nds20151112 - page 8

8
BILDUNG
Seit dem Schuljahr 2014/2015 setzen engagierteKollegInnen an
den Schulen inNRWdas 9. Schulrechtsänderungsgesetz um. Für
viele Schulen ist der gemeinsameUnterricht von SchülerInnenmit
und ohneBehinderungenNeuland. Andere habenbereits lang-
jährige Erfahrungmit Gemeinsamem Lernenund arbeitennun
unter denneuengesetzlichenVorgaben. Zeit für ein erstes Fazit:
Wie läuft die schulische Inklusion inNRW? Für eine systematische
Bestandsaufnahme hat dieGEWNRW ExpertInnen aus der Praxis
befragt. Die Ergebnisse der Online-Umfrage liegen jetzt vor.
GEW-Online-Umfrage zu Inklusion inNRW
Was Schulen brauchen.
EinenMonat langhattendieSchulleitungen
allerallgemeinenundFörderschulen inNRWdie
Möglichkeit, sichanderUmfrage zubeteiligen.
21,4 Prozent der allgemeinen Schulennutzten
dieseGelegenheit,beidenFörderschulenwaren
es29,2Prozent.DieErgebnissebeiderUmfragen
sinddamit repräsentativ.DiegroßeBeteiligung
macht außerdem deutlich, dass die Schulen
sehr daran interessiert sind, ihre bisherigen
ErfahrungenmitderUmsetzungder Inklusionzu
teilenundGehör für ihreBelangeundBedarfe
zu finden. Es sind gerade diese Aussagen der
ExpertInnen vor Ort, die die Forderungen der
Bildungsgewerkschaft nach mehr Ressourcen
undUnterstützung bekräftigen.
1. AllgemeineSchulenbrauchenmehr
Lehrkräfte für sonderpädagogische
Förderung.
75 Prozent der Schulleitungen der allge-
meinen Schulen benötigen mehr Stellen für
sonderpädagogischeUnterstützung.53Prozent
dieser Schulleitungen halten eine zusätzliche
Stelle, 28 Prozent zwei zusätzliche Stellen für
notwendig, um gute Arbeit im Gemeinsamen
Lernen leisten zu können.
2. Abordnungenoder Versetzungen
gehen zulastender Förderschulen.
Bei 90Prozent der befragten Förderschulen
sind KollegInnen für den Bereich Lern- und
Entwicklungsstörungen (LES) an allgemeine
Schulen abgeordnet, bei etwa der Hälfte der
Förderschulen wurden KollegInnen an andere
Schulformenversetzt.80ProzentderFörderschu-
len veränderten daraufhin ihr Förderangebot,
45 Prozent vergrößerten die Klassen.
3. Gemeinsames Lernenbraucht kleine
Klassen.
An 63 Prozent der befragten allgemeinen
Schulen sind 21 bis 25 SchülerInnen in Klas-
sendesGemeinsamen Lernens. Bei 26Prozent
der Schulen liegt die Klassengröße allerdings
bei 25 SchülerInnen und mehr. Hier müssen
Schulministerium und Schulaufsicht dringend
gegensteuern. Die GEW NRW hält an ihrer
Forderung fest: Inklusive Klassen sollten nicht
mehr als 20 SchülerInnen haben!
4. Der vermuteteBedarf an sonder-
pädagogischerUnterstützunggeht
weit über denbereits festgestellten
Bedarf hinaus.
DerAnteilderSchülerInnenmitbereits festge-
stelltemsonderpädagogischemUnterstützungs-
bedarf LES ist inHauptschulenmitAbstandam
höchsten, gefolgt vondenGesamtschulen.Die
Grundschulenbefinden sichhier ineinerbeson-
derenSituation, dennnachneuerGesetzeslage
kannder sonderpädagogischeFörderbedarfLES
seitensder Schuleerst imdrittenSchulbesuchs-
jahr gestellt werden.
Alarmierend hoch ist imVergleich dazu der
Anteil der SchülerInnen, bei denen die Kolle-
gInnenvorOrt sonderpädagogischenUnterstüt-
zungsbedarf vermuten. Bei denHauptschulen
sind dieWerte am höchsten, gefolgt von den
Grundschulen. Hier wirddeutlich: Die Schulen
brauchen mehr Lehrkräfte für sonderpädago-
gische Förderung.
5. Esgibt einekontinuierlicheExklusion
ausdenRegelschulen.
80 Prozent der Förderschulen haben Rück-
kehrerInnen aus dem Gemeinsamen Lernen.
Durchschnittlich kamen in den Schuljahren
2014/2015und2015/2016proFörderschule
jeweilsdreiSchülerInnenausdemGemeinsamen
Lernenzurück.DiemeistenFörderschulen–näm-
lich80Prozent –verzeichnenRückkehrerInnen
aus denGrundschulen, danach folgenmit Ab-
stand SchülerInnen aus dem Gemeinsamen
Lernen anGesamtschulen.
6. DieKollegInnenbenötigenmehr
Fortbildungen.
Zwei Drittel der Schulleitungen aus den all-
gemeinen Schulen empfindendas bestehende
Fortbildungsangebot für die KollegInnen als
nichtausreichend.Dringendnachgefragtwerden
vorallempraxisorientierteFortbildungsangebote
fürdasGemeinsameLernen.DieFörderschullei-
tungenseheneinengroßenFortbildungsbedarf
fürdieabgeordnetenSonderpädagogInnen, vor
allem vorbereitend für die Teamarbeit in ihrer
neuenRollealsKollegInnenanderallgemeinen
Schule.
7. DieSchulenwünschen sich eine zen-
traleAnlaufstellealsUnterstützung.
FürdieSchulengibtesderzeit keine zentrale
Anlaufstelle für Inklusionsfragen. Die große
Mehrheit der Befragten – 80 Prozent – sieht
darin jedoch eine unbedingte Notwendigkeit.
Knapp die Hälfte der Befragten greift aktuell
als externe Unterstützung bei der Umsetzung
der Inklusionauf dieKompetenzteams zurück.
8. InklusiveSchulentwicklungspläne
müssenher.
Bei50ProzentderallgemeinenSchulenund
40 Prozent der Förderschulen gibt es keinen
Schulentwicklungsplan der Kommune, der die
Illustration: Designed by freepic.com
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...40
Powered by FlippingBook