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ARBEITS-
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ARBEITSPLATZ
„FrühkindlicheBildungbraucht Zeit – ErzieherInnen in ihrer wichtigenArbeit
stärkenund entlasten!“, so lautet der Titel eines aktuellenAntrags der CDU-
Fraktion im Landtag. Der Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend lud am
19. November 2015 ExpertInnen zu einer Sachverständigenanhörung ein. Für
dieGEWNRWwarenMaike Finnern, stellvertretende Landesvorsitzende, und
Brunhilde Seeber, Leiterinder Fachgruppe SozialpädagogischeBerufe, dabei.
FrühkindlicheBildung: Sachverständigenanhörung im Landtag
Mehr Qualität gefordert
Die GEW NRW vertritt seit Jahren die An-
sicht,dassErzieherInnen für ihreArbeitdeutlich
bessereRahmenbedingungenbrauchen. Stetig
wachsendeAufgaben–etwadieUmsetzungder
Inklusion,derUmgangmitgeflüchtetenKindern
und ihrenElternoderdieBetreuungvonKindern
unter drei Jahren – verändern und erschweren
dieArbeit inKindertageseinrichtungen.
FrühkindlicheBildungbrauchtmehr!
WissenschaftlicheUntersuchungenkommen
regelmäßig zu dem gleichen Ergebnis. In der
Sachverständigenanhörung verwies die GEW
NRW zum Beispiel auf den Abschlussbericht
„Strukturqualität und Erzieherinnengesund-
heit in Kindertageseinrichtungen“. Die Studie
zeigtdeutlicheZusammenhänge zwischenden
strukturellenRahmenbedingungen inKitasund
dem Gesundheitszustand der pädagogischen
Fachkräfte: ZuwenigZeit, räumliche,finanzielle
und personelle Ausstattungsmängel, geringe
Arbeitsplatzsicherheit, keine festen Pausen-
zeiten, fehlende Teambesprechungen und
fehlende Supervision erhöhen das Risiko für
gesundheitliche Beeinträchtigungen. „Wir
brauchen keine neuen Studien. Dass die Rah-
menbedingungenderArbeit indenKitasnicht
stimmen, ist ausreichend belegt. Deswegen
ist jetzt Zeit zu handeln!“, so Maike Finnern.
Brunhilde Seeber: „Die Grenzen bei den Kolle-
gInnen sinderreicht.DieRahmenbedingungen
müssen jetzt verbessertwerden, um langfristig
hoheKrankheitsständezuvermeiden.“DieGEW
NRW fordert deshalb unter anderem:
◆◆
Die Personal-Kind-Relationmuss verbessert
werden und ist bei Ausfällen durch Vertre-
tungen sicherzustellen. Erforderlich ist ein
Personalschlüssel von 1 :2 für Kinder bis
zum Alter von einem Jahr, 1 :3 für Ein- bis
Dreijährige, 1 :8 für Drei- bis Fünfjährige,
1 :10 für Kinder ab sechs Jahren.
◆◆
LeitungskräftemüssengenerellvomGruppen-
dienst freigestellt werden.
◆◆
Einrichtungen mit besonderen Aufgaben –
zumBeispielmithohemSprachförderbedarf,
mit Kindern mit besonderem Förder- und
Unterstützungsbedarf, mit einem großen
Anteil von Kindern mit Migrationshinter-
grund oder aus Familien mit geringen Ein-
kommen – brauchen zusätzliches Personal.
Dabei müssen für alle Einrichtungen die
gleichenKriterien gelten.
◆◆
Der Anteil von Verfügungszeiten an der
Arbeitszeit des pädagogischen Personals
muss deutlich erhöht werden, um den An-
forderungenanVorbereitung,Beobachtung,
Dokumentation,Beratung,Kooperationund
Vernetzung gerecht werden zu können. 25
ProzentderArbeitszeitmüssen für „mittelbare
pädagogischeArbeit“ eingesetzt werden.
◆◆
Es braucht verbindlichgeregelte Zeitkontin-
gente für Fortbildungen einschließlich der
Bereitstellung der Finanzierung.
ErzieherInnen sindMehrWert!
AuchwenndieBezahlungdespädagogischen
Personals von den Tarifvertragsparteien ver-
handelt wird, wies die GEWNRW in der Sach-
verständigenanhörung darauf hin, dass der
ErzieherInnenberufauchfinanziellattraktiver zu
gestalten ist, umeinemFachkräftemangel ent-
gegenzuwirkenund junge,engagierteMenschen
fürdenBeruf zugewinnen.DasTarifergebnis im
Sozial- undErziehungsdienstkannnureinerster
Schritt inRichtungeinerbesserenBezahlung für
die Beschäftigten sein.
Wolfgang Jörg, familienpolitischer Sprecher
der SPD, betonte, dassmomentan auf Landes-
undkommunalerEbeneGesprächezurErhöhung
der Kindpauschalen geführt werden. Es bleibt
zuhoffen, dass dieseErhöhungmöglichst bald
andieTrägerweitergereichtwirdunddiezusätz-
lichenMittel zur Entlastung der ErzieherInnen
eingesetzt werden. Denn die Zeit zu handeln
ist jetzt!
//
JoyceAbebrese
Referentin für Jugendhilfe und Sozial-
arbeit der GEWNRW
Lothar Freerksema
Leiter des Referats J (Jugendhilfe und
Sozialarbeit) der GEWNRW
Urabstimmungüber das Tarifergebnis im Sozial- und Erziehungsdienst
DieMitglieder vonGEWund ver.di sagen Ja
Vom 12. bis zum28. Oktober 2015 hatten dieMit-
glieder vonGEWund ver.di in einer Urabstimmung
über die Annahme des Tarifergebnisses im Sozial-
und Erziehungsdienst entschieden. Das Ergebnis:
72,06 Prozent der GEW-Mitglieder und 57,2 Pro-
zent der ver.di-Mitglieder stimmtendafür.
So tritt nach monatelangen Verhandlungen mit der
Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände
(VKA) rückwirkend zum 1. Juli 2015 ein verbesserter
Eingruppierungstarifvertrag in Kraft. Mehrwöchige
Streiks der Beschäftigtenhattenden Forderungen für
eine Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes
Nachdruck verliehen und die Arbeitgeberseite zum
Handeln gezwungen. Das Ergebnis kann jedoch nur
ein erster Schritt in Richtung Aufwertung sein – die
GEW wird sich weiterhin für strukturelle Verbesse-
rungen einsetzen, unter anderem über eine Verbes-
serung der Kita-Qualität und damit zusammenhän-
gender Arbeits- undBeschäftigungsbedingungen.
In der allgemeinen Tarifrunde im öffentlichen Dienst
im Frühjahr 2016 wird es um die Erstreitung pro-
zentualer Erhöhungendes Einkommens gehen –auch
für die Beschäftigten des kommunalen Sozial- und
Erziehungsdienstes. Dafür ist nach wie vor Kampf-
geist gefragt – denn geschenkt wird den Beschäf-
tigten nichts.
Deshalbheißt es auch im Jahr 2016: Ärmel hochund
raus auf die Straßen für eine gute Bezahlung!
Foto: valbar/shutterstock.com
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