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BILDUNG
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die Sensibilität undWachsamkeit für Hilfe-
bedarfe im Bereich der medizinischen, psy-
chologischen undmateriellenVersorgung.
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diesystematischeundprofessionellbegleitete
Inklusion in Regelklassen bei gleichzeitiger
psychischer Stabilisierung.
GroßeVerantwortung für LehrerInnen
Ausder Sozialpsychologie isthinlänglichbe-
kannt:Nurdurchkonkrete,positiveErfahrungen
miteinander lassensichVorurteileundBarrieren
des gegenseitigen Verstehens abbauen. Die
besondereRollederLehrkraft indieserSituation
ist mit hoher Verantwortung verbunden. Sie
muss, unter Berücksichtigung der gegebenen
Rahmenbedingungen, vor Ort die Situation
gestalten, um eine positive Fremd- und Selbst-
wahrnehmung sowie erfreuliche Erfahrungen
miteinander zu ermöglichen.
WerdieseVerantwortung trägt, benötigtein
breitesFundament,demdie folgendenFähigkei-
ten undRessourcen zugrunde liegen:
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interkulturelle Kompetenzen
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Sensibilität fürdiesozial-emotionaleSituation
von Flüchtlingen
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Kompetenzen imClassroom-Management
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Fähigkeit zu einem wertschätzenden, Halt
gebendenBeziehungsangebot
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Selbstreflexion über eigene Vorurteile und
Reaktionsweisen inGrenzsituationen
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Fähigkeit zur gelingenden innerschulischen
wie auch außerschulischenKooperation
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Möglichkeiten zurWeiterqualifizierung
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Möglichkeiten zum kollegialen Austausch,
zuBeratung und Supervision
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Abgrenzungsfähigkeit zumSchutzvorSelbst-
überforderung
Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrungen vergrößern die Vielfalt an den
Schulen in den Aufnahmeländern und damit auch die Anforderungen an die
Lehrkräfte. Sie haben spezielle Bedürfnisse, auf die Lehrkräfte im Schulalltag
Rücksichtnehmenunddiesie integrierenmüssen.UmdieseAufgabebewältigen
zukönnen, sindschulpsychologischeUnterstützungsangebote fürLehrkräfteund
Schulleitungenwichtig.
Kinder und Jugendliche mit Fluchterfah-
rungenhaben sowohl in ihremHeimatlandals
auchaufdemFluchtwegexistenziellbedrohliche
Erfahrungen gemacht. Im Aufnahmeland an-
gekommen stehen sie vor der Aufgabe, sich in
einer fremdenKultur einzuleben,während ihre
Zukunftsperspektive häufig über längere Zeit
ungewiss bleibt. Sie bringen ihre individuelle
Lebensgeschichtemit, die vonenger familiärer
Bindung imHeimat- und Aufnahmeland oder
einemwenigergeborgenenAufwachsen, famili-
ärerEntwurzelungundsozialer Isolationgeprägt
seinkann.AuchdieSchulerfahrungenderKinder
und Jugendlichensind sehrheterogen.Manche
von ihnen konnten bisher kaum Schulbildung
genießen,währendandereeineguteschulische
Vorbildung oder Begabung besitzen.
SchulischeWillkommenskultur
Diese vielfältigen Ausgangssituationen er-
fordernstabileLebensbedingungen, belastbare
Beziehungsangebote innerhalbundaußerhalb
derSchule, einenaufdieStärkenderKinderund
JugendlichengerichtetenBlickund einbreites
gesellschaftlichesEngagement, dassowohlme-
dizinischeals auchpsychologischeund soziale
Betreuungumfasst.UnterderVoraussetzungdes
gesellschaftlichen (schulischen)undpolitischen
Engagements, welches neben einer Willkom-
menskultur auchdieBereitstellungpersoneller
und materieller Ressourcen umfasst, können
sich positive Entwicklungsperspektiven für die
Geflüchteten ergeben. Andernfalls drohen
RisikenaufbeidenSeiten:Retraumatisierungen
und soziales Abseits bei den Flüchtlingen,
psychosomatische Erschöpfungszustände bis
hin zumBurnoutoder zu innererEmigrationbei
denHelferInnen und Lehrpersonen.
Damit Kinder und Jugendliche mit Flucht-
erfahrungen sich in den Aufnahmeländern
positiventwickelnkönnen, sindnebenderSprach-
förderung und der Gewährleistung möglichst
stabilerWohn-undLebensverhältnisseauchnoch
andereDingewichtig. Besonders Erfahrungen
desErwünscht-undWillkommenseinssowieeine
positive Wertschätzung und eine Ressourcen-
statt Defizitorientierung sind notwendig. Für
die Schulen bedeutet dies insbesondere
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die Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls
zur Klassen- und Schulgemeinschaft durch
Teilnahme an gemeinsamenAktivitäten.
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das Anbieten fester Bezugspersonen durch
möglichst konstante Lehrkräfte aber auch
andere SchülerInnen (zum Beispiel durch
Patenmodelle).
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dasEinführenvon festenRitualenund stark
strukturierendenElementen imTagesablauf
in bedarfsgerechten, bindungsintensiven
Lerngruppen.
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die Stärkung der Kinder und Jugendlichen
durch Aktivierung und Wahrnehmung der
Ressourcen.
Fotos: suze/ photocase.de
Unterstützungdurch Schulpsychologie
Geflüchtete und PädagogInnen
brauchen professionelle Begleitung
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