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ARBEITSPLATZ
Tarifergebnis im Sozial- und Erziehungsdienst
Aufwertung sozialer Berufe –
ein langerWeg
Die GEW war mit der Absicht angetreten,
fünf Jahre nach Inkrafttreten der TVöD-Ent-
geltordnung für den kommunalen Sozial- und
Erziehungsdienst die Strukturen der Eingrup-
pierung den Veränderungen des Arbeitsfeldes
anzupassen–daranhattesichseitdemVerhand-
lungsauftaktam25. Februar2015nichtsgeän-
dert. DieBerufe sollten insgesamt aufgewertet
unddieBezahlungdeutlich verbessertwerden.
Die Verhandlungsführer der VKAmachten von
Anfang klar, dass es keinegenerelleAnhebung
der Gehälter geben könne. Man müsse jedes
Tätigkeitsmerkmal daraufhinüberprüfen, obes
seitdemJahr2009substanzielleVeränderungen
gegeben habe, die eine neue Eingruppierung
rechtfertigen. Im Verlauf der Verhandlungen
zeigtesich immerwieder,dassdieVKAvordiesem
Hintergrundnur inTeilbereichenund für kleine
PersonengruppenzuVerbesserungenbereitwar.
UmdieForderungenderBeschäftigtennach
Aufwertung durchzusetzen, riefen die Gewerk-
schaften ab dem 8. Mai 2015 zum Streik auf.
ZehntausendeKollegInnenbeteiligten sicham
erstenbundesweiten,unbefristetenArbeitskampf
sozialer Berufe.NachdemauchdieSchlichtung
Ende Juni kein zufriedenstellendes Ergebnis
erbrachthat, kündigtendieGewerkschaftenan,
dieStreiks fortzusetzen.DieseDrohungbrachte
letztlichnach insgesamt218TageneinVerhand-
lungsergebnis.
KleineVerbesserungen für
SozialarbeiterInnenund -pädagogInnen
DieTarifkommissionderGEWbewertetedas
Ergebnis als tragbarenKompromiss. Allerdings
werden viele – vor allem SozialarbeiterInnen
und SozialpädagogInnen – unzufrieden sein.
Für siegibtesnur kleineVerbesserungen: Inder
Entgeltgruppe S11wurdendieBeträgeum1,6
Prozent angehoben, in der Entgeltgruppe S12
um1,3Prozent.DasentsprichtErhöhungenvon
46,96 Euro bis 60,48 Euro.
In der Entgeltgruppe S14 für Sozialarbeite-
rInnen mit besonderen Aufgaben für das Kin-
deswohl liegt die Steigerung bei knapp zwei
Prozent, also zwischen30,- Euro und80,- Euro.
Gutes Ergebnis für vieleKitaleitungen
Kitaleitungen können sich hingegen über
zumTeil erheblicheGehaltssteigerungen freuen.
Im Durchschnitt aller sechs für Leitungskräfte
maßgeblichenTätigkeitsmerkmale liegtdasPlus
nach einer Höhergruppierung bei 270,- Euro
oder 6,7 Prozent.
Allerdings werden durch dieHöhergruppie-
rungnichtalleBeschäftigteneinentatsächlichen
Zugewinn haben. Vor allem für KollegInnen,
die in ihrer jeweiligen Entgeltgruppe Stufe 3
oder4erreichthabenundunmittelbarvoreinem
weiterenStufenaufstieg stehen, kannder Zuge-
winn niedriger ausfallen als bei fortgesetztem
Stufenaufstieg in ihrer jetzigen Entgeltgruppe.
Das liegtandem fürdengesamtenöffentlichen
DienstgeregeltenModusderHöhergruppierung
(§17Abs. 4TVöD), nachdemman zwar höher-
gruppiertwird,aberunterUmständeneineStufe
zurückfällt.DamitdieHöhergruppierung für Lei-
tungskräftewirksamwird,musssie individuellbis
spätestenszum30. Juni2016– rückwirkendzum
1. Juli 2015 – beantragt werden. Es ist ratsam,
sorgfältig zu prüfen, wie sich der individuelle
Stufenverlauf indennächstenJahrenentwickeln
wird. IneinzelnenFällenkannessinnvoll sein, in
der jetzigen Entgeltgruppe zu bleiben.
Von dieser allgemeinen Regel sind die Lei-
tungen vonKitasmit bis zu39Plätzenunddie
stellvertretenden Leitungen von Kitas ab 40
Plätzen,diebislang inEntgeltgruppeS7eingrup-
piert sind, ausgenommen. Sienehmen ihreStufe
unddie Stufenjahre indie neue Entgeltgruppe
mit und erzielen erhebliche Zugewinne – als
Spitzenwert inS9,Stufe6,eineGehaltssteigerung
von511,08 Euro.
Am30. September 2015hatte die neunteVerhandlungsrunde von ver.di, GEW
unddbbmit der Vereinigungder kommunalenArbeitgeberverbände (VKA)
endlich ein Ergebnis erbracht. In einer zähenAuseinandersetzungwar es in
den frühenMorgenstunden desmittlerweile 15. Verhandlungstages soweit,
dass es inwesentlichen Punkten einen tragbarenKompromiss gab. Aktuell
entscheidendieGewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmungdarüber, ob
sie das Ergebnis annehmenwollen.
Gut, dass die Einstiegsgehälter erhöht wurden.
Insgesamt finde ich, dass die Bezahlung nach
dem Tarifergebnis gerechter geworden ist. Was
aber noch viel wichtiger ist, ist die Arbeitsbedin-
gungenund Stellenschlüssel zu verbessern.
TrudeMarkja, Erzieherin
Das Tarifergebnis bringt Verbesserungen in der
Bezahlung für vieleBeschäftigte.Dies kannaber
nur ein erster Schritt sein! Unter anderem fal-
len die Erhöhungen für SozialarbeiterInnen und
SozialpädagogInnen sehr geringaus –das zeugt
nicht von hoher Wertschätzung der Arbeit der
KollegInnen.
Dorothea Schäfer, Vorsitzende der GEWNRW
Foto: sajola/photocase.de
Foto: krockenmitte/photocase.de
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