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nds 1-2016
Nacheinem JahrVorbereitungszeit istEndeOktober2015dieerste reineFrauen-
delegationdesDGBNRW zu einemBesuchder israelischen Frauenorganisation
Na‘amat aufgebrochen. Oberste Priorität der Na‘amat ist es, die Stellung der
Frau in der Familie, in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft zu stärken. Sie
strebtdieGleichstellungundvolleBeteiligungvonFrauenamgesellschaftlichen,
wirtschaftlichenundpolitischen Leben an.
FrauendelegationdesDGBNRWbesucht dieNa‘amat
Gewerkschaftsarbeit
israelischer Frauen
Die Tage in Israel warengeprägt davon, die
gewerkschaftlichen Strukturen Tel Avivs und
Israels,dieArbeitderNa‘amatalsFrauengewerk-
schaft in ihrenEinrichtungenund indenvon ihr
gefördertenBetriebsrätenkennenzulernen.Ge-
sprächemit starkenundmutigenFrauenhaben
Eindruckhinterlassen.Anlässlichdes40-jährigen
JubiläumsderPartnerschaftzwischenDGBNRW
undHistadrut hat mit der Reise der erste Teil
des Austauschs stattgefunden.
AlleReligionen sind vertreten
Als Frauenorganisation der Histadrut enga-
giert sich die Na‘amat sowohl gesellschafts-
als auch sozialpolitisch in den Bereichen der
ErziehungundBildung sowiederWahrungund
StärkungderRechtevonFrauen. Indergewerk-
schaftlichenBildung bietetdieNa‘amatFortbil-
dungenundBetriebsräteschulungenan.Neben
denBeiträgenderweiblichenGewerkschaftsmit-
glieder finanziert sie sich durch Spenden und
öffentliche Zuschüsse für die Bildungseinrich-
tungen. Die Na‘amat ist Arbeitgeber für mehr
als 5.000 zumeist weibliche Beschäftigte in
Israel, die in zahlreichen Frauenhäusern, Kitas,
Horten, InternatenundanderenEinrichtungen
für Kinder und Jugendliche aus sozial benach-
teiligten Familien arbeiten.
Das Verhältnis zwischen Israelis und Paläs-
tinenserInnen ist auchdort ein stets präsentes
Thema. IndenEinrichtungenderNa‘amatwird
viel Wert auf die gemeinsame Erziehung von
muslimisch gläubigen AraberInnen sowie Jü-
dinnen und Juden gelegt. Muslimische und
Fotos: designritter (l.u.m.), onemorenametoremember (r.)/photocase.de
Maike Finnern
Stellvertretende Vorsitzende der GEW
NRW undMitglied imBezirksfrauen-
ausschuss des DGBNRW
jüdische Beschäftigte arbeiten in denmeisten
Einrichtungen Hand in Hand. Besonders aus-
geprägt ist das Konzept in der Shalom-Kita in
Tel Aviv umgesetzt (siehe nds 11/12-2014).
FrauenbildderGegensätze
DasFrauenbild in Israel ist vonGegensätzen
geprägt. Auf der einen Seite unterliegen alle
FrauenderallgemeinenWehrpflichtundmüssen
zwei JahrezurArmee.Männergehendrei Jahre.
Viele Frauen empfinden das als Stärkung und
sichtbarenTeil derGleichberechtigung.Aufder
anderenSeite ist vollkommenklar, dassFrauen
Kinder – inderRegelmehrere–bekommen. Sie
könnenbiszuzehnHormonbehandlungenbiszu
einemAltervon55Jahrenerhalten. InderZeit, in
der sichFraueneinerFruchtbarkeitsbehandlung
unterziehen, genießen sie Kündigungsschutz.
In Israel können Paare nicht zivil heiraten –
das kann zueinemgroßenNachteil der Frauen
im Land werden: So werden Scheidungen vor
religiösen Schiedsgerichten entschieden. Die
Weltreligionen allerdings sind patriarchalisch
geprägt und das gilt insbesondere auch für
die drei religiösen Schiedsgerichte – christlich,
jüdischundmuslimisch– in Israel.DieNa‘amat
beschäftigt Juristinnen, die FrauenundKinder
bei derWahrung ihrerRechte imTrennungsfall
unterstützen.
Lebenund Lernen im Jugenddorf
DasKanothYouthVillage ist ein Internat, in
dem430SchülerInnenausbenachteiligtenFami-
lien,die im israelischenSchulsystemgescheitert
sind, eine Chance erhalten. Die Jugendlichen
in den Jahrgangsstufen neun bis zwölf stam-
men aus allen gesellschaftlichen Schichten.
Sie werden von 105 KollegInnen unterrichtet,
dieeinmultiprofessionelles,multireligiösesund
multiethnischesTeambilden.Die Jugendlichen
kommenmitgravierendenSchwierigkeitennach
KanothYouthVillage.SogibtesJugendliche,die
nurSprachkenntnisseaufdemNiveaudervierten
Klasse haben, obwohl sie indie neunteKlasse
gehören. IhreDefizitesindsehrunterschiedlich,
daher ist individuelleFörderungoberstesPrinzip.
Das Jugenddorf istkeine staatlichanerkann-
te Schule, daher trägt es sich durch Spenden,
die Na‘amat und eigene Aktivitäten. Die Ju-
gendlichen arbeiten neben der Schule zum
Beispiel imeigenen landwirtschaftlichenBetrieb,
in der Küche oder in der Hundeschule. Über
Tanz-, Musik- und Theaterprojekte sollen sie
neuesSelbstvertrauengewinnen, siegehenauf
Tour – sogar in Deutschland. Ziel ist es, dass
alle, die in Kanoth Youth Village leben und
lernen, einenAbschlussmachen und anschlie-
ßend in denBeruf starten.
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