Impressum:GEW-LandesverbandNordrhein-Westfalen,Nünningstr.11,45141Essen,www.gew-nrw.de; V.i.S.d.P.DorotheaSchäfer; Titel: luton/photocase.de,
Dezember2015
Eine Erhöhung um rund 9,5 Prozent – in
TarifverhandlungenwäreeinsolchesErgebnis
alsklarerErfolgderGewerkschaftenzubewer-
ten.Wieaber istausgewerkschaftlicher Sicht
dieAnhebung der Stipendien zu beurteilen?
Der Aufschlag der Stipendien war längst
überfällig: Anders als Einkommen aus tarif-
vertraglichen Arbeitsverhältnissen nehmen
diese nicht jährlich zu, sondern stagnierten
bereits seit 2007. Angesichts von Inflation
und gestiegenen Lebenshaltungskosten –
insbesonderemassiv erhöhterMieten inBal-
lungszentren – bedeutete das Gleichbleiben
derFörderhöhe,dassStipendiatInnenvonJahr
zu Jahr jeweils imVerhältniswenigerGeld zur
Verfügung stand.Demwurdenun zumindest
etwas entgegengesteuert.
HöhereSätze, weniger Stipendien
Problematisch ist allerdings, dass die Er-
höhung vom BMBF kostenneutral gestaltet
wurde–wieschondieAnhebungdesBücher-
geldes für StudienstipendiatInnen im Jahr
2013. Das heißt, dass die Begabtenförder-
werke somit zwar die Förderhöhe anpassen
müssen,dafürabernichtmehrGelderhalten.
EineErhöhungderFörderung fürdieeinzelnen
StipendiatInnen bedeutet folglich weniger
Stipendien insgesamt.
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Promotionsförderung erhöht
KeineVerbesserung
für DoktorandInnen
Die rund 4.100 PromotionsstipendiatInnen der Begabtenförderwerke haben
auf den ersten Blick allen Grund zur Freude: Sie erhalten seit spätestens
1.Oktober2015 zusätzlich100,- Euro imMonat.Hintergrund istderBeschluss
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die Förderung
von 1.050,- Euro auf 1.150,- Euro zu erhöhen. Unverändert geblieben ist die
Forschungskostenpauschale von100,- Euromonatlich.
Zudem ist die Promotion mit Stipendium
grundlegendkritisch zubetrachten, daange-
hendeWissenschaftlerInnendamitaußerhalb
derSozialversicherungssystemestehen.Werdie
Höchstförderdauerausschöpftunddrei Jahre
mit einem Stipendium promoviert, zahlt in
dieserZeitnicht indiegesetztlicheRentenkasse
einundmuss zudem selbst für Kranken- und
Pflegeversicherungaufkommen.Damitstehen
DoktorandInnen für den Vollzeitjob, den die
Promotion in der Regel darstellt, seit der Er-
höhung faktisch gut 1.000,- Euromonatlich
zur Verfügung.
Was fehlt: Qualifikationsstellen
Dass ein Promotionsstipendium trotzdem
für die eine oder den anderen verlockend
klingt, liegt nicht zuletzt daran, dass an den
Hochschulen kaum Stellen existieren, die
tatsächlich Zeit für die eigene Qualifikation
lassen.DemhältdieGEWdieForderungnach
einer Umwandlung von Stipendien in echte
Qualifikationsstellen entgegen, bei denen
mindestens 50 Prozent der vertraglich ver-
einbarten Arbeitszeit für die Promotion zur
Verfügung stehen.
BarbaraUmrath, Mitglied der Fachgruppe
Hochschule und Forschung der GEWNRW
und Promotionsstipendiatin der HBS
Zweite Förderrunde eröffnet
Qualitätspakt Lehre
NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze
zeigtsichhocherfreut. IneinerPressemitteilung
verlautete ihrMinisteriumam6.November2015,
dass sich 23 Hochschulen aus NRWmit ihren
Anträgen inder zweiten Förderrunde des bun-
desweiten Qualitätspaktes Lehre durchsetzen
konnten.
Damit liege NRW im Vergleich aller Bundes-
länder auf Platz 1, knapp vor Bayern und
Baden-Württemberg. Das Fördervolumen liege
bei 210 Millionen Euro. Zehn Universitäten
sowie 13 Fachhochschulen und Musikhoch-
schulen setzten sichmit ihrenAnträgendurch.
820 Millionen Euro für vier Jahre von 2016
bis 2020 werden bundesweit für die zweite
Förderrunde bereitgestellt. „ZusätzlicheMittel
für die Qualitätssicherung und -verbesserung
der Hochschullehre und die Verbesserung der
Betreuungsrelationen“ ,daswardieAnsagebeim
Start der ersten Förderrunde in 2010/2011.
Für beide Förderphasen zwischen 2010 und
2020 kommen insgesamt zweiMilliardenEuro
zusammen.
Für eine bessere Lehre und die vielen zusätz-
lichenHerausforderungenwirddringendmehr
qualifiziertesPersonal für Lehre,Betreuungund
Beratungbenötigt –dieserAnalysedesWissen-
schaftsministeriumskannmanuneingeschränkt
zustimmen.DieZahlderStudienanfängerInnen
ist infolge höherer Übergangsquoten in ein
StudiumundauchwegendesdoppeltenAbitur-
jahrgangs in allen Bundesländern nach oben
geschossen: InNRWgab es imWintersemester
2014/2015 über 717.000 Studierende, zehn
Jahre zuvor waren es gut 470.000. Auch die
Vielfalt hat unter anderem durch die unter-
schiedlichen Zugänge zum Studium deutlich
zugenommen.VieleHochschulenhabendarauf
mit neuen Ansätzen reagiert und beispiels-
weise Vorkurse für Mathematik und Physik
angebotenoderganzeStudieneingangsphasen
neugestaltet,umErstsemesterInnenbesserund
erfolgreicher insStudiumeinzuführen.E-Learning-
Ansätze,die InhalteaufeineneueWeiseanbieten
undeinProjektlernenermöglichensollen,wurden
vielfältig entwickelt.
Aberder KerndesgutenLehrensundLernens ist
undbleibteineguteBetreuungsrelationzwischen
Lehrenden und Lernenden. Und hier hapert
es seit Langem: Auch wenn NRW gewaltige
finanzielle Anstrengungen unternimmt, bleibt
dasLandseit Jahren imbundesweitenVergleich
auf einemder hinteren Plätze. So verdienstvoll
es seinmag, dass der Bund für Projektphasen
Milliarden bereitstellt: Was die Hochschulen
wirklich benötigen, sind sicher nicht befriste-
te Mittel, die sie nur erlangen können, wenn
sie „Projekte“ definieren. Benötigt wird eine
denheutigen Studierendenzahlen angepasste,
dauerhafte Finanzierung der Lehre. Mit immer
neuen ProjektmitarbeiterInnenmit befristeten
VerträgenwirdguteLehrenichtzuerreichensein.
Dr. Ingrid Lotz-Ahrens,Mitgliedder Fachgruppe
Hochschule und Forschung der GEWNRW