nds20150607 - page 14

14
bildung
Die Diskussionen um den Gebrauch
vonMobiltelefonenanSchulenerreich-
ten im Jahr 2006 ihren Höhepunkt,
nachdem inBayerneingenerellesHandy­
verbotwährendderSchulzeitund fürdas
gesamteSchulgeländeerlassenwurde.
Mobile Endgeräte habenheute inden
Klassenzimmern längst Einzug gehal-
ten,dochdieDebatteum ihreNutzung
klingt nicht ab.
Mobiltelefone in Schule undUnterricht
VomVerbot zur sinnvollenNutzung
Für den Gebrauch von Mobiltelefonen an
Schulen existieren keine einheitlichen Rege-
lungen: EinigeSchulenuntersagendieNutzung
nur imUnterricht, andere – darunter auchGe-
samtschulen –habeneingenerellesHandyver-
bot eingeführt. Die Befürworter eines strikten
Verbots berufen sich auf die Notwendigkeit,
vor Missbrauch wie Cybermobbing immobi-
lenNetz zu schützen. Allerdings ist das wenig
überzeugend, daHandymissbrauchauchohne
ein allgemeines Verbot durch Ordnungsmaß-
nahmenoderStrafensanktioniertwerdenkann.
Auch dass digitale Kommunikation zu einer
Verarmung sozialer Beziehungen führt, ist ein
Trugschluss: Inder Studie „Kinder, Jugendliche
und junge Erwachsene in der digitalen Welt“
desSINUS-InstitutsHeidelbergwirdzumBeispiel
nachgewiesen, dass sichFreundschaftendurch
denGebrauchdigitalerMediennichtwesentlich
verändert haben.
Argumentegegen eingenerellesVerbot
Während sich keine plausiblen Argumente
für ein generelles Verbot von Mobiltelefonen
finden lassen, gibt es folgendeGegenargumente:
◆◆
Ein generellesHandyverbot steht imWider­
spruch zur Grundintention von Medien­
pädagogik: Statt denGebrauch vonMedien
zuverbieten, solltenSchülerInnen lernen, sie
sinnvoll zu nutzen und verantwortlich mit
ihnen umzugehen.
◆◆
DieDurchsetzungeinesallgemeinenHandy-
verbots führt zueinemunverhältnismäßigen
Überwachungsaufwand.
KlareGrenzen
Um für Eindeutigkeit undVerbindlichkeit zu
sorgen,müssendieZeiten für dieNutzung von
Mobiltelefonengeklärt sein. ZumBeispiel:nicht
währenddesUnterrichtsundnichtwährendder
kleinenPausen.WährenddergroßenPausen,der
Mittagsfreizeitensowie indenFreistundensollte
SchülerInnenderHandygebraucherlaubt sein.
Darüberhinaus istAufklärungvon zentraler
Bedeutung: sowohl über die vielseitigen und
positivenMöglichkeiten der Mobiltelefone als
auch über die destruktiven Folgen illegaler
NutzungundverantwortungslosenGebrauchs.
Konflikten vorbeugen
Gewaltfreie pädagogische Kommunikation
istdasProgrammderProfessorin fürKunst- und
Kulturpädagogik Mona-Sabine Meis und des
KommunikationstrainersRudiRhode. Siehaben
verschiedenedeeskalierendeStrategienausge-
arbeitet, umSchülerInnen, die ihrMobiltelefon
nachRegelübertretungennichtder Lehrperson
übergebenwollen, zur Abgabe zu bewegen:
◆◆
Bedenkzeiteinräumen: LehrerInnenschlagen
SchülerInnenvor,dasMobiltelefon innerhalb
der nächsten fünfMinutenauf den Tisch zu
legen, um es dann unauffällig einstecken
zu können.
◆◆
Vertagung des Konflikts: Das Mobiltelefon
darf zunächst behalten werden, muss aber
in der Pause nach einemGesprächmit der
Lehrperson abgegebenwerden.
◆◆
Rückgabe in Aussicht stellen: LehrerInnen
solltenSchülerInnendaraufhinweisen, dass
sie ihr Handy nach der letzten Schulstunde
zurückbekommen.
SinnvolleNutzung
Die positiven Nutzungsmöglichkeiten her-
kömmlicher Handys haben sichdurchdieWei-
terentwicklung zuSmartphonesnocherheblich
erweitert.Diese solltennicht nur inder Freizeit
zumZugekommen, sondern vor allemauch im
Unterricht – zumBeispiel für Recherchen – ge-
nutztwerden.DabeimüssendieSchülerInnenzu
einem reflektiertenUmgangmitdenAngeboten
des Internets angeleitet werden.
ReinhardKoch-Oehmen
SchulprojektMobilfunk: Medien-
paket „Abseits?!“
Spiegel online: „Auf Handy-
Entzug“
DerWesten:Wie Schulenmit
Smartphones imUnterricht
umgehen
Dr. ReinhardKoch-Oehmen
Lehrer für Philosophie, Deutsch
und Latein an der Katharina-
Henoth-Gesamtschule inKöln
ZumWeiterlesen
Mona-SabineMeis undRudi Rhode:
Regelverstöße
stopp!
Wege zum sicherenUmgang
Sekundarstufe I und II
Cornelsen: Scriptor, 2014
ISBN: 978-3-589-16378-6
160 Seiten, 19,95 Euro
Foto: Judywie/ photocase.de
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...40
Powered by FlippingBook