtsausfall und für
individuelleFörderunganHauptschulenwerden
dramatisch gekürzt, um gut 35 Prozent. Auch
die IntegrationshilfestellenmüsseneineReduzie-
rungvon rund18Prozenthinnehmen.Und trotz
des Anstiegs der Schülerzahl mit Förderbedarf
werden auch dort die Stellen für sonderpäda-
gogische Förderung im Bereich der Lern- und
Entwicklungsstörungen (LES)anHauptschulen
ummehr als 13 Prozent zusammengestrichen.
Gemeinsam LernenanderHauptschule
Im Schuljahr 2014/2015werdennoch11,7
ProzentallerSchülerInnen inderSekundarstufe
I (Sek I) an Hauptschulen unterrichtet. Die
SchülerInnen kommen aus über 150 verschie-
denen Nationen. Bei einem Anteil von mehr
als40ProzentanSchülerInnenmitMigrations-
hintergrundmuss sichdasLandNRWdieFrage
stellen, ob an Hauptschulen eine Integration
von SchülerInnen aus anderen Kulturkreisen
überhauptnochzu leisten ist.Besondershoch ist
derAnteil jenerSchülerInnen,dieerst imVerlauf
derSek I zuwanderten:Rund60Prozentderspät
zugewandertenSchülerInnenwerdenanHaupt-
schulen unterrichtet. Dieser Aufgabe widmen
sich die KollegInnenmit großem Engagement
undHerzblut – sie stoßen allerdings vielerorts
an ihreGrenzen. Die zur Verfügung stehenden
räumlichen und personellen Ressourcen sind
immermehr unzureichend.
Foto: Tamas Zsebok/fotolia.com
Auch auf dem Gebiet der Inklusion im
Rahmen des gemeinsamen Lernens für Schü-
lerInnen mit sonderpädagogischem Förder-
bedarfnimmtdieHauptschuleeineVorreiterrolle
ein: Um gut 400 ist die Anzahl der Schüle-
rInnenmitFörderbedarf imVergleichzumVorjahr
auf 8.431 imSchuljahr 2014/2015gestiegen.
DerGroßteilhateinenFörderbedarfwegenLES.
Damit werden an den Hauptschulen gut 42
Prozent aller Kinder mit Förderbedarf LES an
RegelschulenderSek Igefördert.Mitgesicherter
UnterstützungdurchSonderpädagogInnenkön-
nendieHauptschulen seitderVerabschiedung
des9. Schulrechtsänderungsgesetzesallerdings
nichtmehr rechnen.
DasknappbemesseneStellenbudgetkommt
an vielen Schulen teilweise gar nicht oder nur
unvollständig an. Durch neue Verteilungskri-
terien wie die Zügigkeit einer Schule werden
in Zukunft erst recht Verschlechterungen zu
erwarten sein.
ChancenbietenanderHauptschule
Eine besondere Schülergruppe, der sich die
Hauptschule annimmt, sind die SchülerInnen,
die ananderen Schulformender Sek I geschei-
tert sind. SiehabendieChance, anderHaupt-
schule ihre Schullaufbahn weiterzuführen. Im
Schuljahr 2014/2015 waren es fast 5.000
dieser SchülerInnen, die sich auf die immer
weniger werdenden Hauptschulen verteilten.
Auch kommen in jedem Jahr SchülerInnenaus
den Schulformen des längeren gemeinsamen
Lernens an die Hauptschulen. Im letzten Jahr
warenes immerhin523SchülerInnen,dieschwer-
punktmäßig ins neunte Schuljahr wechselten.
Der überwiegende Anteil der abgeschulten
SchülerInnen wechselt jedoch von den eben-
falls immer kleinerwerdendenRealschulen, die
ihrerseits einen großen Teil der abgeschulten
GymnasiastInnen aufnehmen. Weitere rund
800SchülerInnenausFörderschulenwurden in
2014/2015 an Hauptschulen integriert. Viele
SchülerInnen, die erst spät aus anderen Schul-
formenandieHauptschulekommen, sindschul-
müde,verhaltensauffälligundkönnenmanchmal
diebestehendenKlassenstrukturendurcheinan-
derbringen.DenbetroffenenSchulen stehen für
all diese Herausforderungen die notwendigen
Stellenanteile oftmals erst zu einem späteren
Zeitpunkt zur Verfügung.
Nicht zu vergessen sind die Kinder, denen
das Lernenmanchmal nicht so leicht fällt, die
teilweise aus problematischen Elternhäusern
kommen oder die einen nicht amtlich aner-
kanntenUnterstützungsbedarf haben.
WenigPerspektiveanderHauptschule
Hauptschullehrkräfte sind mit ihnen, mit
der Inklusion von Migrantenkindern, Kindern
mit sonderpädagogischem Förderbedarf und
abgeschulten Kindern anderer Schulformen
schlichtweg an der Grenze ihrer Leistungsfä-
higkeit angekommenoder überschreitendiese
permanent. Fast 60 Prozent aller LehrerInnen
anHauptschulen sindüber50 Jahrealt.Davon
sind fast30Prozent ineinemTarifbeschäftigten-
verhältnisangestelltundnichtverbeamtet–das
ist die höchste Quote unter den Schulformen
der Sek I. Immermehr KollegInnenmüssen an
zwei Schulenarbeiten.Das istdemAuslaufpro-
zess von Hauptschulen und dem Neuaufbau