SeniorInnender GEWNRW reisennach Polen
ZuGast in Breslau
Zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt zählen vor allem die
BreslauerZwerge–AktivistInnenderOppositionsbewegung inden1980er
Jahren, die indieunpolitischeGestaltvonZwergenschlüpften, umgegen
dieKommunistischePartei zudemonstrieren.NachderRevolutionwurden
die Zwergenfiguren zur Erinnerung inBreslauaufgestellt. Heute gibt es
mehr als 225 von ihnen, denen gerne über den Kopf gestreichelt wird
und die beliebte Fotomotive für TouristInnen sind.
In Breslaus Innenstadt besichtigte die Gruppe das Wohnhaus der
FamilievonEdithStein. EdithSteinwar eine Jüdin, die zumkatholischen
Glauben konvertierte und am 9. August 1942 im Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenauermordetwurde.1998wurde sievonPapst Johannes
Paul II.heiliggesprochen.BegegnungenmitMenschenvorOrt sind fürdie
TeilnehmerInnendas BesondereandiesenReisen. Daher besuchtendie
RuheständlerInnenausNRWauchdieDeutscheMinderheit nach1945.
Die Deutsche Minderheit ist eine anerkannte nationale Minderheiten-
gruppe inPolen, dieverschiedenekulturelleAktivitätenorganisiert.Dazu
gehörtaucheinFest zusammenmitanderenGruppen inderhistorischen
Messehalle inBreslau,beidem traditionelleTänzeaufgeführtwerden.Der
BesuchderWeiß-Storch-Synagogeundeiner evangelischenKirchegaben
Einblicke in das religiöse Leben vonweiterenMinderheiten in Polen.
Die TeilnehmerInnen besichtigten die Gnadenkirche in Scheidtwitz,
bevor siezumGutKreisausüdwestlichvonBreslauweiterfuhren.Aufdem
Gutder FamilieMoltkeversammelte sichab1940der „KreisauerKreis“ –
einebürgerlicheWiderstandsgruppezurZeitdesNationalsozialismus, die
sichumHelmuth JamesGraf vonMoltkeundPeterGraf vonWartenberg
bildete. Der Kreisauer Kreis plante eine politischeNeuordnung für den
Fall eines Zusammenbruchs der Hitler-Diktatur. Die TeilnehmerInnen –
Adelige, SozialistInnen, ProtestantInnenundKatholikInnen– trafen sich
imBerghaus, demabseitsgelegenenWohnhausder FamilievonMoltke.
Im Januar1944verhaftetedieGestapoHelmuth JamesGraf vonMoltke,
weilereinenFreundvordessenbevorstehenderVerhaftunggewarnthatte.
Nach demAttentat vom 20. Juli 1944 verurteilte der Volksgerichtshof
viele Mitglieder des Kreisauer Kreises zum Tode. Das Gut wurde nach
1989 zueiner Internationalen Jugendbegegnungsstätteumgebaut.Dort
soll der Austausch zwischenMenschen verschiedenerHerkunftmöglich
sein, um so die Beziehung zwischenWest- undOsteuropa zu stärken.
Annegret Caspers
„Breslaugestern –Wroclawheute“war das Themader dies-
jährigenReisederSeniorInnenderGEWNRWvom30.August
bis4.September2015.ReisebegleiterinRenataBardzik-Milosz
führtedieKollegInnendurchdieStadt BreslauanderOder
mit ihrer Dominsel, der Johanniskathedrale, demUniversi-
tätsviertel, demhistorischenRathaus unddemMarktplatz.
WahrzeichenBreslaus: derMarktplatz und die über 225 Zwergenfiguren.
Erster Schulempfangder GEW Essen
Konzepte für Essen
NebenvielenGEW-AktivenwarenauchThomasKufen (CDU)alsVertre-
tungdesLandtags, BeigeordneterundSchuldezernentPeterRenzel,Mit-
gliederdesStadtratessowieDieterHillebrand,DGB-Regionsgeschäftsführer
fürMülheim, EssenundOberhausen,unterdenGästen imKarl-Wolff-Saal.
In ihrer Begrüßung sprach Jeanne Ziegler, Leitungsmitgliedder GEW
Essen, die größten Herausforderungen der Essener Bildungslandschaft
an: Die Probleme der Essener Schulen und das langjährigeWarten auf
einen Schulentwicklungsplan stehen dabei ganz oben auf der Liste.
FehlendeSekundarschulkonzepteunddiebeginnendeKrisevondiversen
Realschulstandorten kamen ebenso zur Sprache wie der ständigwach-
sende Renovierungsbedarf von Schulgebäuden und die Forderung der
GEW Essen, Schulimmobilien wieder unter die Verwaltungshoheit des
Schuldezernats zu stellen. Nun liegt es an Thomas Kufen – inzwischen
mit großemVorsprung zumneuenEssenerOberbürgermeister gewählt –
und dem Schuldezernenten Peter Renzel, den Ende Oktober 2015 ein-
gebrachten Schulentwicklungsplanmit der betroffenen Schulgemeinde
zu beraten. DieGEW Essenwird an der Diskussion des Plans sehr aktiv
teilnehmen und dieUmsetzung kritisch begleiten.
Einen weiteren Schwerpunkt legte der Stadtverband auf die
Durchsetzung des Menschenrechts auf Bildung für Flüchtlingskinder:
Alle nordrhein-westfälischen Lehrkräfte leisten einenwichtigen Beitrag
zu dieser historischen Herausforderung. Fehlendes Personal und
beengte Räumlichkeiten für die nötigen Sprach- und Integrationsan-
gebote verlangen jedoch kreative Lösungsansätze aller politischen
Ebenen und intensive Gespräche vor Ort. Hier stehe die GEWNRW als
Partner der Kommune gerne zur Verfügung.
Jeanne Ziegler machtemit Nachdruck auf die Probleme des Gemein-
samenLernens inEssenaufmerksam. Sie sieht seitEinführungdesRechts-
anspruchs auf Inklusion eine Verschlechterung der Bedingungen an
Schulen.Weniger Stunden für sonderpädagogischeBetreuungproKind,
mangelnde behindertengerechte Raumausstattungen und fehlendes
Fachpersonal seien politischemUnterlassen der Landesregierung anzu-
lasten. Auch die Stadt Essen als Schulträgerin blieb von Kritik nicht
verschont: „In Essengab es im letzten Schuljahr an89 von179 Schulen
Gemeinsames Lernen. Bei denGrundschulen hatte das Schulamt an 27
SchulendieBeschulungvonKindernmitBehinderungzugelassen, obwohl
dort keine sonderpädagogische Förderung gesichert ist“.
HennerHöcker
Der StadtverbandderGEW inEssen luderstmalig zueinem
Schulempfang ins Gewerkschaftshaus in die Teichstraße
ein.Über50VertreterInnenderEssenerSchulgemeindeaus
denBereichenSchule,VerwaltungundPolitiksprachenüber
Inklusion, Schulentwicklungskonzepte und das Recht auf
Bildung für Flüchtlingskinder.
GEW-Aktive und Essener PolitikerInnen diskutieren beim Schulempfang.
Fotos: W. Kleinöder
Fotos: A. Caspers