nds201505 - page 20

Über das Ende der SchulformHauptschule
wird schon seitmehr als zwei Jahrzehnten dis-
kutiert. Unter der schwarz-gelben Regierung
wurdemitder „QualitätsoffensiveHauptschule“
mit großem finanziellenAufwand der Versuch
gestartet, die Schulform aufzuwertenund ihre
Akzeptanzzuerhöhen–allerdingsohnenachhal-
tigenErfolg. ImGegenteil:NiewarderAbwärt-
strend so starkwie inden letzten zehn Jahren.
Während imJahr2005noch fast300.000,2010
nochfast200.000SchülerInnendieHauptschule
besuchten,werdenes imnächstenSchuljahraller
Voraussicht nach rund100.000 sein.
Foto: Remainso/fotolia.com
Leitlinien für auslaufendeSchulen
Mehr als die Hälfte der aktuell knapp 500
HauptschulenstehtvorderAuflösung.Dabedarf
eswedermathematischer nochhellseherischer
Fähigkeiten, um einePrognose für dieZukunft
abzugeben. Deswegen kann die Frage nicht
heißen „Weiter so?“, sondern: „Wie gestalten
wir den Auslaufprozess?“ Nachdem sich 2011
CDU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
auf Grundlage der Empfehlung der Bildungs-
konferenz im Schulkonsens auf die Errichtung
vonmehr Schulen des längeren gemeinsamen
Lernens–dasheißtSekundar- undGesamtschu-
len–unddenWegfall derVerfassungsgarantie
derHauptschuleeinigten, war es Ziel derGEW
NRWund ihrerPersonalvertretungen,dieFolgen
für die Beschäftigten anHauptschulen zumin-
dest abzumildern.
GEW, VBEundderHauptpersonalratHaupt-
schulen nahmen Verhandlungen mit dem
Ministerium fürSchuleundWeiterbildung (MSW)
überdieZukunftderHauptschullehrkräfteauf.
DasErgebniswaren imMärz2012diemitdem
MSWvereinbarten „Leitlinien fürPersonalmaß-
nahmen bei der Auflösung von Schulen“.
Veränderung sozialverträglichgestalten
ZuBeginngabesallerdingseinigeProbleme
beiderUmsetzungvorOrt.Problemfelderwaren
unter anderem
◆◆
dieDurchführungder Interessenabfrage so-
wie die Erstellung und die Umsetzung von
Stufenplänen
◆◆
die einheitliche Erfassung derWünsche der
KollegInnen
◆◆
die schulformübergreifenden Ausschrei-
bungen von A-13-Stellen als erstes Beför-
derungsamt
◆◆
dieSchaffung vonPerspektivenauch für die
singuläranSchulenvertretenenProfessionen
(SchulsozialarbeiterInnen, Lehrkräfte fürden
HerkunftssprachlichenUnterricht etc.)
◆◆
dieVerfahren fürdenUmgangmitLehrkräften
mit anderen Lehrämternwie beispielsweise
der Primarstufe sowie mit Seiteneinsteige-
rInnen
Nachdem im Rahmen des Transformations-
prozesses hin zu mehr Schulen des längeren
gemeinsamen Lernens und zur Inklusion auch
Realschulen und Förderschulen vom Schüler-
rückgang betroffen waren, wurden im August
2013aufGrundlagederHauptschulleitlinienmit
allenHauptpersonalräten, der GEWNRW und
denmeistenLehrerverbändendie „Leitlinien für
Personalmaßnahmenbei schulorganisatorischen
Veränderungen“ vereinbart.
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass in
jedem Jahr über 1.000 KollegInnen von Schu-
len des gegliederten Systems zu Schulen des
längeren gemeinsamen Lernens wechseln
müssen, wird die Mammutaufgabe für die
Personalvertretungen und die Schulverwal-
tung deutlich: Die Wechsel müssen sozial-
verträglich geschehen und immer unter dem
Aspekt, dass die verbliebenen SchülerInnen
ein Anrecht auf die Sicherung der bestehen-
den Unterrichtqualität haben. Um den In-
teressen der Lehrkräfte und dem Anspruch
der SchülerInnen gerecht zu werden, sollte
dort, wo es gewünscht wird, verstärkt von der
SchulleitungenauslaufenderHauptschulenhaben
eine vordringliche Aufgabe: Stabilisierung der
dort noch lehrenden und lernenden Menschen!
SchülerInnen, die sich noch ein zusätzliches Mal
abgeschoben fühlen;Eltern,dieumdieAbschlüsse
ihrer Kinder bangen; Lehrkräfte, die nicht wissen,
woher sie die Zeit und die Kraft für die Aufgabe
nehmen sollen und wo sie am Ende dieser Kärr-
nerarbeit landen werden. Unter den aktuellen
Bedingungen ist es schwierig, allen gerecht zu
werden. Die Leitlinien für auslaufende Schulen
müssen vor Ort noch stärker greifen!
Michael Liß, Hauptlpersonalrat der GEWNRW
und Schulleiter einer Hauptschule
Der Vergangenheit nachzutrauernund sich an Zeiten zu
erinnern, als dieHauptschule nochdeswegen ihren
Namen trug, weil dieHauptzahl der SchülerInnennach
der Grundschule indiese Schulformwechselte, hilft
allen, die hiermomentan tätig sind, relativwenig.
Höchste Zeit, sichden aktuellenRealitäten zu stellen
unddie Zukunft indenBlick zunehmen.
LehrerInnenund SchülerInnen anHauptschulen
Was die Zukunft bringt
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