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bildung
das gymnasium auf dem Weg zur inklusion
Gemeinsam lernen – in und außerhalb der Schule
Ressourcenfrage, Konnexitätsprinzip, Schulrechtsänderungsgesetz, inklusions
pauschale – vieles ist zu klären und auszufechten auf dem Weg zur inklusion.
doch damit sie an allen Schulformen gelingen kann, muss ein gut vorbereiteter
und auf Teilhabe basierter Prozess angestoßen werden. Auch am gymnasium
ist das möglich, wie ein beispiel aus Köln-Ehrenfeld zeigt: Am Albertus-Magnus
gymnasium ist inklusion angekommen.
mine für weitere Lehrkräfte an Grundschulen
folgten – für die Vertretung war jederzeit
gesorgt. Auch waren in dieser Phase bereits
SchülervertreterInnen einbezogen.
Die Idee zu einem Pädagogischen Tag ent
stand anschließend bei einer Lehrerkonferenz.
Die Kerngruppe gewann drei ExpertenInnen für
Fachvorträge für die Veranstaltung im Februar
2012: Unter anderem führte Dr. Bettina Amrhein
von der humanwissenschaftlichen Fakultät der
Universität Köln in das Thema ein und Isabel
Hahn von der Gesamtschule Holweide berichte
te mit SchülerInnen aus der alltäglichen Praxis.
Zweierteams aus dem Kollegium boten zudem
sechs thematisch verschiedene Workshops an.
Aus der Dokumentation der Arbeitsergebnisse
ergaben sich konkrete Maßnahmen, die für In
klusion am AMG nötig sind – wie Fortbildungs
möglichkeiten, kleinere Klassen und Kontakt zu
Grundschulen.
Mit Grundschulen und Eltern
zusammenarbeiten
Über 30 Schulen in Köln bieten Gemein
samen Unterricht an. Darunter sind viele
Grundschulen, die seit Jahren Erfahrung mit
integrativ angelegten Organisations- und Un
terrichtsformen sammeln. Davon kann eine wei
terführende Schule nur profitieren. Das AMG
baut möglichst frühzeitig im Übergang von
der vierten zur fünften Klasse eine intensive
Zusammenarbeit auf, um Eltern und Kinder mit
Förderbedarf kennenzulernen. Parallel dazu wer
den die Eltern der AMG-SchülerInnen beteiligt.
So entstanden beispielsweise Impulsvorträge in
der Schulkonferenz und ein offener Diskussions
abend in der Aula. Diese Arbeit soll kontinuier
lich fortgeführt werden, da sich hier hilfreiche
Ressourcen verbergen: Viele interessierte Eltern
sind selbst Sonderpädagogen, die bereichernde
Erfahrungen einbringen.
Sich möglichst gut zu vernetzen und die
Unterstützung vielfältig zu organisieren, erwies
sich im gesamten Prozess als zentral. Neben
der konkreten Fortbildungsplanung setzt das
Gymnasium auch auf externe Hilfe. In Zukunft
wird die „Montag-Stiftung Jugend und Gesell
schaft“ die Prozessentwicklung auf der Ebene
der Steuergruppe begleiten. Eine Veranstaltung
der Inklusionskoordinatoren der Stadt Köln er
öffnete eine Reihe von weiteren geplanten Fort
bildungen für die KollegInnen, die im nächsten
Schuljahr ins Gemeinsame Lernen einsteigen.
Engagement und Einsatz sind gefragt
Als Ergebnis von gut zwei Jahren Vorberei
tungsarbeit ist das AMG soweit, dass eine erste
Klasse mit Gemeinsamem Lernen gegründet
werden kann. Der Weg zur Inklusion ist lang,
aber eine Alternative gibt es nicht. Sich Zeit zu
nehmen, Skepsis und Fragen im Kollegium ernst
zu nehmen ist unumgänglich – ein „Schnell
schuss“ würde nie zum gewünschten Ziel führen
und wenn die Rahmenbedingungen nicht stim
men, ist das Scheitern vorprogrammiert. All das
ist sicher mit viel (zusätzlichem) Engagement
verbunden, das bezahlt werden muss. Gerade
die Landesregierung muss durch ihr Handeln
deutlich machen, dass sie verstanden hat, wel
che tief greifenden Umwälzungen des Schulsys
tems mit Inklusion verbunden sind – nur: Für den
Anfang in unseren Schulen sind wir selbst in der
Pflicht!
Sven Trapp
Sven Trapp
Lehrer am Albertus-Magnus-
Gymnasium in Köln
Lehrerausflug in den Klettergarten: Inklusion ist auch einige Meter über dem Boden möglich.
Zwei Jahre lang setzte sich das Kollegium
des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) in
Köln mit dem Thema Inklusion auseinander
– ein langwieriger Prozess, der sich auszahlte.
Die Kommunikation aller Beteiligten und die
Vernetzung mit Grundschulen funktionieren.
Den Weg zur Inklusion ging die Schule Schritt
für Schritt: Am Anfang begab sich das Schulent
wicklungsteam in die Diskussion, ein Mitglied
der Steuergruppe machte sich im Thema fit
und bildete zusammen mit Freiwilligen eine
„Kerngruppe Inklusion“.
Hospitationen und Pädagogischer Tag
Sechs KollegInnen der Kerngruppe wurde
ein Hospitationstag an der Gesamtschule
Holweide ermöglicht. Zwei zusätzliche Ter-
Gruppe beim Pädagogischen Tag.
Fotos: A. Tarbiat