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nds 1-2016
Nachhaltige Integration
Unter der knappen Million Geflüchteter und Asylsuchender überwiegt der Anteil junger
Menschen, die Schutz und neue Perspektiven suchen. Sprache und Arbeit sind die wichtigsten
Integrationsschienen. Eine interkulturell kompetenteBegleitungdarfdabei nicht fehlen.Deshalb
muss die Bundesrepublik, muss Nordrhein-Westfalen geflüchteten Menschen so früh, schnell
und intensiv wie möglich den Weg zu Schulbildung, sprachlicher Förderung und beruflicher
Weiterbildung eröffnen. Gleichzeitig braucht es Zeit und Raum zur gemeinsamen Erarbeitung
individueller, sinnstiftender Ziele. Die kommunalen Bildungslandschaften fördern insbesondere
dorteingelingendesAnkommen inderAufnahmegesellschaft,woechteBegegnungenermöglicht
werden. Der Herausforderung der stetig steigenden Zahl von Neuankommenden sind Schulen
und Bildungsträger gewachsen, wenn sie von den jahrzehntelangen Erfahrungen der in ihrem
direktenUmfeld erfolgreichagierenden Institutionen lernen – zumBeispiel vom Zusammenspiel
mit freienTrägernderSozial- undFlüchtlingshilfe.DerBundgibtbis2019 rundvierMilliardenEuro
für Integrationskurse, Kitas, SchulenundneuenWohnraumandie Länder. Dass dieseHilfeohne
Einbindung lokaler Netzwerke verpuffen könnte, zeigt sich bei Schulen und Sprachkursträgern.
Verantwortlichgestalten statt bloß versorgen
Im Schulbereich favorisieren einige Kommunen zu Recht integrativeModelle des frühen Ler-
nens, bei denenUnterschied zuden separierendenVorbereitungsklassengeflüchteteKinder und
Jugendliche trotz anfänglicher Sprachbarrieren vom ersten Tag in der Regelklasse unterrichtet
werden. InBochum zumBeispiel machen alle vier Gesamtschulenbeste Erfahrungendabei, wie
das gemeinsame Lernenmit deutschsprachigenGleichaltrigendas gegenseitige Interesse stärkt
und Freundschaften entstehen lässt, die zum Lernerfolg motivieren. Der Erfolg basiert auf der
Zusammenarbeitmit Bildungsträgern, diedenProzessmit qualifizierten Lehrkräften fürDeutsch
als Zweitsprache oder Fremdsprache (DaZ/DaF) und interkultureller Kompetenz begleiten. Es
liegt nicht an den Kindern und Jugendlichen, wenn Integration nicht gelingt – Schulenmüssen
in die Lage versetzt werden, verantwortlich gestalten und nicht bloß versorgen zu können.
Verstehen, VerständnisundVerständigung
Der hohe Bedarf an maßgeschneiderten Deutschkursen für Erwachsene kann aufgrund des
Mangels an qualifizierten Lehrkräften für DaF/DaZ kaum gedeckt werden, da sich einGroßteil
der DozentInnen aufgrund der prekären Beschäftigungsverhältnisse umorientiert haben. Die
Unterversorgung führte zu einer Verschiebung von professionellen zu beratungsaufwendigen
ehrenamtlichen Angeboten. Die große Vielfalt der tatsächlich durchgeführten Deutschkurse
basiert weniger auf Konzepten aus der Politik als vielmehr auf der Symbiose zwischen sozialen
Bildungsträgern und verständnisvollen freiwillig Engagierten. Sie ermöglichen Sprach- und
Begegnungscafés sowieNischenprojekte, indenenDeutschkenntnisseauf ungezwungeneWeise
gefestigt und spielerisch ausprobiert werden.
NichtnurAsylberechtigtemitguterBleibeperspektive zeigeneinehoheMotivation selbstaktiv
zuwerden,wasdurchProjektewie „Early InterventionNRW+“mit demZiel aufgefangenwird, sie
auf den Arbeitsmarkt zu führen. Ohne gut funktionierende Netzwerkpartner mit engmaschiger
Betreuung fändendieseKursteilnehmendekaum inQualifizierungsmaßnahmenmitPraktika.Die
Einbindungvon lokalenFlüchtlingsinitiativen istzielführendund fördertgegenseitigeVerständigung.
Auch wenn dieses partizipative Wirken mit Anstrengungen verbunden ist, birgt es eine
konstruktive Dynamik, die die Bildungslandschaft für alle LernerInnen verbessert, nicht nur für
Neuankommende. Teilhabe ist das entscheidende Kriterium für nachhaltige Integration. Res-
sourcenmüssen an den Stellen gestärkt werden, wo das Ankommen in unserer Gesellschaft im
Dreischrittverfahren gelingt: Verstehen, Verständnis undVerständigung.
RomanGerhold
RomanRonaldGerhold
Bildungsreferent
bei IFAK e.V. – Verein für
multikulturelle Kinder- und
Jugendhilfe –Migrations-
arbeit
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