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nds 5-2015
OffeneGanztagsschule
ZwischenQuantität
undQualität
Über 70Prozent derGrundschülerInnenbesuchen in vielenSchulendieOffenen
Ganztagsschulen (OGS)–vor zehnJahren rechnetemanmiteinerBeteiligungvon
30Prozent. EinErfolgsmodell?EinAntragder LandtagsfraktionderPiraten lenkt
den Blick auf die Qualität der Betreuung. In einer gemeinsamen Anhörung der
Ausschüsse für Schule undWeiterbildung sowie für Familie, Kinder und Jugend
nahmenExpertInnenausKommunen, von freienTrägern,GEWNRWundSchulen
am22. April 2015 Stellung.
Foto: complize/photocase.de
GEWNRW: Stellungnahme zur
Anhörung am22. April 2015
LandtagNRW: alleweiteren
Stellungnahmen zur Anhörung
Ein Schwerpunkt der Diskussion war die
Personalsituation in den OGS – passend zu
den laufenden Tarifauseinandersetzungen im
Sozial- und Erziehungsdienst. Maike Finnern
kritisiertealsstellvertretendeLandesvorsitzende
der GEWNRW vor allem die prekärenArbeits-
verhältnisse vieler OGS-MitarbeiterInnen, die
zueinemgroßenFachkräftemangel indenOGS
undhoher Fluktuation führen. Sie forderte zwei
hauptamtliche sozialpädagogische Fachkräfte
pro Gruppe mit unbefristeten Verträgen und
Bezahlung nach TVöD sowie zusätzliches Ver-
waltungs- undKüchenpersonal.
SchnellenAusbau ermöglichen
– aber nicht aufKostenderQualität
Bisher fehlen für dieOGS verbindliche Stan-
dardssowohl fürdiepersonelleAusstattungals
auch für Räume undMaterial. Fest steht nur:
Nach dem Ganztagserlass bilden 25 Kinder
eineOGS-Gruppe. Aber wie viele Personen die
Gruppenbetreuen, inwelchenRäumenundwie
dieseausgestattet sind–dashängt vomeinzel-
nen Träger und von der Höhe der freiwilligen
Leistungen der Kommune ab.
Mitder schrittweisenErhöhungderLandeszu-
schüsseum jährlich1,5Prozentab2015hatdas
Landeinen richtigenSchrittgetan. EinigeExper-
tInnen, darunterauchdieGEWNRW,wiesen in
derAnhörungdarauf hin, dassdieseErhöhung
die steigendenKosten jedochnicht decke und
beidenTrägernderOGSnichtankomme,daviele
Kommunen ihren freiwilligenBeitraggleichzeitig
umdiesenAnteil kürzen.Durchdieanhaltende
UnterfinanzierungsahetwaUrsulaHawighorst-
Rüßler vonder Landesarbeitsgemeinschaft der
FreienWohlfahrtspflegeNRWdieGefahr, dass
in den OGS Personal abgebaut wird oder die
freien Träger sich in den kommenden Jahren
aus denOGS zurückziehenwerden.
InallenLandesteilensteigtdieZahlderOGS-
Kinder stetigundvielerortsgibtesWartelisten.
BeidiesemschnellenAusbaudarfaberdieQuali-
tätderAngebotenicht leiden.Diesmachtenalle
ExpertInnendeutlich.Hier istdasLandgefordert,
denndieQualitätderBetreuung fürdaseinzelne
Kinddarfnicht vomWohnortbeziehungsweise
der finanziellen Lage der Kommune abhängig
sein. KlausHebborn vomStädtetagundRobin
Wagener vom Städte- und Gemeindebund als
Vertreterder kommunalenSpitzenverbände for-
derten indiesemZusammenhangdieAufnahme
der OGS in das Schulgesetz. DieOGS sei nach
13 Jahrenein festerBestandteilder schulischen
Betreuung, die rechtlichnichtmehrnuraufder
Basis eines Erlasses organisiert werden könne.
Damit würde auch ein Grund für eventuelle
Befristungen entfallen.
Rhythmisierung – inderOGS schwierig
Eine Möglichkeit der Qualitätssteigerung
wurde in der stärkeren Verbindung vonUnter-
richt und OGS gesehen, wobei immer wieder
das Stichwort „Rhythmisierung“ fiel. Die GEW
NRW hat aber noch einmal deutlich gemacht,
dass die OGS eine additive Ganztagsbetreu-
ung bleibt und eine Rhythmisierung wie im
gebundenen Ganztag nicht stattfinden kann,
da nicht alle Kinder in die OGS gehen bezie-
hungswiese jährlichabgemeldetwerdenkönnen.
Zwar gibt es zunehmend Ganztagsklassen im
RahmenderOGS,dochkönnenElternnachdem
Erlass nicht gezwungen werden, ihr Kind vier
Jahre lang in dieOGS zu schicken.
VieleExpertInnen, darunter auchMaikeFin-
nern, erinnerten indiesemZusammenhangan
denBeschlussderBildungskonferenzvon2013,
nachdemdieOGSnur einZwischenschritt auf
demWeg zu einer gebunden Ganztagsschule
sein soll. Hier werden deutliche Signale der
Landesregierung vermisst.
Inklusion – aber nurmitUnterstützung
DieAnforderungen andieOGS imRahmen
von sonderpädagogischer Unterstützung und
Zuwanderung steigen. Hier wird der Mangel
angutausgebildetemPersonalbesondersdeut-
lich. Noch immerwird vondenKommunendie
Unterstützung der Kinder durch Integrations-
helferInnen in der OGS abgelehnt, weil dies
ein „freiwilliges“ Angebot sei. Die OGS aber
ist einOrt – oder kann einOrt sein –, an dem
Inklusion wirklich gelebt werden kann. Viele
KinderbenötigendazuspezielleUnterstützung,
dageradediegroßenGruppeneinebesondere
Herausforderung für sie bedeuten. Inklusion
bedeutet die Teilhabe von allenKindern, auch
der zugewanderten – sie kann nicht ohne Un-
terstützungssysteme funktionieren.
RixaBorns
RixaBorns
Vorsitzende der Fachgruppe
Grundschule der GEWNRW