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nds 9-2015
Fotos: suze/ photocase.de
BeratungslehrerInnen dar. In der Schule gibt
es unter anderem folgende Beratungsanlässe
undMöglichkeiten zu coachen:
◆◆
LehrkräftewerdenzuKonflikten,Unterrichts-
störungenoderzu ihremUnterricht imKontext
vonHospitationen beraten.
◆◆
SchülerInnenerhalten fachlicheBeratungen,
Schullaufbahnberatungen oder ein psycho-
soziales Coaching.
◆◆
PraktikantInnenundLehramtsanwärterInnen
können beispielsweise zu ihrem Rollenver-
ständnis, zur Unterrichtsplanung, zu Unter-
richtsstörungen oder Konflikten gecoacht
werden.
◆◆
Eltern können von einer Erziehungs- oder
Konfliktberatung profitieren.
WiekannCoaching ins SystemSchule
implementiertwerden?
DieMöglichkeiten,MenschendurchCoaching
wertschätzend und zielführend zu begleiten,
sollten „Schule machen“. Also wurden GEW-
Fortbildungen für einzelne Lehrkräfte ausge-
schrieben. In2015kamenAnfragenvonganzen
Kollegienhinzu. FolgendeVariantenkönnen im
Kontext einer ImplementierungdesCoachings
sinnvoll sein:
◆◆
Eine Schule entscheidet sich, eine schul-
interne Fortbildung zumCoachingdurchzu-
führen, und sorgt dafür, dass interessierte
KollegInnen längerfristig für das Coaching
qualifiziert werden.
◆◆
EineSchuleentsendeteinTeamvonmindes-
tensvier Lehrkräften zueiner längerfristigen
Ausbildung zum SchulCoach. Die Teammit-
glieder können anschließend an der Schule
alsMultiplikatorInnenwirken.
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Thomas Kremers
Lehrer an der Gesamtschule Emscher-
tal inDuisburg, Fachleiter für
Sozialwissenschaften undKern-
seminarleiter am ZfsLOberhausen
sowie Systemischer Coach
Nicole Schlüter
Lehrerin amBerufskolleg inGreven-
broich, Kernseminarleiterin und
Fachleiterin für Sozialpädagogik am
ZfsL Solingen und ZfsLDüsseldorf
sowie Systemischer Coach
Nachgefragt
Als KernseminarleiterInnen sind Nicole Schlü-
ter und Thomas Kremers in den Genuss einer
hochwertigenCoaching-Ausbildunggekommen.
Oft haben sie diskutiert, wie der produktive
Impuls des Coachings im Zentrum für schul-
praktische Lehrerausbildung auch im System
Schulewirksamwerdenkann. Diends sprachmit
ThomasKremersüber seineErfahrungenmitdem
Coaching von SchülerInnen.
nds: Wie treten Sie mit einem Coachingangebot
an SchülerInnenheran?
Thomas Kremers:
Erst kürzlich habe ich zum Bei-
spiel denKlassenlehrerInnendes siebten Jahrgangs
an meiner Schule angeboten, in ihrer Lerngruppe
parallel zur Klassenlehrerstunde SchülerInnen für
etwa eine Unterrichtsstunde auf freiwilliger Basis
zu coachen. Zuerst habe ichdie Prinzipiendes Coa-
chings inder Lerngruppe vorgestellt. Spannendwar
für mich, ob sich SchülerInnen überhaupt freiwil-
lig anmelden würden. Ich habe zwar mittlerweile
viel Erfahrung mit dem Coaching von Erwachse-
nen, wusste aber nicht, wie SchülerInnen auf das
Angebot reagieren und wie sie sich im Coaching
verhalten.
Wie haben die SchülerInnen das Angebot ange-
nommen?
Jedes Mal wolltenmehrere SchülerInnen gecoacht
werden und die KlassenlehrerInnen mussten mit
ihnen klären, wer jeweils das dringlichereAnliegen
hatte. Alle SchülerInnen haben sich sehr ernsthaft
im Coaching verhalten. Schnell haben sie ihr The-
ma und ein klares Ziel formuliert. Besonders hat
mich die große Bereitschaft beeindruckt, selbst
Verantwortung für die Lösung der Probleme zu
übernehmen. Auch hatte ich den Eindruck, dass
sie es genossen haben, als Persönlichkeiten ernst
genommen zuwerden.
MitwelchenAnliegenkamendieSchülerInnen in
dasGespräch?
IhreAnliegenwarenüberwiegendKonflikte sowohl
zwischen SchülerInnen als auch mit LehrerInnen,
von denen sie sich ungerecht behandelt oder be-
notet fühlten.
Welche Fortbildungen sind für die Zukunft ge-
plant?
Nach knapp zehn SchülerInnen-Coachings haben
wir unsereErfahrungenevaluiert.Der Steuergruppe
wurde jetzt eine viertägige schulinterne Lehrerfort-
bildung zumCoaching angeboten, um eine breitere
Basis zur Implementierung zu schaffen.
Die Fragen für die nds stellte SherinKrüger.
ZumWeiterlesen
EckardKönigundGerdaVolmer:
Handbuch
Systemisches Coaching
Beltz Verlag (Weinheim, Basel)
2009, 300 Seiten,
ISBN: 978-3-407-36479-1,
39,95 Euro
Die einzelnen Aspekte, die für den Systemischen
Coachingprozess wichtig sind, werden im Hand-
buch durch herausgehobene Fragebereiche, Merk-
sätze, Tabellen und Skizzen veranschaulicht. Die Le-
serInnen lernen, wie konkrete Situationenanalysiert
und erreichte Ziele evaluiert werden können.
Kerstin Lehmann:
Lehrer coachen Schüler –
MethodenundArbeitsblätter zu
Selbstreflexion, Persönlichkeits-
entwicklungundpositivem
Denken
Verlag an der Ruhr GmbH (Mül-
heim an der Ruhr), 88 Seiten,
ISBN: 978-3-8346-2752-0,
18,95 Euro
Neben konkreten Beispielen, wie Coaching im Un-
terricht eingesetzt werden kann, erhalten die Lese-
rInnen alle nötigen Kopiervorlagen, um die Metho-
den ohne große Vorbereitung erfolgreich umsetzen
zu können.