Erziehung & Wissenschaft 02/2013 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW WIR Länder-Tarifrunde 2013  VERDIENEN MEHR I I I I I I I I I jetzt! I I I I I I I I I I I 6,5 Prozent mehr Geld + I Tarifvertrag I Eingruppierung von Lehrkräften FRANK BSIRSKE Foto: imago 2 GasTkommEnTar Tarifvertrag für Lehrkräfte! Auch in einem Wahljahr wird die Tarifrunde im öffentlichen Dienst sicherlich kein Wunschkonzert. Dabei stehen wir gerade in den Ländern vor vielen Herausforderungen. Zunächst geht es darum, die Schere der Einkommensentwicklung im Verhältnis zum Durchschnitt der Gesamtwirtschaft ein Stück weit zu schließen. Gleichzeitig darf man die Kolleginnen und Kollegen in den Ländern nicht von der Entgeltentwicklung in Bund und Kommunen abkoppeln. Insofern ist es mehr als berechtigt, mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Entgelten inklusive sozialer Komponente in die Verhandlungen zu gehen. Die Gewerkschaften haben dabei vor allem die Zukunftsund Konkurrenzfähigkeit des öffentlichen Dienstes im Blick. In den nächsten zehn Jahren scheiden 20 bis 25 Prozent der Beschäftigten altersbedingt aus. Dabei sind die öffentlichen Arbeitgeber vielfach schon jetzt kaum in der Lage, sich im Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte gegen die Privatwirtschaft zu behaupten. Deshalb ist es ein zentrales Anliegen, dass Auszubildende nach erfolgreichem Abschluss garantiert übernommen werden – mindestens da, wo nach Bedarf ausgebildet wird. Bei Bund und Kommunen ist das gelungen. Und die Länder wären schon aus Eigeninteresse gut beraten, hier ein klares Signal an ihre künftigen Nachwuchskräfte zu senden. Dazu gehört auch eine spürbare Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 100 Euro. Es gibt bereits in vielen Einrichtungen Probleme, Fachkräfte zu gewinnen, nicht nur im IT-Bereich oder bei Ingenieuren, sondern auch bei den Funktionsdiensten in den Uniklinken, also bei OP-, Anästhesie- und Intensivpflege, wo schon heute Ablöseprämien von bis zu 15 000 Euro für einen Wechsel von einem Krankenhaus in ein anderes bezahlt werden. Und wir wollen in diesem Zusammenhang mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auch darüber verhandeln, befristete Arbeitsverhältnisse einzuschränken. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Wie wenig sich die öffentlichen Arbeitgeber mit Blick auf das Ansehen des öffentlichen Dienstes der Realität stellen, zeigt sich an ihrer Weigerung, Lehrerinnen und Lehrer per Tarifvertrag einzugruppieren. Es muss Schluss sein mit der vordemokratischen Praxis, dass die Arbeitgeber einseitig Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für eine ganze Berufsgruppe festlegen. Wer als Politiker, gleich welcher Partei, in Sonntagsreden richtigerweise stets die Bedeutung von Bildung für unsere Gesellschaft hervorhebt, muss in Bildung investieren – von der Kita über sämtliche Schulformen bis hin zur Hochschule. Wer gute Bildung will, muss Lehrkräfte nicht nur angemessen und ihrer Qualifikation entsprechend bezahlen, sondern ihnen auch das Recht einräumen, ihre Eingruppierung in freien Tarifverhandlungen zu vereinbaren. Eine besondere Herausforderung ist die Kündigung der Urlaubsregelungen. Bisher gab es im öffentlichen Dienst der Länder bis zu 30 Tage Urlaubsanspruch. Die Arbeitgeber haben die Regelung einseitig gekündigt. Seitdem geben einige Bundesländer per Richtlinie vor, dass Neuangestellte und Stellenwechsler nur noch Anspruch auf 26 Tage Urlaub haben. Wir werden den Ländern deutlich machen, was die Beschäftigten davon halten: Hände weg vom Urlaub! Ganz sicher wird die TdL auf die knappen öffentlichen Kassen und die Schuldenbremse verweisen. Doch so leer sind die Kassen der Länder nicht. Nach jüngsten Prognosen werden die Steuereinnahmen 2014 um 40 Milliarden Euro über denen von 2012 liegen. Ein erheblicher Teil davon wird auf die Länder entfallen. Der öffentliche Dienst muss auch finanziell an Attraktivität gewinnen. Nicht weil Wahlen sind, sondern weil die Beschäftigten sich das durch ihre gute und wichtige Arbeit verdient haben. Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender InHaLT Bildungspolitik: Bildungspolitik in BaWü: Ohne Geld, Plan und Perspektive Seite 22 f. Headline Fließtext Foto: Ulrike Bär // autor Einleitung. // Foto: Uwe Preuss Seite 6 ff. Gesellschaftspolitik: Jungs – cool, witzig und faul Seite 30 f. Foto: dpa schwerpunkt: Länder-Tarifrunde 2013 Autor_klein Präm des m ie onats seite Inhalt 5 summary Gastkommentar Tarifvertrag für Lehrkräfte! Seite  2 Impressum Seite  3 auf einen Blick Seite  4 Prämie des monats Seite  5 schwerpunkt: Länder-Tarifrunde 2013 1. Sachsen: Sturmzeichen 2. NRW: „Endlich ein einheitlicher Tariflohn“ 3. Berliner Lehrkräfte im Warnstreik 4. Anschluss halten: 6,5 Prozent mehr 5. Sechs gute Gründe für L-ego 6. Was haben Beamte mit der Tarifrunde zu tun? Seite  6 Seite  9 Seite 10 Seite 12 Seite 14 Seite 18 Gesellschaftspolitik 1. Rassismus – ein schwieriger Begriff! 2. Jungs – cool, witzig und faul Seite 26 Seite 30 schule Deutschlands erste „virtuelle Schule“: Blick in die Welt Fair Childhood – Bildung statt kinderarbeit Seite 28 1. Interview mit Maik Pflaum: Schmutziger Pisten-Dress 2. Interview mit Sonja von Eichborn: Die faire Zigarette wird es nicht geben Seite 32 Seite 34 GEW-Intern Seite 37 Jugendhilfe und sozialarbeit Schulsozialarbeit: Arbeitsbedingungen und Bezahlung verbessern Seite 38 Der Streit um den Streik Seite 20 Urteil zu Fristverträgen: Länder sollen sich an Verträge halten Seite 40 recht und rechtsschutz Seite 41 Blitzlichter marktplatz Seite 42 Leserforum Seite 43 Diesmal Seite 48 angestellten- und Beamtenpolitik Seite 21 Bildungspolitik 1. Grün-rote Bildungspolitik in Baden-Württemberg: Ohne Geld, Plan und Perspektive 2. GEW-Kommentar zum „Bildungsstaatsvertrag“: Zurück in die Gegenwart 3. DGB-Studie: „Bildungsrepublik“ – wo bist du? Seite 22 Seite 24 Seite 25 Titel: Werbeagentur Zimmermann ImPrEssum Erziehung und Wissenschaft allgemeine Deutsche Lehrerzeitung · 65. Jg. Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund Vorsitzender: ulrich Thöne redaktionsleiter: ulf rödde redakteurin: Helga Haas-rietschel redaktionsassistentin: renate körner Postanschrift der redaktion: reifenberger straße 21, 60489 Frankfurt a. m., Telefon (069) 78973-0, Telefax (069) 78973-202, renate.koerner@gew.de Internet: www.gew.de redaktionsschluss ist in der regel der 7. eines jeden monats. Erziehung und Wissenschaft erscheint elfmal jährlich. Gestaltung: Werbeagentur Zimmermann, Heddernheimer Landstraße 144, 60439 Frankfurt 3 Für die mitglieder ist der Bezugspreis im mitgliedsbeitrag enthalten. Für nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich Euro 7,20 zuzüglich Euro 11,30 Zustellgebühr inkl. mwst. Für die mitglieder der Landesverbände Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, mecklenburgVorpommern, rheinland-Pfalz, saarland, sachsen, schleswig-Holstein und Thüringen werden die jeweiligen Landeszeitungen der E&W beigelegt. Für unverlangt eingesandte manuskripte und rezensionsexemplare wird keine Verantwortung übernommen. Die mit dem namen des Verfassers gekennzeichneten Beiträge stellen nicht unbedingt die meinung der redaktion oder des Herausgebers dar. Verlag mit anzeigenabteilung: stamm Verlag GmbH, Goldammerweg 16, 45134 Essen Verantwortlich für anzeigen: mathias müller, Tel. (0201) 84300-0, Telefax (0201) 472590, anzeigen@stamm.de www.erziehungundwissenschaft.de, gültige anzeigenpreisliste nr. 38 vom 1. 5. 2012, anzeigenschluss ca. am 5. des Vormonats E&W wird auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem altpapier gedruckt. Issn 0342-0671 Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 4 auF EInEn BLICk Allen Diskussionen über die schwindende Bindungskraft von Großorganisationen zum Trotz: Die GEW hat im vergangenen Jahr per Saldo weit über 3000 Mitglieder gewonnen, das entspricht einem Plus von 1,3 Prozent. Sie verzeichnet damit bereits seit fünf Jahren stetig Zuwächse und hat in diesem Zeitraum um fast 20 000 Mitglieder zugelegt. Die Bildungsgewerkschaft hat jetzt gut 266 500 Mitglieder (Stand: 31. Dezember 2012). Rund 70 Prozent der GEW-Mitglieder sind Frauen. „Wir ernten die Früchte der Mitgliederoffensive, für die der Gewerkschaftstag 2005 den Startschuss gegeben hat. Zudem haben wir in den Tarifauseinandersetzungen unser Augenmerk verstärkt darauf gelegt, Beschäftigte aus dem Bildungsbereich zu motivieren, in die GEW einzutreten. Deshalb können wir in diesem Jahr selbstbewusst in die Länder-Tarifrunde (s. E&W-Schwerpunkt) und unseren Gewerkschaftstag gehen“, sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne. Der Gewerkschaftstag der GEW findet vom 12. bis 16. Juni 2013 im Düsseldorfer Congress Center statt (s. E&W 1/2013). Verliert schavan Doktortitel? Wird Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) im Amt bleiben? Sie muss nicht nur um ihren Doktortitel, sondern auch um ihre politische Zukunft bangen. Der Rat der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf hat ein Verfahren eingeleitet, Schavans Dissertation aus dem Jahr 1980 auf wissenschaftliches Fehlverhalten hin zu annette schavan überprüfen. Das Gremium folgt damit der Empfehlung der Promotionskommission, die als Vorinstanz die Doktorarbeit der Ministerin beurteilt hatte. Das Verfahren, betont der Fakultätsrat, sei „ergebnisoffen“. Ob der Doktortitel entzogen wird, klärt sich, nachdem das Hauptverfahren abgeschlossen ist. Eine endgültige Entscheidung kann sich durch eine Klage Schavans beim Verwaltungsgericht weiter hinauszögern. Einen Rücktritt zieht Schavan gegenwärtig nicht in Erwägung. Sie ist überzeugt, dass ihre Dissertation „kein Plagiat“ sei. Die Plagiatsvorwürfe waren Anfang Mai 2012 auf einer Internetplattform erhoben worden. Die Debatte um Schavans Doktorarbeit hat auch die Wissenschaft gespalten. Als völlig ungewöhnlich gilt das Vorgehen der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, die sich überraschend einmischte und deutliche Kritik am Vorgehen der Uni übte. In der Allianz arbeiten u. a. die großen Forschungsorganisationen zusammen, die Milliarden vom Bund erhalten haben. Beitragsquittung Wie in den vergangenen Jahren wird mit der FebruarAusgabe der E&W die Beitragsquittung für 2012 verschickt. Sie ist der Ausgabe auf der Umschlagrückseite beigeheftet. Mitglieder im Landesverband SachsenAnhalt können ihre Beitragsbestätigung 2012 direkt bei der Geschäftsstelle anfordern: GEW Sachsen-Anhalt, Markgrafenstr. 6, 39114 Magdeburg, Tel. 0391/73554-30, Fax 0391/71134-05, E-Mail: info@gew-lsa.de. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Dorgerloh neuer kmk-Präsident Der Bund soll aus Sicht des neuen Präsidenten der Kultusministerkonferenz (KMK), Stephan Dorgerloh (SPD), Bildungsminister in Sachsen-Anhalt, die Länder beim Ausbau von Ganztagsschulen oder anderen Schulprojekten finanziell unterstützen – notfalls auch ohne Grundgesetzänderung. „Wenn man seitens des Bundes gewillt ist, Gelder an die Länder zu geben, findet stephan Dorgerloh man gemeinsam auch Wege“, sagte (sPD), BildungsmiDorgerloh gegenüber der Deutschen nister in sachsenPresse-Agentur (dpa). Dorgerloh, von anhalt, steht 2013 Haus aus Theologe, der in diesem Jahr an der spitze der an der Spitze der KMK steht, löst in die- kultusministerkonser Funktion turnusgemäß den Ham- ferenz. burger Schulsenator Ties Rabe (SPD) ab. Wichtig ist Dogerloh das Thema Bildungsgerechtigkeit. Noch immer sei der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildung in Deutschland besonders groß, mahnt der SPD-Bildungspolitiker. Fotos: imago GEW gewinnt über 3000 mitglieder GEW begrüßt Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Die GEW begrüßt ausdrücklich die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG), die Revision gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster vom 7. März 2012 zuzulassen. Die GEW hatte gegen eine Disziplinarmaßnahme geklagt, die gegen eine verbeamtete Lehrerin verhängt worden war, weil diese an einem Streik teilgenommen hatte. Das OVG hatte die Klage abgewiesen und in dem Urteil keine Möglichkeit eingeräumt, dieses vor dem BVerwG überprüfen zu lassen. Das Gericht war der Meinung, dass der Sache keine grundsätzliche Bedeutung zukomme, da das Bundesverfassungsgericht das Streikrecht für Beamte nicht anerkenne (s. S. 24). Nähere Informationen: http://www.gew.de/GEW_begruesst_Entscheidung_ des_Bundesverwaltungsgerichts.html ahnen neue GWk-Vorsitzende Doris Ahnen (SPD), Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Rheinland-Pfalz, übernimmt 2013 den Vorsitz der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK). Sie folgt Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, die diesen 2012 innehatte. In der GWK arbeiten Bund und Länder im Bereich der gemeinsamen Wissenschafts- und Forschungsförderung zusammen. Zentrales Thema wird die Frage sein, wie sich angesichts weiter steigender Studienanfängerzahlen der Hochschulpakt ausgestalten lässt. Auf der Agenda stehen zudem Verhandlungen über ein gemeinsames Bund-Länder-Programm, um die Lehrerbildung zu verbessern. Doris ahnen (sPD), rheinland-pfälzische Bildungs- und Wissenschaftsministerin, übernimmt 2013 den Vorsitz der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWk). mitmachen lohnt sich ... ... für jedes neu geworbene GEW-mitglied erwartet sie ein GEW-kapuzen-sweatshirt.* Prämie des monats Februar: graues GEW-kapuzen-sweatshirt mit organize!-motiv neues mitglied werben und Prämie online anfordern unter www.gew.de/Praemienwerbung.html *Dieses Angebot gilt nicht für Mitglieder der GEWLandesverbände Niedersachsen und Thüringen. # Bitte in Druckschrift ausfüllen. oder per Coupon: Vorname/Name GEW-Landesverband Straße/Nr. Telefon PLZ/Ort E-Mail Bitte den Coupon vollständig ausfüllen und an folgende adresse senden: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Reifenberger Straße 21, 60489 Frankfurt a. M., Fax: 0 69 / 7 89 73-102 Fax E&W-Prämie des Monats Februar 2013/GEW-Kapuzen-Sweatshirt keine Lust auf unser online-Formular? Fordern sie den Prämienkatalog an! Per E-mail: mitglied-werden@gew.de | Per Telefon: 0 69 / 7 89 73-211 6 LänDEr-TarIFrunDE 2013 Foto: Uwe Preuss schon im vergangenen Jahr gab es in sachsen große (Warn-)streikdemos mit 17 000 und 20 000 Lehrkräften. Diese verlangten einen Demografie-Tarifvertrag und eine tarifierte Entgeltordnung für Lehrerinnen und Lehrer. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Länder-Tarifrunde 2013 sturmzeichen // Die kolleginnen und kollegen im PIsa-siegerland sachsen kämpfen für 6,5 Prozent mehr Gehalt, einen Tarifvertrag mit höheren und gerechteren Eingruppierungen für angestellte Lehrkräfte sowie das angebot einer altersteilzeit. Die aktionsbereitschaft ist groß. // In Sachsen stehen die Zeichen schon auf Sturm, noch bevor die bundesweite Länder-Tarifrunde beginnt (s. E&W 10/2012 und 12/2012): Der GEW-Landesverband kämpft dafür, dass der Freistaat endlich wieder eine Altersteilzeitregelung anbietet – die die Regierung bisher jedoch hartnäckig verweigert. Gespräche mit Finanzminister Georg Unland (CDU) laufen zwar, Verhandlungen gibt es aber nicht. „Sollte sich die Staatsregierung einem Demografie-Tarifvertrag weiter versperren, sind wir streikbereit“, betont GEW-Landeschefin Sabine Gerold. „Es ist bedauerlich, dass sich diese Prozesse überlagern. Aber wir müssen die älteren Kolleginnen und Kollegen dringend entlasten.“ Viele stünden schon 35 Jahre und länger vor der Klasse. Die Lehrerin für Englisch und Kunst am Pestalozzi-Gymnasium Dresden wird dieses Jahr 56 Jahre alt, sie würde gerne langsam ihren Berufsausstieg vorbereiten, so wie es manche ihrer Kollegen früher auch taten. „Noch zehn Jahre voll zu arbeiten, das kann ich mir nicht vorstellen“, meint Finsterbusch. „Früher dachte ich immer, ich könnte mit Ende 50 aufhören.“ Sie ist seit 1980 im Schuldienst, bald 33 Jahre. Mit ihr ist das gesamte Kollegium gealtert, für Nachwuchs gibt es keine Stellen, währenddessen steigt der Krankenstand im Kollegium. Auch ihr Körper meldet zuweilen Überforderung: Rücken, Hals und Nacken schmerzen. Vor zwei Jahren eine Knie-OP. Ein paar Jahre zuvor hatte sie ein Sabbatjahr genommen, war mit dem Rucksack um die halbe Welt gereist. „Danach ging es mir richtig gut, ich kam mit neuem Elan zurück.“ Doch diese Möglichkeit einer Auszeit gebe es nun nicht mehr. Die sächsischen Kolleginnen und Kollegen tragen die Forderung der Gewerkschaften nach 6,5 Prozent Gehaltszuwachs voll mit. Mehr noch. „Unser Landesbeschluss sah sogar acht bis zehn Prozent vor“, sagt Gerold. „Angesichts steigender Steuereinnahmen sehen die Beschäftigten nicht ein, wa- Die Situation scheint paradox: Während das Land mit Verweis auf fehlenden Nachwuchs keine ältere Lehrkraft frühzeitig aus dem Dienst entlässt, gibt es viele junge Fachkräfte im Wartestand, für die die GEW Einstellungsgarantien fordert. „Eine Altersteilzeitregelung würde jungen Menschen verlässlichere Einstellungschancen eröffnen und den Berufsausstieg der Älteren viel planbarer gestalten“, sagt Gerold. Derzeit flüchten sich ältere Pädagoginnen und Pädagogen in Teilzeit, werden langzeitkrank oder kündigen noch vor Erreichen der Altersrente – mit Konsequenzen für die Rente. Gerold: „Bei der Altersteilzeit geht es auch um einen Ausgleich für die Rente – und nicht zuletzt um eine Anerkennung der Lebensleistung der Kollegen.“ So wie bei Angela Finsterbusch. angela Finsterbusch: „noch zehn Jahre voll zu arbeiten, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Die kolleginnen und kollegen in sachsen fordern unter anderem einen Tarifvertrag für angestellte Lehrkräfte und ein altersteilzeitangebot der Landesregierung. Foto: Ralf Heinrich Paradoxe situation Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 7 8 Länder-Tarifrunde 2013 rum es keinen kräftigen Einkommenszuschlag geben soll.“ Zumal das Land als Arbeitgeber bundesweit die geringsten Brutto-Jahreseinkommen zahlt. Entscheidend ist für Sachsens Lehrkräfte aber vor allem die Eingruppierung: Im Vergleich zum Westen sind angestellte Lehrkräfte im Osten – besonders die sächsischen – immer noch benachteiligt. „Es gibt weiterhin eine Trennung in den Lehrerrichtlinien der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zwischen Ost und West. Und in Sachsen existiert sogar eine eigene Richtlinie für die Lehrerinnen und Lehrer mit DDRAusbildung“, erklärt Gerold. Diese Benachteiligung gelte es zu überwinden. „Jede voll ausgebildete Lehrkraft muss die gleiche Eingruppierung erreichen können.“ Verliererin der Einheit Veronika Kieselstein zum Beispiel kämpft seit Ewigkeiten um gerechte Bezahlung. Mit ihrem 1988 in der DDR erworbenen Abschluss für untere Klassen unterrichtet sie seit 25 Jahren, davon seit mehr als 20 Jahren Deutsch und Geschichte an der Friedrich-TschanterMittelschule in Eilenburg bei Leipzig. Viele Jahrgänge hat sie auch als Klassenlehrerin geleitet. Dennoch ist die 57-Jährige nur in der Entgeltgruppe 9 eingruppiert. „Eigentlich müsste ich, da ich die gleiche Arbeit leiste wie meine Kollegen, mindestens in Gehaltsgruppe 10 oder 11 eingestuft werden. Das würde im Monat immerhin einige hundert Euro ausmachen.“ Seit 2002 versucht sie, einen höheren Abschluss nach heutigem Recht zu erwerben. Doch Weiterbildungsqualifizierungen hat man ihr nicht gewährt, Anträge auf bessere Eingruppierung abgelehnt. „Finanziell bin ich eine Verliererin der Einheit, arbeitsmäßig eine Gewinnerin“, sagt Kieselstein bitter. Doch sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich auch ihre Situation finanziell noch etwas verbessert. Spätestens Ende Februar, wenn die Winterferien vorbei sind, wollen die sächsischen Kolleginnen und Kollegen massiv in die Auseinandersetzungen der Tarifparteien einsteigen. Rund 30 000 Lehrkräfte gibt es im Freistaat: Fast alle sind Gewerkschaftsmitglied. In keinem anderen Bundesland ist der Organisationsgrad so hoch. Am Verhandlungstisch in Potsdam treffen die Sachsen auf einen guten Bekannten. Zweiter Mann hinter Länder-Verhandlungsführer Jens Bullerjahn (SPD), Finanzminister aus Sachsen-Anhalt: Finanzminister Unland. Sven Heitkamp, freier Journalist mitdiskutieren www.gew.de/ EundW.html mitmachen lohnt sich!   mit Beginn der Tarifrunde 2013 für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder hat die GEW eine mitglieder-Werbekampagne gestartet (s. Beihefter E&W 1/2013). Zum Mitmachen sind aufgefordert: Alle GEW-Mitglieder, insbesondere die angestellten Lehrerinnen und Lehrer auf Landesebene. Über 200 000 angestellte Lehrkräfte sind eine Macht – allerdings nur, wenn sie sich in der GEW solidarisieren und ihre Interessen gemeinsam vertreten. nicht nur mitmachen, sondern auch gewinnen! Bestelle kostenfrei den Kampagnenwürfel, inklusive 25 Beitrittskarten. Einfach E-Mail mit dem Stichwort „Kampagnenwürfel“ unter Angabe der vollständigen Lieferadresse an tarifrunde@gew.de senden oder Formular auf der GEWWebsite www.gew-tarifrunde.de/Organize.html ausfüllen. Der besondere Clou: alle all kolleginnen und kollegen, die einen Würfel bestellen und im Lehrerzimmer aufstellen, nehmen an der Verlosung von drei iPads teil. mehr Infos unter: www.gew-tarifrunde.de Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Länder-Tarifrunde 2013 „Endlich ein einheitlicher Tariflohn“ // Für die kolleginnen und kollegen in nordrhein-Westfalen (nrW) steht in der LänderTarifrunde neben der Forderung eines kräftigen Lohnzuwachses vor allem der Einstieg in eine per Tarifvertrag geregelte Entgeltordnung (L-ego) für angestellte Lehrkräfte auf der agenda der GEW. // Mit den Fächern Biologie und Geschichte hatte Susanne Wycisk 1986 keine Chance, in den Schuldienst zu kommen. Damals überschwemmten frisch ausgebildete Lehrkräfte die Schulen, doch Neueinstellungen gab es allenfalls, wenn die Bewerber ein sogenanntes Mangelfach studiert hatten. Wycisk entschloss sich, noch einmal zur Uni zu gehen und absolvierte ein Technik-Studium. Weil sie in dieser Zeit ein Kind bekam, dauerte es acht Jahre, in denen „ich mich durchschlug, bis mich das Land 1994 zum ersten Mal als Lehrerin einstellte“. Inzwischen hatte sie allerdings die damals magische Altersgrenze von 35 Jahren überschritten: Deshalb hat das Land sie nicht mehr verbeamtet. Die heute 56-jährige Lehrerin an einer Dortmunder Gesamtschule geht nach eigenen Angaben netto mit 500 Euro weniger nach Hause als ihre verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. ist, „verdient nach dem neuen Tarifvertrag der Länder (TV-L) noch weniger als ich“, so Behrendt. „Es ist mein Glück, dass für die Kolleginnen und Kollegen, die vor Einführung des TV-L nach BAT bezahlt wurden, Bestandsschutz gilt.“ „Da die Lehrkräfte – egal ob verbeamtet oder angestellt – gemeinsam in den Schulen arbeiten, fallen die gravierenden Unterschiede der Gehälter viel stärker auf als in anderen Bereichen, in denen die Statusgruppen nicht so stark durchmischt werden“, erklärt GEW-Vorstandsmitglied Ilse Schaad. Tatsächlich bleibt gerade älteren Kolleginnen und Kollegen mit einem etwas bunteren Lebenslauf die Verbeamtung verwehrt. Die rutschten erst über die Altersgrenze von 35 Jahren, und als das Land NRW diese im Jahr 2000 auf 40 anhob, lagen sie dann auch darüber. Wycisk wollte das nicht hinnehmen. Sie schloss sich einer GEW-Sammelklage an, die 2009 aber endgültig abgelehnt wurde. Nun hofft sie, dass sich die GEW in der Tarifrunde 2013 mit dem Einstieg in eine tarifliche Entgeltordnung für die Eingruppierung der Lehrkräfte durchsetzt. Das Gehalt angestellter Lehrkräfte wird in Anlehnung an die Bezahlung der Beamten geregelt. Das bedeutet: Die Entgeltgruppen werden von den Arbeitgebern in der Regel per Erlass schlicht den Besoldungsgruppen der Beamten zugeordnet. Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften gibt es nicht. Da die angestellten Lehrkräfte nicht so viel mehr Gehalt als Beamte bekommen, dass sie davon die Sozialabgaben bestreiten können, die Beamte nicht zahlen, bekommen sie netto bis zu 600 Euro weniger, so GEW-Tarifexpertin Schaad. kampf für Tarifvertrag Endlich ein einheitlicher Tariflohn: Dafür kämpft auch der Dortmunder Förderschullehrer Martin Roth. Der 56-Jäh- Drei Klassenzimmer, drei Gehaltsgruppen: Das ist an einer Bochumer Grundschule die Realität. Hinter einer Tür unterrichtet Ulrike Behrendt, 54, als angestellte Lehrerin. Bezahlt wird sie wegen der Besitzstandsregelungen nach dem alten Bundesangestelltentarifvertrag (BAT), „die verbeamtete Kollegin im Klassenraum nebenan hat netto 350 bis 400 Euro mehr“, bemängelt sie. Die jüngere Kollegin, die aufgrund ihres Übergewichts nicht verbeamtet worden Fotos: Ralf Rottmann, WAZ Drei klassen, drei Gehälter „alle Lehrkräfte mit gleicher ausbildung, die gleichwertige arbeit leisten, sollen gleich viel verdienen“, verlangt Förderschullehrer martin roth. Er verweist auf die neuen Bachelor- und master-studiengänge, die alle Lehrkräfte absolvieren. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 9 10 LänDEr-TarIFrunDE 2013 ulrike Behrendt arbeitet an ihrer Grundschule inzwischen nur noch 75 Prozent: „müsste ich Vollzeit arbeiten, würden mir in der schule die nerven für die kinder fehlen.“ rige wurde nicht verbeamtet, weil er sich über eine Ausbildung zum Erzieher und den zweiten Bildungsweg zum Lehrerberuf hochkämpfte, dann aber ebenfalls an der Altersgrenze scheiter- te. Dem Beamtentum weint er allerdings keine Träne nach. Als Vorsitzender der Fachgruppe im Bezirkspersonalrat schließt sich Roth der GEW-Forderung nach einem Ein- Berliner Lehrkräfte im Warnstreik An über hundert Schulen ist Mitte bis Ende Januar in Berlin gestreikt worden. Die angestellten Lehrerinnen und Lehrer protestierten gegen die Entscheidung des Senats, Lehrkräfte grundsätzlich nur im Angestelltenstatus zu beschäftigen, ihnen aber gleichzeitig tarifvertragliche Sicherheit vorzuenthalten. Mindestens 1000 Streikende forderten vom Senat den Abschluss eines Tarifvertrages mit der GEW, in dem die Eingruppierung, die Einkommensgleichheit angestellter und verbeamteter Lehrkräfte sowie Arbeitsentlastungen für ältere Kolleginnen und Kollegen geregelt werden sollen. Weiteres Ziel: keine Verschlechterung beim Anspruch auf Erholungsurlaub. Gegenüber dem Land Berlin verlangt der Landesverband neben den Regelungen für angestellte Lehrkräfte auch tarifliche Festlegungen für Erzieherinnen und Erzieher an Grundschulen und sonderpädagogischen Förderzentren. Spezielle Informationen dazu gibt es im aktuellen Tarifinfo der GEW Berlin unter http://www.gew-berlin.de/documents_public/TV_L-Tarifinfo_Berlin_2013_01.pdf Die GEW Berlin erwartet, dass die Senatsverwaltung in dem anstehenden Sondierungsgespräch ihre Bereitschaft erklärt, die Forderungen der Gewerkschaften in einem Tarifvertrag zu regeln. Ansonsten könnten weitere Warnstreiks erforderlich werden, kündigt der Landesverband an. hari alle weiteren Informationen zur Länder-Tarifrunde unter www.gew-tarifrunde.de Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 gruppierungstarifvertrag für angestellte Lehrerinnen und Lehrer an. „Alle Lehrkräfte mit gleicher Ausbildung, die gleichwertige Arbeit leisten, sollen gleich viel verdienen“, verlangt er und verweist auf die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge, die alle Lehrkräfte absolvieren. Es sei einfach ungerecht, Gymnasiallehrkräften wesentlich mehr zu bezahlen, „während an den Grundschulen die Anforderungen durch die individuelle Förderung der Kinder immer weiter steigen“. Das kann Ulrike Behrendt, die sich bisher an allen Streiktagen beteiligte, nur bestätigen. Sie arbeitet an ihrer Grundschule inzwischen nur noch 75 Prozent. „Müsste ich Vollzeit arbeiten, würden mir in der Schule die Nerven für die Kinder fehlen.“ Anderen Kolleginnen und Kollegen gehe es ähnlich, sagt sie. „Wir verzichten auf Gehalt, um Kraft für den Unterricht zu haben und uns gesund zu erhalten.“ Brigitta Stauber-Klein, WAZ Essen für NRW mitdiskutieren www.gew.de/ EundW.html Sie geben alles. Wir geben alles für Sie: mit Lösungen für Lehramtsanwärter/-innen. Spezialist für den Öffentlichen Dienst. Wir bieten von der Krankenversicherung bis zur Dienstunfähigkeitsversicherung Schutz von Anfang an – komme, was wolle. G ✔ arantierte Dienstunfähigkeitsrente bis zu 1.800 Euro möglich H ✔ öhe der Dienstunfähigkeitsversicherung an Bedarf anpassbar K ✔ rankenversicherung zur Beihilfe mit Ausbildungskonditionen Als Spezialversicherer exklusiv für den Öffentlichen Dienst geben wir alles für Sie. Lassen Sie sich jetzt von Ihrem persönlichen Betreuer in Ihrer Nähe beraten. Mehr Informationen: www.DBV.de oder Telefon 0800 166 55 94. Ein Unternehmen der AXA Gruppe 12 Länder-Tarifrunde 2013 anschluss halten // In der Länder-Tarifrunde geht es um Lohnzuwachs. Das ist für die GEW gleichrangiges Ziel neben der Lehrkräfte-Entgeltordnung (L-ego). Die Gewerkschaften fordern 6,5 Prozent mehr Gehalt. Damit wollen sie anschluss halten an die allgemeine Tarifentwicklung und den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD), nach dem die bei Bund und kommunen beschäftigten angestellten bezahlt werden. // Die Mitglieder erwarten von ihrer Gewerkschaft immer, dass sie möglichst hohe Einkommenssteigerungen durchsetzt. Die Arbeitgeber halten dem – wie immer – entgegen, dass die Forderung überzogen sei und ihnen der finanzielle Handlungsspielraum fehle. Zum Verhältnis von Forderung und Abschluss kursieren oft abenteuerliche Vorstellungen. Manche behaupten: „Man bekommt immer die Hälfte von dem, was man fordert.“ Das trifft nicht zu. Worauf Gewerkschaften und Arbeitgeber sich am Ende einigen, hat nicht nur mit guten Argumenten zu tun, sondern vor allem mit Durchsetzungsmacht. Aber selbst mit hoher Streikbeteiligung lässt sich nicht alles verwirklichen. Gerade im öffentlichen Dienst ist es enorm wichtig, ob die Öffentlichkeit die gewerkschaftlichen Forderungen als legitim, angemessen und gut begründet aufnimmt oder in das Klagelied der Arbeitgeber einstimmt, dass die Kassen leer und die Erwartungen der Beschäftigten unrealistisch seien. Es kommt also nicht nur auf die Höhe der Forderung an, sondern auch auf die Begründung. Die Tarifentwicklung im öffentlichen Dienst war seit dem Jahr 2000 lange vom öffentlichen Spardiktat und einer veränderten Arbeitgeberstruktur geprägt. Mit getrennten Tarifverträgen für Bund und Kommunen (TVöD) auf der einen Seite und für die Länder (Tarifvertrag der Länder, TV-L) auf der anderen ging eine Schwächung der Durchsetzungsmacht der Gewerkschaften im Vergleich zu den Zeiten des Bundesangestelltentarifvertrags (BAT), der für den gesamten öffentlichen Dienst galt, einher. Die Folge: Die Einkommen der Beschäftigten blieben hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurück und lagen teilweise unter der Teuerungsrate. Das bedeutete Reallohnverluste: Die Kaufkraft der Einkommen ging Entwicklung von Bruttolöhnen/-gehältern sowie unternehmens- und Vermögenseinkommen 1995 – 2011 180 170 Unternehmens- und Vermögenseinkommen 159,7 160 150 140 131,9 130 120 110 Bruttolöhne und -gehälter (ohne Arbeitgeberbeiträge) 100 90 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2001 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: destatis Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 zurück. Diesen negativen Trend haben die Gewerkschaften in den jüngsten Tarifrunden umgekehrt. Insbesondere die Tarifrunde 2012 für die Beschäftigten von Bund und Kommunen brachte Lohnsteigerungen, die deutlich über der Teuerungsrate lagen, obwohl diese mit gut zwei Prozent im Jahresdurchschnitt relativ hoch war. Das gelang nur, weil die Gewerkschaften die Problematik sinkender Realeinkommen und einer schwächelnden Binnennachfrage in Deutschland in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung stellten. Dafür gab es in der Öffentlichkeit viel positive Resonanz. steuerquellen sprudeln Die Konjunktur in Deutschland hat sich – entgegen den Erwartungen – nach der Finanzkrise 2009 rasch erholt. Der Arbeitsmarkt hat sich entspannt: Die Wirtschaft ist 2010 um 4,2 Prozent und 2011 um drei Prozent gewachsen (Bruttoinlandsprodukt nach Angaben des Statistischen Bundesamts). Entsprechend gut haben sich auch die Steuereinnahmen entwickelt. Anfang Dezember 2012 verkündete das Bundesfinanzministerium stolz, dass Deutschland ein „Maastricht-Defizit“ von Null aufweist – trotz der Hilfsmilliarden, die in der Finanzkrise bereitgestellt worden sind. Die positive Entwicklung basiert insbesondere auf der Exportstärke Deutschlands. Die Orientierung auf den Export macht die Wirtschaft jedoch sehr anfällig für weitere (Welt)Wirtschaftskrisen. Die Binnennachfrage ist immer noch schwach. Zu schwach, um Einbrüche im Exportgeschäft zu kompensieren. Eine nachhaltige Stabilisierung der Binnennachfrage ist nur möglich, wenn die Löhne stärker als die Preise steigen. Eine wichtige Zielmarke für einen Tarifabschluss ist der sogenannte „verteilungsneutrale Spielraum“. Dieser besagt, dass die Einkommen mindestens im Umfang der Teuerungsrate plus Produktivitätsfortschritt steigen müssen. Bleibt der Gehaltszuwachs insgesamt hinter dieser Rate zurück, sinkt der Anteil der Lohn- am Volkseinkommen. Länder-Tarifrunde 2013 13 Zurück ins Leben Forderungen für die Länder-Tarifrunde 2013 Das verlangt die GEW: Die Gehälter der im öffentlichen Dienst der Länder Beschäftigten und andere dynamisierbare Entgeltbestandteile sowie die Bezahlung der Praktikanten sollen um 6,5 Prozent erhöht werden. Länge der Laufzeit des Tarifvertrags: zwölf Monate. Gleichrangig verlangt die GEW, die Eingruppierung der angestellten Lehrkräfte per Tarifvertrag zu regeln. Damit will sie erreichen, dass sich die Eingruppierung an der Ausbildung und Tätigkeit der Lehrkräfte orientiert und diese unabhängig von der Schulform ist, an der sie unterrichten. Zudem sollen alle Lehrerinnen und Lehrer in den östlichen und westlichen Bundesländern – bei gleicher Ausbildung und Tätigkeit – einheitlich bezahlt werden. Und: Lehrkräfte sollen mit ihrem Hochschulabschluss genau so eingruppiert werden wie andere Akademiker im öffentlichen Dienst der Länder. Die im Hochschulbereich beschlossenen Forderungen zur Erweiterung des Geltungsbereichs des Tarifvertrags der Länder (TV-L) und zur Überprüfung der Befristungsregelung sollen in die Verhandlungen eingebracht werden. Sehr wichtig ist der GEW, dass das Tarifergebnis wirkungsgleich auf die Beamtinnen und Beamten in den Ländern und Kommunen übertragen wird. ur Bei der immer noch guten wirtschaftlichen Entwicklung und weiter steigenden Preisen müssten die Tarifabschlüsse 2013 voraussichtlich im Bereich von drei Prozent liegen, um den verteilungsneutralen Spielraum auszuschöpfen. Genau kann man das erst im Nachhinein bewerten. Angesichts der wachsenden Schere zwischen Einkommen und Gewinnen (siehe Grafik Seite 12) fordern die Gewerkschaften jedoch mehr als nur einen verteilungsneutralen Abschluss. Nur durch höhere Abschlüsse lässt sich die Kluft perspektivisch schließen. Zugleich würde die höhere Kaufkraft der Erwerbstätigen die Binnennachfrage ankurbeln und die wirtschaftliche Entwicklung stabilisieren. nicht abhängen Eine leichter zu berechnende Vergleichsgröße ist der Abstand zwischen den Gehaltstabellenwerten des TV-L und des TVöD. Zum 1. Januar 2013 wird die TV-L-Tabelle durchschnittlich 2,25 Prozent niedriger liegen als die TVöD-Tabelle. Da für die TVöD-Entgelte bereits ein weiterer Erhöhungsschritt zum 1. August 2013 vereinbart ist, würde der Unterschied dann 3,65 Prozent betragen. Für die Gewerkschaften sind einheitliche Gehälter im öffentlichen Dienst ein wichtiges Ziel. Die Forderung nach 6,5 Prozent Gehaltserhöhung entspricht dem, was die Gewerkschaften in der Tarifrunde 2012 für die nach TVöD Beschäftigten gefordert hatten. Nur wenn auch auf Länderebene ein ähnlich guter Abschluss erreicht wird, ist sichergestellt, dass die Einkommen im öffentlichen Dienst nicht (weiter) auseinanderdriften. Dafür müssen die Landesbeschäftigten ihr Anliegen mit einer guten Beteiligung an den sicher nötigen Warnstreiks aber ebenso erfolgreich in die Öffentlichkeit tragen wie die Kolleginnen und Kollegen bei Bund und Kommunen ein Jahr zuvor. Gesa Bruno-Latocha, Referentin für Beamtenund Sozialpolitik, Oliver Brüchert, Tarifreferent, beide beim GEW-Hauptvorstand Hilfe bei Depressionen, Sucht, Burn-out und Angsterkrankungen Beratung und Information (kostenfrei) 0800 32 22 322 Wir bieten schnelle und nachhaltige Hilfe durch hochintensive und individuelle Therapien für Privatversicherte und Beihilfeberechtigte. Im Vordergrund des Heilungsprozesses steht das emotionale Profil und der achtsame Umgang mit den inneren Ressourcen unserer Patienten. Die Kliniken haben einen hervorragenden Ausstattungsstandard. Eine Sofortaufnahme ist jederzeit möglich – auch im akuten Krankheitsstadium. Wir unterstützen Sie bei der Klärung der Kostenübernahme. www.oberbergkliniken.de Die Standorte: Berlin/Brandenburg, Schwarzwald, Weserbergland Wann hatten Sie das letzte Mal “Hunger” in der Oberstufe? Komplexe Themen wie „Hunger“ und „Welternährung“ eignen sich für die Oberstufe, weil sie uns mit Widersprüchlichkeiten und der Fragwürdigkeit von Schlussfolgerungen konfrontieren. Unsere Schaubilder und Arbeitsblätter liefern dafür das Material. Welthaus Bielefeld Mit finanzieller Unterstützung des Widersprüchliches zur Welternährung Schaubilder und Arbeitsblätter für Oberstufe und Erwachsenenbildung Welthaus Bielefeld: Widersprüchliches zur Welternährung Schaubilder und Arbeitsblätter für Oberstufe und Erwachsenenbildung. 48 S. Bielefeld 2013. Preis: 5,– € Bezug: Welthaus Bielefeld 05 21 - 9 86 48-0 info@welthaus.de www.welthaus.de/publikationen-shop Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 14 Länder-Tarifrunde 2013 sechs gute Gründe für L-ego // Für die Länder-Tarifrunde fordert die GEW gleichrangig zu der 6,5-prozentigen Lohnerhöhung erneut die Tarifierung der Eingruppierung von Lehrkräften (L-ego). nachdem es in der Tarifrunde 2011 keine Einigung gab, ist das Thema für GEW und ver.di zentral. // Seit 2006 haben Arbeitgeber und Gewerkschaften vereinbart, mit der Tarifierung der allgemeinen Entgeltordnung auch die Eingruppierung der Lehrkräfte zu regeln. Längst ist allen klar, dass die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) diese Einigung nie ernst gemeint hat. Verhandlungen haben die Arbeitgeber zwar zugesagt, aber keinen Abschluss. Sie verteidigen das seit 60 Jahren bestehende Alleinbestimmungsrecht der Ministerien mit Zähnen und Klauen. Verzögerungen Erziehung undW ssenschaft Zeitschrift der Bildungs erkschaft GEW Quali nicht im selbstlauf 11/2010 fikati Bezah lu sehr ont: gu ungenngend üg : Acht Protokolle der Ungerechtigkeit Die GEW-Forderungen aus der vergangenen Tarifrunde zwischen Gewerkschaften und Länder-arbeitgebern 2011 gelten nach wie vor. Die Bildungsgewerkschaft kämpft 2013 weiter dafür. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 und Abbrüche der Tarifverhandlungen sind an der Tagesordnung. Währenddessen sind viele ungeduldig geworden. Sie wollten das Thema angesichts der „Mühen der Tiefebene“ in der Schublade verschwinden lassen. Während dieser Zeit hat die GEW tarifpolitisch wichtige und schmerzhafte Lernprozesse durchgemacht. • Erstens setzen sich Tarifforderungen nicht im Selbstlauf durch. Sie müssen vielmehr gegen den meist erbitterten Widerstand der Arbeitgeber erstritten werden. Klar ist, Tarifregelungen sind immer ein Ergebnis des Kräfteverhältnisses zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Nicht immer reichen die Kräfte einer Gewerkschaft aus, um ein Ziel im ersten Anlauf durchzusetzen. Das gilt vor allem für solche Forderungen, mit denen ein seit Jahrzehnten bestehender tarifloser Zustand beendet werden soll, wie das bei L-ego der Fall ist. Deshalb ist das Thema jedoch weder falsch noch unzeitgemäß. • Zweitens ist es sich die GEW als tariffähige Gewerkschaft schuldig, nicht nur zu fordern, sondern das Gefor- derte auch durchzusetzen. Die Arbeitgeber müssen merken, dass es der Bildungsgewerkschaft mit L-ego ernst ist. Es ist deshalb für die zukünftige tarifpolitische Durchsetzungskraft von ver.di und GEW gegenüber den Arbeitgebern im öffentlichen Dienst entscheidend, wie sich die Bildungsgewerkschaft in der Tarifrunde 2013 verhält. • Drittens ist L-ego schon deshalb wichtig, weil die Eingruppierung das wichtigste Merkmal ist, das das Einkommen der Beschäftigten bestimmt. Die Entgeltordnung drückt die Wertigkeit einer bestimmten Tätigkeit aufgrund der Anforderungen an Qualifikation und Aufgaben aus. Deshalb lässt sich die Eingruppierung nicht nur auf ihre monetäre Seite reduzieren. Gerade für höher Qualifizierte, wie Lehrkräfte, ist die Anerkennung der Ausbildung und der Verantwortung ihres Berufes vielfach genauso wichtig wie ein auskömmliches Gehalt. • Viertens ist L-ego notwendig, weil diese verhindert, dass die Arbeitgeber Tarifergebnisse ganz oder teilweise kompensieren können, indem sie die Eingruppierung verschlechtern. Ist diese nicht per Tarifvertrag geregelt, kann eine prozentuale Lohnerhöhung mit einem Federstrich von den Arbeitgebern zurückgeholt werden: Sie stufen die Beschäftigten einfach niedriger ein. Länder-Tarifrunde 2013 15 Foto: imago Der neue Eva-maria stange Bezahlung endlich per Tarifvertrag regeln! Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen werden seit Jahren ohne tarifliche Regelung bundesweit am schlechtesten bezahlt. Höhergruppierungen werden nicht umgesetzt, obwohl viele tausend Kolleginnen und Kollegen über Jahre durch Teilzeitverträge erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen mussten, um Arbeitsplätze zu retten. Es ist endlich an der Zeit, dass für diese große Gruppe der im öffentlichen Dienst eines Landes Beschäftigten klare tarifliche Eingruppierungsregelungen gelten. Die GEW ist in der Lage – das hat sie in den vergangenen Monaten bewiesen – für einen starken Arbeitskampf zu mobilisieren, wenn es notwendig ist. Ich wünsche viel Erfolg, auch wenn Finanzminister wie Herr Unland (CDU) aus Sachsen kaum Verständnis für die Forderungen der Gewerkschaft zeigen werden. Das hat er in den jüngsten Haushaltsberatungen bewiesen. Eva-Maria Stange, ehemalige Wissenschaftsministerin von Sachsen und Ex-GEW-Vorsitzende Dass dies keine Horrorvision ist, haben die Angestellten in mehreren Ländern zähneknirschend erleben müssen, als die Zuordnung von Sek-I-Lehrkräften in den vergangenen fünf Jahren von Entgeltgruppe (E) 13 nach E 11 dekretiert wurde. • Fünftens fordert die GEW eine per Tarifvertrag geregelte Entgeltordnung für angestellte Lehrkräfte auch deshalb, weil die von den Landes-Arbeitgebern und der TdL erlassenen Eingruppierungsregelungen weder diskriminierungsfrei noch zeitgemäß sind. Diese entsprechen auch nicht den künftigen Anforderungen des Schulsystems. Das gilt sowohl für die nach Schularten unterschiedliche Eingruppierung als auch für die Benachteiligung von Lehrkräften im Tarifgebiet Ost gegenüber Lehrkräften mit vergleichbarer Ausbildung und Tätigkeit in den westlichen Bundesländern sowie von Lehrkräften mit einem ausländischen Abschluss und Kollegen mit einem nach dem Recht der DDR. • Sechstens lässt sich das Niveau der Bezahlung angestellter Lehrkräfte nur über eine Entgeltordnung dauerhaft verbessern. Erhöht und neu geregelt werden muss vor allem das Einkommen der Lehrkräfte in den Entgeltgruppen 9 und höher. Lehrer und Lehrerinnen mit wissenschaftlicher Hochschulausbildung und Laufbahnbefähigung müssen mindestens in die E 13 eingestuft werden, damit sie mit der Eingruppierung anderer Beschäftigter mit vergleichbarem Ausbildungsniveau, etwa Juristen, Diplom-Ingenieuren und Wissenschaftlern, gleichgestellt werden. Ehrgeizige Ziele Die Ziele der GEW für L-ego hat die Organisation seit 2006 intensiv diskutiert. Sie gelten weiterhin: • L-ego soll alle angestellten Lehrkräfte schützen, deren Eingruppierung die Arbeitgeber bisher allein festlegen. Das betrifft Alleskönner! Kompakt und informativ – das neue Magazin der bpb Mit Veranstaltungen, Publikationen, Unterrichtsmaterialien und Interviews zu Themen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Im März 2013 erscheint: Ausgabe #3. www.bpb.de/magazin, magazin@bpb.de Ich möchte das bpb:magazin kostenlos abonnieren. Bitte senden Sie es an folgende Adresse: Name / Vorname Straße / Hausnummer Postleitzahl / Ort E-Mail Mit der Übersendung Ihrer Daten stimmen Sie zu, dass Ihre personenbezogenen Daten im Rahmen der Aboverwaltung gespeichert werden. Wir versichern Ihnen, dass die Angaben ausschließlich im Rahmen der Aufgaben der bpb und keinesfalls für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Senden Sie diesen Abschnitt an: Bundeszentrale für politische Bildung Stabsstelle Kommunikation Adenauerallee 86 53113 Bonn Sie können das bpb:magazin auch abonnieren unter: www.bpb.de/magazin, magazin@bpb.de Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Foto: privat sowohl „Erfüller“ (= Lehrkräfte mit vollständiger Ausbildung) als auch „Nichterfüller“. Ebenso Lehrkräfte für besondere Aufgaben an Hochschulen. • Durch eine höhere Eingruppierung soll sich die Bezahlung verbessern. Lehrkräfte sind keine Hochschulabsolventen zweiter Klasse, die man mit einer Bezahlung unter E 13 abspeist – schon gar nicht in einem Land, dessen „Rohstoff“ Bildung ist. In Wahlkämpfen steht Bildung oben auf der Agenda. Nach der Wahl darf nicht alles vergessen sein. • Die tarifliche Eingruppierung angestellter Lehrkräfte muss der Ausbildung entsprechen und auf einer gerechten Bewertung der Tätigkeiten beruhen. Eine nicht mehr gerechtfertigte und unzeitgemäße, auf die Schulform bezogene Eingruppierung will die GEW nicht hinnehmen. Etwa ein Drittel der Lehrkräfte wird so be- Peter Befeldt Tarifvertrag für Lehrkräfte Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland leisten viel. Deshalb unterstützt die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) in der SPD das Ziel einer Tariferhöhung nachdrücklich. Vor allem geht es aber auch darum, einen Tarifvertrag für die angestellten Lehrkräfte im öffentlichen Dienst der Länder zu erreichen und damit gerechte und messbare Kriterien für die Entlohnung von Lehrerinnen und Lehrern zu schaffen. Peter Befeldt, Bundesvorsitzender der AfB Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 zahlt wie andere Akademiker im öffentlichen Dienst. Zwei Drittel verdienen weniger – davon sind mehr als 70 Prozent Frauen. • Lehrkräfte im Tarifgebiet Ost dürfen bei gleicher Tätigkeit und Ausbildung nicht länger schlechter eingruppiert werden als Lehrkräfte im Westen. Das Gleiche gilt für Beschäftigte mit einer Ausbildung nach dem Recht der DDR, die nicht nur im Tarifgebiet Ost, sondern auch im Westen anerkannte Arbeit leisten. Sie müssen nach mehr als 20-jähriger Berufspraxis im neuen Schulsystem genauso wie die Beschäftigten mit einer Ausbildung nach bundesrepublikanischem Recht eingruppiert sein. • Die Eingruppierungsregelungen dürfen die Laufbahn nicht beschränken. Lehrkräfte, die ihre Ausbildung in einem Bundesland abgeschlossen haben, müssen in ein anderes wechseln können, ohne schlechter bezahlt zu werden. • Lehrkräfte ohne die geforderte Ausbildung sind gegenüber jenen, die diese aufweisen, eine Entgeltgruppe tiefer einzustufen. • L-ego muss europarechtskonform sein. Der „Zugang zum Beruf“ darf nicht dadurch erschwert werden, dass Lehrkräfte mit einem Examen aus einem anderen europäischen Staat schlechter als solche mit deutscher Ausbildung bezahlt werden. Ein Tarifmerkmal „ausländische Lehrkraft für ausländische Schüler“ ist eine Schande! Bundesweit gibt es kein einziges Eingruppierungsmerkmal, in dem die Nationalität des Beschäftigten und die des Leistungsempfängers maßgeblich ist. • L-ego muss bundesweit gelten. Deshalb sollen für Lehrkräfte, deren spezielle fachliche Tätigkeit es nur in einzelnen Ländern gibt, landesspezifische Ergänzungstarifverträge abgeschlossen werden. Foto: DGB Nordrhein-Westfalen 16 Länder-Tarifrunde 2013 andreas meyer-Lauber Vordemokratischen Zustand beenden! Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat ein gutes Tariftreueund Vergabegesetz auf den Weg gebracht. Leider handelt sie ihren eigenen Beschäftigten gegenüber alles andere als tariftreu. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert, dass angestellte Lehrkräfte künftig per Tarifvertrag eingruppiert und bezahlt werden. Der vordemokratische Zustand der einseitigen Arbeitgeber-Richtlinien muss 2013 beendet werden. Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender DGB Nordrhein-Westfalen winnen können. Dennoch ist die TdL noch lange nicht zu einer Lösung bereit, die auch die GEW mittragen könnte. Vieles deutet darauf hin, dass die TdL den Status quo nur in einem anderen Gewand fortschreiben will, indem der Arbeitgeber die Langer atem nötig Damit die GEW ihre Ziele erreicht, braucht sie einen langen Atem. Und sie wird Kompromisse eingehen müssen. Denn nur ein Tarifvertrag ermöglicht es, über tarifliche Standards zu verhandeln. 2012 hat die GEW mit großer Unterstützung des DGB in vielen Ländern das politische Umfeld für die Entgeltordnung ge- Länder Entgeltordnung Worum es geht und was wir wollen. Wer sich weiter informieren will, dem hilft die GEW-Broschüre „L-ego – LänderEntgeltordnung: Worum es geht und was wir wollen.“ sie steht zum Download bereit unter: www. gew-tarifrunde.de/ L-EGo_Worum_es_ geht.html Länder-Tarifrunde 2013 Eingruppierung mit „tariflichem Segen“ einseitig festlegt. Ein solches, mit den „höheren tariflichen Weihen“ versehenes Leistungsbestimmungsrecht des Arbeitgebers ist mit der Bildungsgewerkschaft nicht zu machen. Zu schlecht sind die Erfahrungen, die sie mit den tariflich abgesegneten Arbeitgeberrichtlinien im Osten, insbesondere im Freistaat Sachsen, gemacht hat. Das Tarifergebnis, das für L-ego zu erzielen ist, hängt wesentlich davon ab, ob es gelingt, die Mitglieder zu mobilisieren. Die GEW muss diese Tarifrunde entscheidend prägen. Maßgeblich für das einheitliche Handeln von GEW und ver.di ist, dass die Dienstleistungsgewerkschaft die L-ego-Forderungen zum ersten Mal in den Beschluss der Bundestarifkommission für den öffentlichen Dienst aufgenommen hat. Aber auch mit L-ego lösen sich nicht automatisch alle Fragen der Bezahlung der Lehrkräfte. Ein 17 Hauptproblem bleibt der durch den Status Beamte-Angestellte bedingte Unterschied in den Nettobezügen. Es ist klar, dass sich die GEW dieser Frage verstärkt zuwenden wird. Ilse Schaad, Leiterin des GEW-Arbeitsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik, Peter Jonas, GEW-Tarifreferent www.gew-tarifrunde.de Video „Tarifrunde 2013: streiken für den Tarifvertrag“: http://youtu.be/Ikz9w6Z8r94 L-ego-Chronik: Eine Chronologie der GEWAktivitäten zur Eingruppierung von Lehrkräften unter: http://www.gew.de/L-EGO_ Chronik.html Für wen wird in der Länder-Tarifrunde verhandelt? Für alle Tarifbeschäftigten („Angestellten“), deren Arbeitgeber ein Bundesland ist, gilt das Tarifergebnis, das die Gewerkschaften (hoffentlich) spätestens am 9. März mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) vereinbaren, unmittelbar. Im Organisationsbereich der GEW sind das z. B. angestellte Lehrkräfte, Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder sowie wissenschaftliche Mitarbeiter an Hochschulen. Ausnahme: Hessen. Hier verhandeln die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes direkt im Anschluss an den Länder-Tarifabschluss, weil Hessen vor Jahren aus der TdL ausgetreten ist. In der Vergangenheit wurden dort die Tarifergebnisse im Wesentlichen übernommen. Für Menschen, die nicht beim Land beschäftigt sind, in deren Arbeitsvertrag aber steht, dass sich Entgelt, Vergütung/ Bezahlung nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) richtet, ist der Abschluss ebenfalls direkt wirksam. Das ist z. B. an Privatschulen häufig der Fall. Für Beamtinnen und Beamte der Länder und Kommunen fordert die GEW, dass das Tarifergebnis übernommen wird. Das passiert, wenn das Landesparlament ein Gesetz beschließt, die Besoldung entsprechend des Tarifergebnisses zu erhöhen. Leider ist das heute nicht mehr selbstverständlich (s. Artikel S. 19 f.). Die Verhandlungen zur Länder-Tarifrunde haben am 31. Januar begonnen. Drei Verhandlungsrunden sind geplant. Die nächsten beiden Treffen sind für den 14./15. Februar und 7./8. März in Potsdam geplant. Die GEW verhandelt in dieser Tarifrunde zusammen mit ver.di, der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der IG BAU und der dbbTarifunion. Ver.di hat das Verhandlungsmandat der Gewerkschaften. Aktionen und Warnstreiks sind mit Schwerpunkt zwischen der zweiten und dritten Verhandlungsrunde zu erwarten. gbl/ur Herzlich Willkommen in Den Hoorn auf Texel. Wir empfangen Sie sehr gerne in unseren schönen, kürzlich vollständig renovierten Ferienwohnungen: Zwei Appartements für 2-4 Personen und ein Appartement für 2 Personen. Sie wurden im Juni 2010, nach einer Kernsanierung mit Um- bzw. Anbau, neu eröffnet. Die Appartements sind geschmackvoll und sehr komfortabel eingerichtet. Das Inventar ist komplett neu. Die Wohnungen liegen an einer wenig befahrenen Straße und haben eine eigene kleine Gartenterasse (in der Erdgeschosswohnung), einen Holzbalkon mit Gartenmitbenutzung und Veranda (erstes Geschoss) sowie eine Dachterasse mit Sedumdach für das 2 Personen-Appartement. Wir freuen uns Sie kennenlernen zu dürfen. Kerstin und Harald Weiss Herenstraat 55 1797 AG Den Hoorn - Texel Tel. 0031 222 319397 info@herenstraat55.nl www.herenstraat55.nl Habichtswald-Klinik • Wigandstr. 1 • 34131 Kassel • info@habichtswaldklinik.de ... wieder Atem schöpfen In Mitten Deutschlands am Fuße des größten Bergparks Europas mit Herkules und Schloss Wilhelmshöhe sowie in direkter Nachbarschaft zu einer der schönsten Thermen liegt die Habichtswald-Klinik Fachklinik für Psychosomatik, Onkologie und Innere Medizin, Kassel - Bad Wilhelmshöhe In ihrem Selbstverständnis als Klinik für Ganzheitsmedizin arbeitet die Habichtswald-Klinik auf der Ebene einer integrativen Betrachtung von Körper, Seele und Geist in einer Synthese aus Schulmedizin, Psychotherapie, Naturheilverfahren und komplementärer Therapien. Die Klinik hat einen Versorgungsvertrag nach §111 und ist nach §30 GWO als beihilfefähig anerkannt. Bei den Gesetzlichen Krankenkassen ist die Habichtswald-Klinik als Rehabilitationsklinik anerkannt, bei den privaten Krankenversicherungen als „Gemischte Einrichtung“, die auch Akutbehandlungen gemäß OPS 301 durchführt. Die Beihilfestellen rechnen mit der Klinik den allgemeinen niedrigsten mit den Sozialversicherungsträgern vereinbarten pauschalen Pflegesatz ab. • • • • • • Psychosomatik Burnout Tinnitus Onkologie Innere Medizin Ayurveda-Medizin Kostenloses Service-Telefon: 0800 / 8 90 11 00 Telefon Aufnahmebüro: 0561 / 3108 -186, -622 www.habichtswaldklinik.de Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 18 Länder-Tarifrunde 2013 Was haben Beamte mit der Ta  // GEW und ver.di fordern, das Ergebnis der Länder-Tarifrunde vollständig auf die Beamtinnen und Beamten, die bei den Ländern und in den kommunen arbeiten, zu übertragen. Die Erfahrung zeigt: Das ist kein selbstläufer. // Bereits gekürzt In der Praxis wird schon seit zehn Jahren an der Beamtenbesoldung herum gekürzt. Bereits seit 2003 sind landesspezifische Regelungen für Sonderzahlungen (Urlaubs- und Weihnachtsgeld) sowie die Arbeitszeit möglich. Davon haben zuerst Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Gebrauch gemacht und ihren Beamtinnen und Beamten das Weihnachtsgeld gestrichen. Inzwischen haben die meisten Bundesländer die Jahressonderzahlungen gekürzt, gestrichen oder in die Monatszahlungen integriert. Mit der Föderalismusreform 2006 wurde die Gesetzgebungskom- petenz für Dienstrecht und Besoldung komplett auf die Bundesländer übertragen. Seitdem hat kaum ein Bundesland die Tarifabschlüsse ohne Abstriche auf die Beamtinnen und Beamten übertragen. Die Folge: Die Abstände in der Besoldung zwischen „bestem“ und „schlechtestem“ Bundesland bzw. zum Bund liegen inzwischen bei rund zwölf Prozent. Selbstverständlich wehren sich die Beamtinnen und Beamten vor Gericht gegen diese willkürlichen Kürzungen. Inzwischen sind die ersten Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht gelandet. Die Streichung des Weihnachtsgeldes in Niedersachsen – am Beispiel eines A9-Beamten – wurde von den Richtern für hinnehmbar befunden. Es ist zu be- Foto: dpa Die „hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums“ (Art. 33.5 Grundgesetz) sicherten den Beamtinnen und Beamten nach der herrschenden juristischen Meinung eine „amtsangemessene“ Alimentation. Diesen Anspruch können diese vor Gericht einklagen. Damit seien Beamtinnen und Beamte materiell abgesichert und brauchten – anders als Tarifbeschäftigte – nicht um ihren Lohn zu kämpfen. Soweit die Theorie. Vorgeprescht: rheinland-Pfalz‘ Finanzminister Carsten kühl (sPD) will den Beamten ein Besoldungsdiktat verordnen: fünf Jahre je ein Prozent mehr Geld. Von einer Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamten ist keine rede mehr. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 19  rifrunde zu tun? fürchten, dass die weiteren Verfahren ähnlich ausgehen. Lediglich die Klage gegen die W2-Professorenbesoldung war erfolgreich. Es wird sich noch zeigen, ob dies lediglich an der Profession des Klägers lag. Die Gerichte gewähren den öffentlichen Arbeitgebern einen weiten Spielraum selbst zu bestimmen, was „amtsangemessen“ ist. Für die Finanzminister ist das Sparen bei den Beamtinnen und Beamten nicht nur der einfachste Weg. Er ist aus deren Sicht nur logisch: Von 287 Mrd. Euro (bereinigten) Ausgaben der Länder sind rund 103 Mrd. Euro Personalkosten, davon 36,5 Mrd. für allgemeinbildende und berufliche Schulen sowie vier Mrd. Euro für Hochschulpersonal (alle Daten 2010). Drei von fünf Landesbeschäftigten sind Beamte, rund die Hälfte davon Lehrerinnen oder Lehrer. Da lassen sich mit einem Federstrich Millionen sparen. Beamte in rP wehren sich Besonders kaltschnäuzig agierte der rheinland-pfälzische Finanzminister Carsten Kühl (SPD): Er brachte ein Gesetz durch, das die Besoldung gleich für fünf Jahre im Voraus festschreibt, mit nur einem Prozent Erhöhung pro Jahr! Damit wird die Besoldung der Beamtinnen und Beamten langfristig von der Tarifentwicklung abgekoppelt. Eine solche Absenkung der Realeinkommen über mehrere Jahre ist bislang beispiellos. Die GEW Rheinland-Pfalz hat gemeinsam mit ver.di, der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der IG BAU die Konsequenz gezogen: Sie will die Beamtinnen und Beamten in die Auseinandersetzung in der Tarifrunde 2013 mit einbeziehen. Der DGB forderte die Landesregierung bereits Mitte Dezember 2012 auf, die Beamtinnen und Beamten nicht von der Tarifentwicklung abzukoppeln. Wie es weitergeht, wer- den die nächsten Wochen zeigen. Viele Angestellte sehen die Übertragung der Ergebnisse der Tarifrunde auf die Beamtinnen und Beamten mit gemischten Gefühlen. Sie befürchten, dass die in den Nettobezügen ohnehin schon bessergestellten Kolleginnen und Kollegen im Beamtenstatus von dem Abschluss, den sie mit ihren Streikaktionen erkämpfen, profitieren, ohne dass diese sich stark engagieren. In der Tat: Tarifergebnisse müssen erst mal erstritten werden, bevor sie übertragen werden können. Schon allein aus diesem Grund sollten sich Beamtinnen und Beamte für die Tarifrunde interessieren und solidarisch sein. Damit in Zukunft alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst unabhängig vom Status gemeinsam kämpfen können, setzt sich die GEW weiter für das Streikrecht für Beamte ein (s. S. 24). In Europa ist längst klar, dass Streik ein Menschenrecht ist und einer großen Gruppe Beschäftigter nicht pauschal verweigert werden darf. Bis diese Einsicht auch bei deutschen Gerichten mehrheitsfähig ist, können Beamtinnen und Beamte die Tarifbeschäftigten durch Solidaritätsaktionen außerhalb der Dienstzeit unterstützen. Die GEW wird darüber hinaus auch weiterhin zum Streik aufrufen. Wenn Beamtinnen und Beamte nicht länger willkürlichen Kürzungen durch die Landesregierungen ausgeliefert sein wollen, ist es ihr ureigenstes Interesse, sich in der Tarifrunde zu engagieren. Das ist zugleich die beste Gelegenheit, den angestellten Kolleginnen und Kollegen zu zeigen, dass man Seite an Seite für gemeinsame Interessen kämpft. Gesa Bruno-Latocha, GEW-Referentin für Beamtenund Sozialpolitik, Oliver Brüchert, GEW-Tarifreferent Zukunft gestalten. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt im Auftrag der Bundesregierung nachhaltige Entwicklung in der Internationalen Zusammenarbeit. Mit der Entsendung von qualifizierten Fachkräften als Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer leisten wir einen Beitrag zur dauerhaften Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in Transformations- und Entwicklungsländern. Der Auf- und Ausbau des Trainingsbereichs „Industrielle Kühltechnik“ an einem Fortbildungsinstitut in Indonesien soll durch Beratung bei der Entwicklung der Ausbildungslehrgänge unterstützt werden. Daher suchen wir eine/n Berater/in für Kälte- und Klimatechnik in Indonesien, Job-ID: 12175 Ihre Aufgaben: » Beratung bei der Aus- und Weiterbildung von Ausbildern in der industriellen Kühltechnik » Unterstützung bei Entwicklung und Aufbau entsprechender Lehrpläne und Module sowie der zugehörigen Lehrmaterialien » Implementierung eines produktionsbasierten Trainingskonzepts – Lernen und Arbeiten im industriellen Umfeld » Förderung der Vernetzung mit der Industrie, um ein bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung sicher zu stellen. Ihr Profil: Für diese Aufgabe suchen wir einen erfahrenen Meister, Techniker oder Ingenieur (m/w) für industrielle Kältetechnik mit mehrjähriger Berufserfahrung. Sie verfügen über Erfahrung in der Erwachsenenbildung und/oder in Berufsbildungsinstitutionen und in partizipativer Bildungs- und Beratungsarbeit. Außerdem zeichnen Sie sich durch ausgeprägte Team- und Kommunikationsfähigkeit und gute Englischkenntnisse aus. Die Bereitschaft, Grundkenntnisse der indonesischen Sprache zu erlernen, rundet Ihr Profil ab. Angebot des Entwicklungsdienstes der GIZ: Wir bieten Ihnen eine Mitarbeit in einer innovativen, weltweit tätigen entwicklungspolitischen Institution. Ihre Kompetenzen sind in einem interdisziplinären Team vor Ort gefragt. Der Entwicklungsdienst der GIZ bietet ein umfangreiches Leistungspaket. Grundlage der Entsendung ist ein zweijähriger Dienstvertrag. Bei Fragen steht Ihnen Frau Tielmann-Khali, Tel. 0049-(0)228/4460-1119 gerne zur Verfügung. Wir freuen auf Ihre Online-Bewerbung unter www.giz.de/entwicklungsdienst/de mit Angabe der JOB-ID: 12175 oder über http://j.mp/GIZ12175. Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Entwicklungsdienst | Anwerbung und Auswahl | Kzf.003 Friedrich-Ebert-Allee 40 | 53113 Bonn | www.giz.de mit freundlicher Genehmigung der Karl Valentin-Erbin hinsichtlich des Original Karl Valentin-Zitates »Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit« Länder-Tarifrunde 2013 Konflikte friedlich regeln, Gewalt ohne militärische Mittel eindämmen: Das ist das Ziel des Zivilen Friedensdienstes (ZFD). Daran arbeiten mehr als 250 ZFD-Fachkräfte in über 40 Ländern. Für politische Bildung und Friedensarbeit hat der ZFD eine Posterausstellung, Informations- und Unterrichtsmaterialien entwickelt, die Sie online bestellen können: www.ziviler-friedensdienst.org Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 20 anGEsTELLTEn- unD BEamTEnPoLITIk Der streit um den streik Zwei Verwaltungsgerichte (VG)* erkannten den klagenden Beamten das Streikrecht mit Verweis auf die Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) und die Rechtsprechung des EGMR zu Art. 11 EMRK zu. Jedoch hoben die zuständigen Oberverwaltungsgerichte (OVG)** diese Entscheidungen in zweiter Instanz wieder auf. Andere Verwaltungsgerichte*** verneinten dieses Recht von vornherein. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Mitgliedsgewerkschaften des öffentlichen Dienstes setzen sich für die Anerkennung eines Streikrechts für Beamtinnen und Beamte ein. Die jüngste Rechtsprechung des EGMR bestätigt diese Auffassung. Art. 11 Abs. 1 EMRK garantiert allen im öffentlichen Dienst Beschäftigten mit dem Recht auf Vereinigungsfreiheit auch das Recht zu streiken. Ausnahmen von diesem Grundsatz sind nur zulässig, wenn diese den Anforderungen des Art. 11 Abs. 2 EMRK entsprechen: Erfüllen Beschäftigte hoheitliche Aufgaben wie im Polizeivollzug oder bei der Finanzverwaltung, kann das Streikrecht per Gesetz eingeschränkt werden. Da aber nicht alle Beamtinnen und Beamte hoheitliche Aufgaben wahrnehmen, widerspricht das allumfassende Streikverbot in Deutschland für die Statusgruppe „Beamte“ der EMRK. Eingriff in koalitionsfreiheit Die herrschende juristische Meinung leitet das Streikverbot aus den hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums ab. Professor Jörg Polakiewicz stellt dagegen fest, dass diese lediglich vorkonstitutionelles Recht darstellten und nie vom Gesetzgeber des Grundgesetzes bestätigt worden seien****. Deshalb seien ihre Inhalte, die Grundrechte beschränken, eng auszulegen. Das generelle Streikverbot entspricht dieser Maßgabe nicht. Es ist vielmehr als weiter Eingriff in die durch das Grundgesetz garantierte Koalitionsfreiheit, das Recht aller Arbeitnehmer, sich zur Durchsetzung ihrer Interessen zusammenzuschließen, zu werten. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass der EGMR nicht zwischen Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes unterscheidet. Beschäftigte, die gleichwertige oder ähnliche Aufgaben wahrnehmen, sind auch gleich zu behandeln. Die Urteile des EGMR in Sachen Streikverbot für bestimmte BeErziehung und Wissenschaft | 02/2013 Foto: dpa // seit 2010 beschäftigt die deutsche rechtsprechung wieder intensiv das in Deutschland zwar nach bislang herrschender juristischer meinung geltende, jedoch vom DGB und den mitgliedsgewerkschaften des öffentlichen Dienstes stets abgelehnte streikverbot für Beamtinnen und Beamte. Dabei setzten sich die Gerichte unter anderem mit Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes für menschenrechte (EGmr) zur Frage des streikverbots für bestimmte Beschäftigtengruppen auseinander (s. E&W 10/2012). // Warum sollen Beamte nicht streiken? schäftigtengruppen sind daher auch in Deutschland zu berücksichtigen. Zudem ist die Bundesrepublik grundsätzlich verpflichtet, ihre Rechtsordnung mit der EMRK so weit in Einklang zu bringen, dass beide Rechtsinstitute nicht im Widerspruch zueinander stehen. Mit dem absoluten Streikverbot verstößt Deutschland ungerechtfertigt gegen diese Verpflichtung. Schließlich kommt den materiellen Bestimmungen der EMRK in Deutschland der Rang eines Bundesgesetzes zu. Damit steht es in der Wertigkeit zwar unter dem Grundgesetz. Anerkannt ist jedoch, dass auch das Grundgesetz konventionsfreundlich auszulegen ist. Nur wenn dadurch tragende Grundsätze der Verfassung verletzt würden, darf Völkervertragsrecht vernachlässigt werden. Das generelle Streikverbot garantiert aber weder die Loyalität der Beamten, noch stellt es die dem demokratischen Rechtsstaat verpflichtete Verwaltung sicher. Daher ist es kein tragender Grundsatz der Verfassung. Folglich gibt es auch keinen Grund, die Grundsätze aus Art. 33 Abs. 4 und 5 Grundgesetz nicht konventionskonform auszulegen. Henriette Schwarz, Referentin beim DGB-Bundesvorstand in der Abteilung Beamte und öffentlicher Dienst * Verwaltungsgericht (VG) Düsseldorf, urteil vom 15. Dezember 2010 – az.: 31 k 3904/10.o; VG kassel, urteil vom 27. Juli 2011 – az.: 28 k 1208/10.ks.D ** oberverwaltungsgericht (oVG) münster, urteil vom 7. märz 2012 – 3d a 317/11; oVG Lüneburg, urteil vom 12. Juni 2012 – 20 BD 7/11 *** VG Bremen, urteil vom 3. Juli 2012 – D k 20/11; VG schleswig-Holstein, urteil vom 10. august 2012 – 17 a 28/11 **** Prof. Dr. Jörg Polakiewicz, adriana kessler, „Das streikverbot für deutsche BeamtInnen auf dem Prüfstand der Europäischen menschenrechtskonvention“, 2012, s. 50 BLITZLICHTEr „Schluss. Punkt. Aus. Aktionsbeispiele gegen rechte Szeneläden“ heißt eine Broschüre, die den jahrelangen und letztlich erfolgreichen Widerstand Bremer Bürgerinitiativen gegen ein Sportartikelgeschäft eines rechten Bremer Hooligans dokumentiert. Eine der beteiligten Initiativen, der „Stephanikreis Ladenschluss“, will mit seinem 52-Seiten-Heft andere Akteure dazu „animieren und inspirieren, den rechtsextremen Raumgreifungsstrategien auf vielfältige, kreative und wirkungsvolle Weise zu begegnen“. Die Broschüre zeigt unter anderem, mit welchen Aktionsformen sich öffentliche Aufmerksamkeit erzielen und sogar der Haus- und Grundbesitzerverband als Kooperationspartner gewinnen lässt. Das Heft kann als pdf-Datei heruntergeladen werden: www.rotebunte-karte.de/pdf/SchlussPunktAus.pdf 1500 Euro für „Fair Childhood“ gespendet Der Verein Partnerschaft Dritte Welt e. V. hat der GEWStiftung „Fair Childhood – Bildung statt Kinderarbeit“ 1500 Euro gespendet. Die Vereinsvorsitzende Angelika Hölscher übergab Fair-Childhood-Vorstandsmitglied Steffen Welzel die Summe Ende vergangenen Jahres während einer Veranstaltung des GEW-Kreisverbands Südpfalz zum Thema Kinderarbeit. „Mit eurer Spende helft ihr, den Kindern ihre Kindheit zurückzugeben“, betonte Welzel. Während des Treffens stellte er die Arbeit der Stiftung vor und informierte über die aktuellen Projekte, mit denen Mädchen und Jungen aus Kinderarbeit befreit werden sollen. Gerlinde Schwarz, Redaktionsmitglied der GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz Foto: Steffen Welzel Die GEW-stiftung „Fair Childhood“ unterstützt mit der 1500-Euro-spende ein Gemeinschaftsprojekt mit der karl-kübel-stiftung und der indischen Hilfsorganisation nishtha. DGB: wachsender Psychostress für Beschäftigte Immer mehr Stress im Job: Nach einer DGB-Umfrage sahen sich rund 56 Prozent der Beschäftigten in Deutschland 2012 mehr als bisher sehr starkem Arbeitsdruck ausgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr waren das vier Prozentpunkte mehr, wie DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach betonte, als sie Ende Januar in Berlin die Ergebnisse annelie Buntenbach einer Umfrage zu Psychostress und Prävention am Arbeitsplatz vorstellte. Demnach klagten 80 Prozent der knapp 5000 Befragten über seit Jahren steigende Leistungsanforderungen. Buntenbach hielt den Arbeitgebern vor, sie kämen ihrer gesetzlichen Pflicht, für besseren Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu sorgen, nur unzureichend nach. Foto: imago aktionstipps gegen rechte szeneläden schuhe putzen gegen kinderarbeit Um auf das weltweite Problem der Kinderarbeit aufmerksam zu machen, hat sich die Klasse R8a der Fürstabt-GerbertSchule in St. Blasien die Hände schmutzig gemacht. Auf der Straße boten die Schülerinnen und Schüler Passanten ihre Dienste als Schuhputzer an – unter Aufsicht ihres Lehrers Gerhard Kappenberger. Vom guten Zweck der Aktion überzeugt, ließen sich die St. Blasier nicht lumpen und spendeten großzügig in die „Fair Childhood“-Kasse. Am Ende kamen 230 Euro zusammen. Vielen Dank dafür! Wollt auch ihr mit eurer Klasse etwas gegen Kinderarbeit tun? Habt ihr eine Idee? Dann bewerbt euch für unseren Ideenwettbewerb „Kinderarbeitsfreie Zonen schaffen“ und gewinnt dabei noch etwas. Ideenwettbewerb: Einsendeschluss verlängert Noch bis Ende 2013 können Lehrkräfte und Schüler ihre Ideen für den Kampf gegen Kinderarbeit einreichen: Die GEW hat ihren Ideenwettbe✶ ✶ werb „Kinderarbeitsfreie Zonen schaffen“ ✶ verlängert, um allen Projekten mehr Zeit für ihr Thema zu geben. Der neue Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2013. BILDUNG 3 HALLE 6 HALLE 9 HALLE 9 Aktuelle Themen, prominente Referenten, spannende Debatten: Der Verband Bildungsmedien hat für Sie auf der didacta – die Bildungsmesse 2013 drei Diskussionsforen organisiert. Alle Infos unter www.bildungsmedien.de/didacta Der Verband Bildungsmedien ist Ideeller Träger der didacta – die Bildungsmesse (19. bis 23. Februar 2013, Koelnmesse). Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 21 22 BILDunGsPoLITIk / LanDEsVErBänDE ohne Geld, Plan und Perspektive // 2013 begann in BadenWürttemberg mit einem Paukenschlag: 20 monate nach dem start der ersten grün-roten Landesregierung trat kultusministerin Gabriele WarminskiLeitheußer (sPD) zurück. Die Bildungspolitik von Grünen und sPD steht vor einem scherbenhaufen. // Foto: SPD Baden-Württemberg „Kein Plan, kein Geld, keine Perspektive“, lautete das Urteil der GEW-Landesvorsitzenden Doro Moritz nach der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2013/14 Ende Dezember vergangenen Jahres, als die GEW aus Protest gegen die Sparpolitik der grün-roten Landesregierung eine Lichterkette um den Landtag bildete. Erstmals seit Jahrzehnten sollen 2200 Lehrerstellen gestrichen werden. Die Entscheidung der Landesregierung, schnell Schulden abzubauen, lässt kaum Spielräume für eine innovative Bildungspolitik. Die frühere Mannheimer Schulbürgermeisterin Warminski-Leitheußer wirkte an der Spitze des Kultusministeriums überfordert. Sie gab die zu streichenden Lehrerstellen in den Verhandlungen am Kabinettstisch scheinbar kampflos preis und schaffte es, innerhalb weniger Monate bis hin zur eigenen SPD-Landtagsfraktion alle wichtigen Bündnispartner gegen sich aufzubringen. Vom neuen Kultusminister Andreas Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Stoch (SPD) wird erwartet, dass er endlich ein Konzept vorlegt, welche der vielen versprochenen Reformen Grüne und SPD bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2016 anpacken wollen. Doch schon jetzt ist klar, dass die Landesregierung die im Koalitionsvertrag angekündigte „bessere Bildung für alle“ und die Projekte nicht umsetzen kann, wenn gleichzeitig tausende Lehrerstellen gestrichen werden. Inklusion zum nulltarif Der grün-rote Koalitionsvertrag hat den Eltern behinderter Kinder ein Wahlrecht versprochen und angekündigt, dass die Schulen die notwendige personelle und räumliche Ausstattung für die Umsetzung erhielten. Sonderpädagogische Lehrkräfte sollen regulärer Teil der Lehrerkollegien werden und das Zwei Pädagogen-Prinzip pro Klasse die Basis für eine gute inklusive Bildung legen. Nach fast zwei Jahren Regierungszeit ist davon nichts umgesetzt. Es gibt auch kein Konzept, wie die Pläne in den nächsten Jahren realisiert werden sollen. Ein erster wichtiger Schritt wäre eine bessere Grundausstattung der über 2000 Grundschulen in Baden-Württemberg. Dort werden die Grundlagen für soziale Gemeinsamkeit gelegt sowie Haltungen und Lernformen entwickelt, auf denen die Sekundarschulen aufbauen und aus denen heraus Gemeinschaftsschulen entstehen können. Doch die Situation an der Grundschule hat sich verschlechtert statt verbessert. Sie ist die einzige Schulart, die keine festen Lehrerstunden für den Ergänzungsbereich zugewiesen bekommt. Aufgrund der schlechten Unterrichtsversorgung berichtete zum Beispiel eine Schulleiterin, die GEW-Mitglied ist, dass sie Sprachförderkurse streichen müsse, um den Pflichtunterricht zu sichern. An erfolgreiche Inklusion ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht zu denken. Beim Blick auf die aktuelle Schullandschaft und die schulische Praxis durch die Inklusionsbrille zeigt sich: Wegen der einengenden bildungspolitischen Vorgaben in den vergangenen Jahren hat die Politik viel Zeit verloren, um inklusive Praxis auf Schulebene zu entwickeln. Die Tatsache, dass jetzt Gemeinschaftsschulen an den Start gehen konnten, ist zwar zu begrüßen, in den Klassenzimmern ist es aber noch lange nicht „normal, verschieden zu sein“. Leuchttürme In einem Bundesland, in dem über 50 Jahre die CDU die Landesregierung stellte und die SPD nur kurz und mit wenig Erfolg in großen Koalitionen mitregierte, reiben sich viele noch ungläubig die Augen, dass es seit diesem Schuljahr 42 Gemeinschaftsschulen mit fünften Klassen gibt. Über hundert Anträge von Schulen, die sich im Herbst 2013 zur Gemeinschaftsschule wandeln wollen, werden geprüft. Es klingt seltsam, wenn derzeit gerade die GEW davor warnt, zu viele Anträge zu genehmigen. Die Bildungsgewerkschaft macht sich dafür stark, dass eine regionale Schulentwicklungsplanung die Gründung weiterer Gemeinschaftsschulen begleitet und steuert. Bildungsexperten sind sich einig, dass sich die neue Schulform nur durchsetzen werde, wenn die Lan- Der neue kultusminister andreas stoch (sPD): Packt er endlich die versprochenen reformen in der Bildung an? BILDunGsPoLITIk / LanDEsVErBänDE Foto: Ulrike Bär GEW-Protest in Baden-Württemberg: Lehrkräfte bildeten Ende vergangenen Jahres um den stuttgarter Landtag eine Lichterkette gegen die grün-roten sparpläne. desregierung in der Schullandschaft keinen Markt der Möglichkeiten eröffnet, sondern klare Vorgaben macht und die Schulentwicklungsplanung mit eindeutigen Kriterien für alle Regionen und alle Schularten zukunftsfähige Lösungen schafft. Die Regierung des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann tut sich schwer damit, dass die Utopie des längeren gemeinsamen Lernens plötzlich Realität geworden ist. Das Konzept für regionale Schulentwicklungsplanung wird seit Monaten lediglich angekündigt. Die ersten Gemeinschaftsschulen arbeiten zwar engagiert, fühlen sich aber von der Kultusverwaltung im Stich gelassen. Die Starterschulen können kaum auf organisatorische und pädagogische Routinen zurückgreifen und brauchten mehr Zeit. Mehr Lernzeit, Zeit für Entlastungen, für Entwicklungsarbeit, für Fortbildung und in der Schulleitung. Ernüchterung Vorsichtige Ernüchterung herrscht auch im landesweiten Netzwerk „In einer Schule gemeinsam lernen“. Das breite Bündnis ist entstanden, als sich 2007 die sogenannten „oberschwäbischen Rebellen“, darunter viele Schulleitungen, gegenüber der CDU/FDP-Regierung für die Gemeinschaftsschule stark machten. Die Initiative ist enttäuscht über die Ausstattung der ersten Gemeinschaftsschulen, kritisiert die hohe Unterrichtsverpflichtung für die Lehrkräfte mit 27 Wochenstunden und nennt die zusätzlichen zwei Stunden für jede Klasse in der Gemeinschaftsschule unzureichend. „Wer Gemeinschaftsschulen so ausstattet, baut auf die Selbstausbeutung der Lehrerinnen und Lehrer und gefährdet so die Akzeptanz der neuen Schule. Neue Lernkultur braucht mehr Zeit und erfordert höhere Investitionen, wenn Gemeinschaftsschulen Leuchttürme in der Schullandschaft werden sollen“, so das Fazit. ohne klare konzepte Nachdem die CDU-Kultusminister der vergangenen 15 Jahre das gegliederte Schulsystem wie ein Bollwerk verteidigt hatten, war es überraschend, dass nach dem Regierungswechsel 2011 die Einführung der Gemeinschaftsschule in der breiten Öffentlichkeit auf Akzeptanz stieß. Das zeigt sich auch daran, dass in vielen hundert Gemeinderäten die Gründung dieser Schulform weitgehend ohne ideologische Scheuklappen diskutiert wird. Viele Kommunen hoffen, durch das längere gemeinsame Lernen Schulschließungen zu vermeiden. Reformen erfolgreich zu gestalten, dafür braucht es die entsprechende Finanzierung und klare Konzepte. CDU und FDP haben bis 2011 auf Pump regiert und einen hohen Schuldenberg hinterlassen. Trotz des Spardrucks stehen Grüne und SPD vor der Aufgabe, Politik zu gestalten und die im Koalitionsvertrag versprochene „Bessere Bildung für alle“ zumindest anzupacken. Doch die entscheidenden Weichenstellungen für die Bildungseinrichtungen hat bisher nicht das Kultus-, sondern das Finanzministerium getroffen. Mit zunehmender grün-roter Regierungszeit erleben Schüler, Eltern, Lehrkräfte und die Verantwortlichen in den Kommunen, dass für die versprochenen Reformen kein Geld in der Kasse ist und gleichzeitig die begonnenen Maßnahmen als Stückwerk enden. Lehrende an Haupt-/Werkrealschulen, Realschulen und Gymnasien sind verunsichert, weil die Landesregierung nicht die Frage beantwortet, ob und in welchem Zeitraum die Gemeinschaftsschule eine zusätzliche Schulart oder eine Alternative zum vielgliedrigen Schulsystem sein wird. Gleichzeitig verschlechtert sich an diesen Schulen die Unterrichtsversorgung. Warten auf den Ganztag Vor allem Eltern warten auf den versprochenen Ganztag. Die GEW hat in einer Lehrerbedarfsprognose des Essener Bildungswissenschaftlers Prof. Klaus Klemm gezeigt, dass es bis zum Ende der Wahlperiode 2016 an den Schulen Baden-Württembergs keinen Spielraum für Stellenstreichungen gibt, wenn nur ein kleiner Teil der Vorhaben umgesetzt werden soll. Für den Ausbau von nur 15 bis 20 Prozent der Einrichtungen zu gebundenen Ganztagsschulen werden 1600 zusätzliche Lehrerstellen benötigt. Die SPD kennt diese Zahlen und versprach im Januar 2013 sogar den Ausbau des Ganztagsbetriebs bis 2018 an allen Schulen. Offenbar hat sie vergessen, dass sie drei Wochen zuvor beschlossen hatte, 2013/14 2200 Lehrerstellen zu streichen. „Viele Ideen, große Ankündigungen und nichts dahinter.“ Das sind Sätze, die immer häufiger über die Bildungspolitik von Grünen und SPD fallen. Den Werbespruch „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ hat die Vorgängerregierung geprägt. Grün-Rot muss aufpassen, dass es in drei Jahren vor der Landtagswahl nicht heißt: „Wir können alles. Außer Bildungspolitik.“ Matthias Schneider, Geschäftsführer der GEW Baden-Württemberg Informationen: www.gew-bw.de Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 23 ULRICH THÖNE Foto: Kay Herschelmann 24 BILDunGsPoLITIk Zurück in die Gegenwart // GEW-kommentar zum „Bildungsstaatsvertrag“ // Anfang Januar sind wir mit einer vermeintlichen Sensation konfrontiert worden: Bayern, Niedersachsen und Sachsen haben den Entwurf eines Staatsvertrages vorgelegt, der alle Probleme des Bildungsföderalismus lösen soll. Die Mobilität von Schülerinnen und Schülern auf der einen und von Lehrkräften auf der anderen Seite soll verbindlich geregelt werden. Ein „Bildungsstaatsvertrag“ als maßgeschneiderte Antwort auf die wachsenden Ängste und Sorgen mit dem föderalen Flickenteppich. Na also, geht doch ... Liest frau diesen genialen „Bildungsstaatsvertrag“, fallen der Leserin schnell die Plattitüden auf. Es wird nur Bekanntes vorgestellt: Die Länder sollen gemeinsame Bildungsstandards umsetzen, die die Kultusministerkonferenz (KMK) längst vereinbart hat. Sie sollen an Vergleichsstudien teilnehmen, deren Ergebnisse wir seit Jahren rauf und runter diskutieren. Bund und Länder sollen den nationalen Bildungsbericht in Auftrag geben, der 2012 schon zum vierten Mal erschienen ist und an dessen fünfter Auflage bereits gearbeitet wird. Auch ein Institut für die Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gibt es bereits, das die Länder weiter finanzieren. Sie erkennen zwar Lehramtsabschlüsse auf der Grundlage geltender KMK-Vereinbarungen an, die laufbahnrechtliche Anerkennung wollen sie aber im Staatsvertrag gar nicht regeln. Und für die Lehrermobilität steht das bekannte Lehreraustauschverfahren weiterhin zur Verfügung, das eindeutig Teil des Problems ist. Standards, die bereits gelten, Institute, die schon gegründet sind, Bildungsberichte, die längst erscheinen und Untersuchungen, die seit Jahren stattfinden, sollen Vergleichbarkeit in der Bildung gewährleisten. Lehramtsabschlüsse sollen anerkannt werden, ohne entsprechende Richtlinien festzulegen. Das ungeliebte Lehreraustauschverfahren wird zum Motor der Mobilität stilisiert. Die Analyse des Staatsvertrages fällt eindeutig aus: Er bringt nichts Neues. Eine „Mittelschullehrerin“ aus Thüringen wird auch danach in Bayern keinen Anspruch haben, dort als Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Realschullehrerin anerkannt zu werden. Nichts wird neu geregelt. Fazit: Die Dreistigkeit, mit der die CDU/CSU die Öffentlichkeit hinters Licht führen will, empört. Halt, für Kritiker hat das Länder-Dreigestirn noch ein Argument parat. Ein Staatsvertrag verpflichte die Länder stärker, bestehende Vereinbarungen wirklich umzusetzen, heißt es. Ein Argument, das allerdings nicht einmal die CDU/FDP-Koalition in Hessen überzeugen konnte. Denn nach wie vor können die Länder nicht gezwungen werden, das Vertragswerk umzusetzen. Druck könnte man allenfalls ausüben, indem man damit droht, schulische Leistungen und Lehramtsabschlüsse nicht anzuerkennen – das aber will man ja gerade überwinden. Letztlich ist der Staatsvertrag nur ein Ablenkungsmanöver in der aktuellen Föderalismusdebatte. Denn: Die schwarz-gelb regierten Länder wollen eine Lockerung oder gar Aufhebung des Kooperationsverbotes, die über den Wissenschaftsbereich hinausgeht, um jeden Preis verhindern, weil sie die Front chronischer Neinsager bröckeln sehen. Deshalb drücken sie sich drum herum, Fragen anzupacken, die die schlechte finanzielle Ausstattung des Bildungswesens ebenso betreffen wie die Notwendigkeit gesamtstaatlicher Vereinbarungen gegen Bildungsarmut oder Forderungen nach einem Ausbau des Ganztagsangebotes und einer inklusiven Schule. Zurück in die Gegenwart, scheint die Devise. Angeblich geht es Deutschland doch jetzt gut. Das denken die 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten vermutlich nicht. Um ihr Problem zu lösen, brauchen wir viel mehr Kooperation aller staatlichen Stellen. Auch dafür, dass wir die 2,2 Millionen Menschen unter 32 Jahren ohne berufliche Ausbildung besser qualifizieren können. Deshalb fordert die GEW Bund und Länder auf, sich an den Gesprächen über die Zusammenarbeit in der Bildungspolitik konstruktiv zu beteiligen. Wir wollen einen verfassungsrechtlichen Rahmen, der die Voraussetzungen für eine politisch gewollte Kooperation schafft. Ulrich Thöne, GEW-Vorsitzender BiLDunGSPoLitiK „Bildungsrepublik“ – wo bist du? Pflichtschuldigst nickten die 16 Länder-Regierungschefs noch kurz vor Weihnachten ein gut 40 Seiten starkes Papier mit zahlreichen Tabellen ab – um es anschließend Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu überreichen. Jährlich – so hatten es Bund und Länder beim Bildungsgipfel in Dresden im Oktober 2008 vereinbart – sollte fortan über die Umsetzung der dort beschlossenen Qualifizierungsinitiative für Deutschland Bericht erstattet werden. Fazit des regierungsamtlichen Papiers: Mit Deutschlands Schulen und Hochschulen, Kitas, Weiterbildungseinrichtungen geht es immer weiter bergauf. Und auch an Geld für Bildung und Forschung fehlt es angeblich nicht – allenfalls nur ein bisschen. Eine andere Bilanz zieht dagegen die jüngste Expertise des Essener Bildungsforschers Prof. Klaus Klemm im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Klemm untermau- Ausgesuchte Fakts – gemessen an den Zielen des Bildungsgipfels: • Kinderbetreuung: Für die Realisierung des ab 1. August 2013 bestehenden Rechtsanspruchs auf ein Betreuungsangebot auch für Kinder, die jünger als drei Jahre sind, mangelt es nicht nur an Plätzen. Für die Kitas – vor allem im Westen – fehlen 22 400 Fachkräfte. Die Ausbildungskapazitäten reichen bei Weitem nicht aus. Zudem fehlen zwischen 22 000 und 29 000 Tagesmütter. • Schulabbrecher: Auf dem Bildungsgipfel hatten Bund und Länder vereinbart, die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss bis 2015 zu halbieren – nachdem zwei ähnliche Zusagen der Kultusminister jahrelang folgenlos geblieben waren. Von 2008 bis 2011 konnte die Abbrecherquote jedoch lediglich von 7,4 Prozent auf 6,2 Prozent eines Jahrgangs gesenkt werden – bei einer großen Spannbreite unter den Ländern. Ein abgestimmtes Konzept, das auch die Förderschulen einbezieht, ist nicht zu erkennen. • Ungelernte: Auch die Zahl junger Erwachsener zwischen 20 und 29 Jahren ohne Berufsabschluss sollte laut Bildungsgipfel halbiert werden. Zwischen 2008 und 2011 sank die Quote zwar von 17,2 auf 15,9 Prozent – was aber immer noch einer Zahl von 1,6 Millionen jungen Erwachsenen entspricht. Bildungsforscher Klaus Klemm hält angesichts dieses Schneckentempos die angestrebte Halbierung der Quote bis 2015 für „so gut wie ausgeschlossen“. ml Foto: Marc Darchinger // Folgt man dem jüngsten Bund-Länder-Bericht zur Qualifizierungsinitiative, dann geht es mit der deutschen Bildung immer nur aufwärts. Eine DGB-Expertise liefert dagegen vier Jahre nach dem Bildungsgipfel ernüchternde Zahlen. // Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm bilanziert in seiner Expertise für den DGB: „Es ist noch ein weiter Weg zur Bildungsrepublik.“ ert sein kritisches Urteil mit zahlreichen Fakten und Daten. Tenor: Auch vier Jahre nach dem Bildungsgipfel ist es bis zu der von Merkel in Dresden ausgerufenen „Bildungsrepublik Deutschland“ noch ein weiter Weg. Die „Messlatte“ liegt angesichts der großspurig vereinbarten Ziele zwar hoch, doch bei den meisten Kernpunkten gibt es nur wenige Anzeichen für Besserung: Die Beteiligung an Weiterbildung ist rückläufig, die zugesagte Halbierung der Zahl der Schulabbrecher und der Ungelernten kommt nur schleppend voran, für den weiteren Krippenausbau fehlt noch viel Fachpersonal. Positiv ist lediglich die erheblich gestiegene Zahl der Studienanfänger – wobei dies nicht nur Fragen nach einer ausreichenden Finanzierung der Hochschulen aufwirft. Bund und Länder schieben die längst überfällige BAföG-Reform auch 2013 weiter vor sich her. Und für die Studierenden fehlt es an Mensen und bezahlbarem Wohnraum. Schwammiges Zehn-Prozent-Ziel Und dann gibt es da noch das in Dresden von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten ausgerufene schwammige Zehn-Prozent-Ziel: Bund, Länder, Kommunen, Wirtschaft und Privatgesellschaft sollen danach bis 2015 die deutschen Gesamtausgaben für Bildung und Forschung auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigern. Bereits damals war unklar, wer denn welchen Anteil zur Steigerung beizutragen hat, zumal Wirtschaft und Kommunen in Dresden gar nicht mit am Tisch saßen. Unklar war und ist zudem, wie sich das BIP bis 2015 entwickeln wird. Damit steht und fällt aber die Berechnungsbasis, weil bei nur langsam steigendem oder gar sinkendem BIP das selbstgesteckte Ausgabenziel viel schneller erreicht wird, ohne dass sich die Finanzierung der Bildung verbessert. Und zu allem Überfluss haben die Finanzminister von Bund und Ländern nach dem Bildungsgipfel ganz schnell die Berechnungskriterien für den Bildungsfinanzbericht verändert, so dass saubere Vergleiche mit den Zahlen früherer Veröffentlichungen kaum noch möglich sind. Max Loewe, Bildungsjournalist Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 25 26 GESELLSChAFtSPoLitiK Rassismus – ein schwieriger Begriff! // Der moderne Rassismus ist facettenreich und subtil. nicht immer leicht zu durchschauen. Mit einem analytischen Beitrag über seine ursachen setzt die E&W fort, was sie mit dem Schwerpunkt im Dezember 2012 zum thema „Menschenwürde statt Rassismus“ begonnen hat: die hässliche Fratze des Rassismus zu zeigen. // „Es gibt eine natürliche Hierarchie zwischen schwarzen und weißen Völkern.“ Dieser Aussage stimmte im Jahr 2008 in einer repräsentativen Studie* fast jeder dritte Bundesbürger zu. Demnach unterteilt jeder Dritte Menschen in zwei Gruppen und zieht als Bewertungskriterium die Hautfarbe heran. Der Ras- sismus-Vorwurf trifft hier zu. Nicht jede Abgrenzung von anderen Menschen ist jedoch rassistisch. Als Allzweckwaffe für alle möglichen Formen der Ablehnung Anderer kann das Konzept des Rassismus auch zur hohlen Formel werden. Ein Blick auf seine unterschiedlichen Erscheinungsformen soll ein wenig mehr Klarheit schaffen. Dabei richtet sich das Augenmerk auf die Frage, was Rassismus ist, wie er sich ausdrückt und welche Ursachen er hat. Ausgeblendet wird im Folgenden die Geschichte, obwohl sie zweifelsohne eine wichtige Grundlage für das Verständnis des modernen Rassismus ist. Fakt ist: Die Tatsache, dass die Wissenschaft längst die Sinnlosigkeit des Rassenkonzeptes bewiesen hat, setzt sich nur sehr mühsam durch. Das mag daran liegen, dass sich rassistische Einstellungen in den Familien vererbt haben (s. Interview „Erschrecken über die eigene Fremdheit“ in E&W 12/2012) und Gesellschaften diese Denkmuster schwer wieder loswerden. Denn gerade in ihrer Schlichtheit eignet sich die rassistische Ideologie hervorragend, alltägliche Erfahrungen auf simple Weise zu erklären. Extremes Vorurteil Den historisch gewachsenen und ursprünglichen Rassismus charakterisiert ein extremes Vorurteil gegenüber einer Gruppe, die nach scheinbar einzigartigen, sichtbaren Merkmalen wie Rasse, Temperament oder Hautfarbe als anders und minderwertig beurteilt wird. Auch in Form des Sexismus, der Abwertung behinderter oder alter Menschen Foto: dpa Dem Rassismus widerstehen, ihm keine Chance lassen, sich hinter Masken zu verbergen. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 GESELLSChAFtSPoLitiK begegnet er uns. Er kann in Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen Einzelner oder strukturell in Gesetzen, der Kultur oder sozialen Verteilungssystemen von Gesellschaften auftauchen. Die Diskriminierung nach Geschlecht, die auf „natürliche“, aber wissenschaftlich nicht haltbare Differenzen zwischen Frauen und Männern verweist, ist ebenso rassistisch wie die Meinung, dass ein Mensch dies oder das tun oder sagen würde, bloß weil er einer anderen Rasse angehört. Klassische Formen des Rassismus kommen im Alltag nicht so oft vor, vermutlich weil moralische Sanktionen in der heutigen Gesellschaft relativ gut verankert sind. Kultur löst „Rasse“ ab Weitaus mehr Zuspruch finden neuere rassistische Muster. Zum einen stellen wir heute einen kulturalistischen Rassismus fest. Einer anderen Kultur oder Religion angehörende Gruppen und ihre Mitglieder werden als minderwertig, deviant oder nicht zu uns passend abgewertet, weil sie bestimmte kulturelle Merkmale aufweisen. An die Stelle der „Rasse“ tritt Kultur oder Religion. Kultur, die von Menschen geschaffen ist, wird als „Natur“ verstanden. Auf dieser ideologischen Grundlage werden Menschen als minderbegabt, nicht lernfähig, verschlagen oder kriminell diffamiert. Der kulturalistische Rassismus stigmatisiert andere Menschen, grenzt sie aus. Und diese können nichts dagegen tun. Die Forschung unterscheidet viele Facetten: z. B. symbolischen, aversiven, ideologischen oder indirekten Rassismus. Wesentlich ist all diesen mehr oder minder subtilen Spielarten, dass Menschen wissen, dass sie ihre negativen Gefühle und ihre Abwehr gegenüber Einzelnen oder Gruppen, die sie als anders oder fremd empfinden, unterdrücken sollen, weil diese nicht den gesellschaftlich eingeforderten humanistischen und demokratischen Werten entsprechen. Sie verbergen daher ihre Antipathien und drücken sie verschlüsselt oder auf Umwegen aus. Die Einstellung, dass es grundsätzliche Wertdifferenzen zwischen Gruppen gibt – „die Wertvorstellung von Gruppe x passt nicht zu uns“ – sowie der Entzug der Anerkennung können ebenso Ausdruck eines subtilen Rassismus sein. Auch der Versuch, anderen Menschen aus dem Weg zu gehen, den Kontakt mit ihnen zu vermeiden, sie auf Distanz zu halten, kann eine indirekte Art der Diskriminierung sein. Kollektives Phänomen Ebenso wie andere Vorurteile hat der Rassismus vielfältige Ursachen. Er hat historische, gesellschaftliche, aber auch individuelle und biografische Wurzeln. Trotz aller Differenzen der Theorien über die Ursachen sind einige gesellschaftliche Gründe in besonderer Weise verantwortlich. Erstens: Wenn Gesellschaften diskriminierende Unterschiede zwischen Gruppen zulassen oder sogar in ihr Bildungs- und Wertsystem aufnehmen, ist die Gefahr einer Normalisierung von Menschenfeindlichkeit groß. Studien zeigen, dass Länder mit einer fragilen oder antidemokratischen Kultur stärker rassistisch geprägt sind. Rassismus kann also im Fundament einer Gesellschaft eingemeißelt sein. Zweitens beobachten wir, dass auch ein rassistisches Umfeld aus Menschen Rassisten machen kann. Rassismus ist ein kollektives Phänomen. Drittens sind Gruppen anfälliger, wenn sie demokratisch weniger geprägt und politisch konservativ orientiert sind. Viertens macht auch eine allgemeine Ideologie der Ungleichwertigkeit zwischen Gruppen – die einen sind oben, die anderen unten und das ist „gut so“ – empfänglich für Rassismus. Sich an der Dominanz sozialer, kultureller oder religiöser Gruppen zu orientieren, denen wir gerne angehören möchten, produziert rassistische Ideologie, denn sie stellt einfache Formeln zur ungleichwertigen Einordnung von Menschen bereit. Fünftens macht der gesellschaftliche Wandel den Einzelnen anfällig für die Akzeptanz des modernen Rassismus. Wenn Gesellschaften es zulassen, dass nicht nur ökonomischer Fortschritt nach Wettbewerbskriterien angekurbelt wird, sondern diese als Maßstäbe dienen, Gruppen zu bewerten, dann bietet das Rassismus-Konzept simple Normen an: Schwächen von Menschen, die aus ihrer Herkunft oder ihrer Religion herrühren können, in soziale Klischees einzuordnen. Das erklärt, warum in der Debatte über geringere Bildungs- erfolge Heranwachsender mit Migrationsgeschichte immer wieder auf deren Mangel an Kompetenzen und Defizite verwiesen wird – und nicht auf soziale Ungleichheiten, die erst die Differenz erzeugen. Die Annahme, dass die sozial schwachen Mitglieder der Gesellschaft rassistischer seien als die bürgerlichen Schichten, die über Bildung und starke demokratische Werte verfügen, stimmt daher nicht mehr. Sehr wandlungsfähig Der Rassismus in Deutschland hat Zukunft, was an seiner Fähigkeit zum Wandel liegt. Nach dem Mord an Millionen Menschen durch Menschen, die einer nationalsozialistischen Rassentheorie bewusst oder unbewusst folgten, gibt es offenen Rassismus fast nur noch in rechtsextremen Gruppen. Er findet aber immer in Kulturen und Gesellschaften Eingang, sobald diese in Krisen geraten. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn soziale Ungleichheit zwischen Menschen sehr zunimmt. Ökonomischer Wettbwerb, der alle Lebensbereiche bestimmt, befördert zudem Rassismus. Der ist durch seine Anpassungsfähigkeit längst in gesellschaftliche Regionen vorgedrungen, die unverdächtig erscheinen: Naturschutz, Sportvereine oder Bürgergemeinschaften sind nur einige solcher Orte. Dabei darf man am Ende nicht übersehen, dass es neben dem Rassismus viele andere Elemente gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gibt. Rassismus ist immer dann stark und aggressiv, wenn er sich mit anderen Vorurteilen, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, aber auch der Abwertung von Obdachlosen, Frauen oder Homosexuellen verbindet. Wenn jeder aber im Alltag genauer hinsieht und auf die verschiedenen Ausdrucksformen von Menschenfeindlichkeit achtet, hat sie eine geringere Chance, sich zu verbergen. Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes fordert uns auf, das zu tun. Prof. Andreas Zick, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld *Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 2008: „Wir sind nur gut, wenn es uns gut geht” Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 27 28 SChuLE Blick in die Welt // Die niedersächsischen nordseeinseln und das Festlandgymnasium in Esens bilden Deutschlands erste „virtuelle Schule“. // Klar sei: Der Bildschirmunterricht soll keine Lehrerstellen ersetzen, sondern das Angebot ergänzen. Zweimal am Tag ist Baltrum ganz aus der Welt. Denn die mittlere und kleinste der sieben ostfriesischen Inseln ist bei Ebbe nicht zu erreichen – das macht für die 500 Insulaner jede Tour an die niedersächsische Festlandsküste zu einer logistischen Herausforderung. Seit November 2012 aber ist die Baltrumer Inselschule Teil der bundesweit ersten „virtuellen Schule“ – und damit ist für die sieben Lehrkräfte und rund 50 Kinder die Welt ein Stück näher gerückt. Großbildschirm und schnelle Datenleitung erlauben Blick- und Sprechkontakt in andere Klassenräume. So können Fachlehrer etwa für Sprachen des Niedersächsischen Internatsgymnasiums Esens (NIGE) auf dem Festland mit Kindern auf Baltrum, Borkum oder Juist Grammatik üben. Die „School of Distance Learning Niedersachsen“ (SDLN) sei ein Projekt mit Modellcharakter, lobte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) bei der Einweihung. Er sprach von der Medienkompetenz, die die DistanzSchüler erwerben, verwies vor allem auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. „Das SDLN ist kein Ersatz, der diese Probleme löst, sondern kann zu einer Lösung führen, die das Lernen erleichtert“, so Althusmann. Und das gelinge gut, sagt Thomas Mromga, der sich im Kollegium der Baltrumer Inselschule um das Projekt „Distanz-Lernen“ kümmert. Nach anfänglicher Skepsis ist er von den Vorteilen überzeugt: „Ich brauche hier keinen eigenen GeigerMüller-Zähler, sondern kann mit meiner Klasse das Thema Atom vorbereiten und die Versuche dann in einer gemeinsamen Stunde mit dem Kollegen auf dem Festland zeigen“, nennt er ein Beispiel aus dem Physikunterricht. In ersten Versuchen erschien an einigen Standorten das Bild sehr pixelig, auch die Sprachübertragung dauert einige Sekunden. Auf Baltrum sei die Bildqualität von Anfang an gut gewesen. Die kleine Verzögerung trage dazu bei, besser zuzuhören und die andere Seite ausreden zu lassen, hat Mromga festgestellt. Dass der Bildschirmunterricht Lehrkräfte einspart, glaubt er nicht. So könne die Lehrkraft aus der Distanz nicht erkennen, ob in den angeschlossenen Klassenzimmern Ruhe herrscht und das Thema verstanden wird. Theoretisch sei zwar denkbar, eine nicht-pädagogische Kraft einzusetzen, die allein auf Disziplin achtet, aber auch das hält der Insellehrer nicht für sinnvoll, weil der virtuelle Unterricht vor- und nachbereitet wer- Foto: dpa Anfängliche Skepsis Seit Ende vergangenen Jahres ist die Baltrumer inselschule teil der bundesweit ersten „virtuellen Schule“ – damit ist die Welt für die Schüler ein Stück näher gerückt. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 den müsse. „Und man muss die Kinder kennen“, betont er. Angeschoben wurde das Projekt der virtuellen Schule von Petra Palenzatis, Schulleiterin des Internatsgymnasiums Esens. Sie sah bei einem USA-Besuch im Jahr 2009, wie Lateinunterricht per Videokonferenz an zwei Standorten zugleich stattfand. Palenzatis übertrug diese Idee auf die ostfriesischen Inseln und überzeugte die Politik, den Modellversuch zu starten. Er soll zunächst bis 2015 laufen, das Land gab 200 000 Euro für die Anschubfinanzierung. Läuft es gut, könnte das Projekt ausgeweitet werden: beispielsweise auf Schülerinnen und Schüler, die längere Zeit erkrankt sind, damit sie Anschluss an ihre Klassen halten. Und auch Lehrkräfte sparten Zeit und Fahrgeld, wenn sie Konferenzen künftig per Video organisieren. Engere Zusammenarbeit Thomas Mromga sieht noch weitere Möglichkeiten: Warum nicht mit der Kamera hinausgehen und für Kinder auf dem Festland Biologieunterricht aus dem Wattenmeer anbieten? „Jede Schule hat doch etwas Besonderes zu bieten“, sagte er. Ein Nebeneffekt der neuen Technik ist, dass die Schulen der sieben Inseln enger zusammenarbeiten. „Mit den Kollegen von Spiekeroog hatten wir noch nie so viel zu tun“, sagt Mromga. Jetzt lernen die neunten und zehnten Klassen gemeinsam Physik, die fünften Klassen beginnen im Frühjahr mit gemeinsamem Geschichtsunterricht. Auch die Kinder entdecken auf diese Weise Neuland: Aufs Festland fahren die Insulaner zwar, wenn die Flut es zulässt. Die Nachbarinseln aber kennen die wenigsten aus eigener Erfahrung. „Die GEW beobachtet den Modellversuch mit Interesse. Wir wünschen uns eine begleitende Evaluation, um abschließend sagen zu können, ob das Projekt erfolgreich und für Kollegen wie Schülerschaft sinnvoll ist“, sagt Stefan Störmer von der GEW Niedersachsen. Esther Geisslinger, freie Journalistin FERNE WELTEN entdecken! Studien- un d E rlebn is re ise n vo n F r üh ja h r bis H e r bst 2013 Faszinierendes Tunesien 11-Tage-Erlebnisreise im Schnittpunkt römischer Reliquien, islamischer Baukunst und arabischer Kultur © shutterstock.com Tunis – Karthago – Sidi Bou-Said – Dougga – Tozeur – Chott el Djerid – Matmata – Djerba – Gabès – El Djem – Kairouan – Monastir Leistungen: • Linienflüge mit LUFTHANSA ab/bis Frankfurt inkl. aller Steuern und Gebühren • Übernachtungen in guten ****-***** Hotels mit Frühstück und Abendessen • Besichtigungs- und Erlebnisreisenprogramm inkl. Eintrittsgelder und Transfers • ein Reisehandbuch nach Wahl • Reiseleitung örtl., deutschspr. Reisetermine und Preise je Pers. im DZ 313202-02 23.03.13 – 02.04.13 313202-03 13.04.13 – 23.04.13 313202-04 18.05.13 – 28.05.13 313202-06 19.10.13 – 29.10.13 € 1.360,– € 1.370,– € 1.370,– € 1.420,– Einzelzimmer-Zuschlag: Innerdeutsche Anschlussflüge: Innerdeutsche Bahnanreise (Rail & Fly): € 260,– + € 50,– + € 78,– Mindestteilnehmerzahl: 15 Pers. Äthiopiens Kulturschätze Intensive 12-Tage-Erlebnisreise im Norden des Landes zu den großartigen Monumenten aus axumistischer und frühchristlicher Zeit Addis Abeba – Axum – Gondar – Bahar Dar – Lalibela Leistungen: • Linienflüge mit ETHIOPIAN AIRLINES ab/bis Frankfurt inkl. aller Steuern und Gebühren • inneräthiopische Flüge inkl. Flughafensteuern • innerdeutsche Bahnanreise (Rail&Fly) • Übernachtungen in guten ***-**** Hotels mit Frühstück, Mittag- und Abendessen • Besichtigungs- und Erlebnisreisenprogramm inkl. Eintrittsgelder und Transfers • ein Reisehandbuch nach Wahl • Reiseleitung örtl., deutschspr. Reisetermine und Preise je Pers. im DZ 313308-03 23.03.13 – 03.04.13 313308-04 19.04.13 – 30.04.13 313308-06 12.10.13 – 23.10.13 Einzelzimmer-Zuschlag: Visum bei Einreise: ca. Mindestteilnehmerzahl: € 2.420,– € 2.570,– € 2.495,– € 380,– USD 20,– 2 Pers. Von Zentralasien nach Persien 18-Tage-Studienreise entlang der Seidenstraße von Usbekistan über Turkmenistan nach Persien mit Besuch zahlreicher UNESCO-Weltkulturerbestätten Tashkent – Samarkand – Buchara – Chiwa – Aschgabat – Mary – Mashad – Teheran – Isfahan – Persepolis – Shiraz Leistungen: • Linienflüge mit TURKISH AIRLINES ab/bis Frankfurt inkl. aller Steuern und Gebühren • mehrere Inlandsflüge inkl. Flughafensteuern • Übernachtungen in guten ***-**** Hotels mit Frühstück und Abendessen • Besichtigungs- und Erlebnisreisenprogramm inkl. Eintrittsgelder und Transfers • ein Reisehandbuch nach Wahl • Reiseleitung örtl., deutschspr. Reisetermine und Preise je Pers. im DZ 313009-01 23.03.13 – 09.04.13 € 3.030,– 313009-02 27.04.13 – 14.05.13 € 2.990,– 313009-03 28.09.13 – 15.10.13 € 2.990,– 313009-04 26.10.13 – 12.11.13 € 2.990,– Einzelzimmer-Zuschlag: € 450,– Innerdeutsche Bahnanreise (Rail & Fly): + € 78,– Mindestteilnehmerzahl: 15 Pers. Visa: Iran (z.Zt. € 70,–), Usbekistan (z.Zt. € 95,–), Turkmenistan (z.Zt. USD 70,–, bei Einreise) Weitere spannende Reisen von Frühjahr bis Herbst 2013: (Preise je Person im Doppelzimmer) Große Irland-Rundreise 303332-02 07.06.13 – 16.06.13 303332-03 05.07.13 – 14.07.13 303332-04 16.08.13 – 25.08.13 Naturwunder Islands 303208-01 13.06.13 – 25.06.13 303208-03 11.07.13 – 23.07.13 303208-04 18.07.13 – 30.07.13 Marokko und seine Königsstädte 313211-02 23.03.13 – 31.03.13 313211-04 18.05.13 – 26.05.13 € 1.460,– € 1.495,– € 1.495,– € 2.770,– € 2.770,– € 2.770,– € 1.150,– € 1.150,– Auf den Spuren des römischen Tunesien 318002-02 20.04.13 – 01.05.13 318002-03 19.10.13 – 30.10.13 Galápagos aktiv 345508-02 24.03.13 – 06.04.13 345508-03 19.05.13 – 01.06.13 345508-04 11.08.13 – 24.08.13 Große Hawaii-Rundreise 353315-02 23.03.13 – 11.04.13 353315-03 03.05.13 – 22.05.13 353315-04 13.07.13 – 01.08.13 Du r we chfüh ites r tge ung d hen er € 1.630,– d g Tour € 1.750,– esi e che n rt € 4.390,– € 4.390,– € 4.590,– € 4.690,– € 4.790,– € 4.990,– Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters. Katalogbestellung sowie Beratung und Buchung zu diesen Reisen in Ihrem Reisebüro oder beim Veranstalter: IKARUS TOURS GmbH · Tel. 0800 - 46 36 452 (kostenfrei) · Fax: 06174 - 2 29 52 · E-Mail: gew@ikarus.com · www.ikarus.com typisch Junge, untypisch Mädchen? Cool, witzig und faul // Sind Jungen in der Schule benachteiligt, opfer eines „feminisierten“ Bildungswesens? Das behaupten Medien und auch manche Wissenschaftler, doch pauschale Diagnosen dieser Art helfen wenig. Denn nicht alle Jungen sind „Bildungsverlierer“. Soziale herkunft und ethnische Zugehörigkeit sind entscheidender als das Geschlecht. // Dritte Stunde in einer Grundschule: Die Kinder haben gerade die „große Pause“ hinter sich. Dennoch herrscht große Unruhe, zu der vor allem die Jungen beitragen. Es hält sie nicht auf ihren Stühlen, sie toben durch den Klassenraum, raufen und schreien. Still wird es erst, als die Lehrerin die Rückgabe der Deutscharbeit ankündigt. Diese sei schlecht ausgefallen, sagt sie. Die männlichen „Störer“, die sie eben noch ermahnt hat, teilen sich die Fünfen und Sechsen. Eine typische Geschichte, meint Frank Beuster, Lehrer in Hamburg und Autor Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 eines Buches mit dem Titel „Die JungenKatastrophe“. Der Pädagoge sieht eine große Ratlosigkeit gerade unter den Kolleginnen. Wenn Schüler sehr lebhaft sind und im Unterricht kaum zur Ruhe kommen, stecke oft Bewegungslust dahinter. Die aber sei im Schulalltag meist unerwünscht, für Prügeleien und Lärm gebe es „null Toleranz“. Das „pflegeleichte Mädchen“ sei die Norm, glaubt Beuster. Er fordert eine „geschlechtsbezogene Pädagogik“, um den Interessen von Jungen besser gerecht zu werden. Überzeichnungen Die Diskussion über die „neuen Bildungsverlierer“ ist von Überzeichnungen geprägt. Bis vor einem Jahrzehnt war das Thema nur in Fachkreisen präsent. Dann attestierten die PISA-Studien vor allem Schülern aus Zuwandererfamilien gravierende Leseschwächen. Forciert durch Interventionen der Arbeitgeber, die sich um die Qualifikation ihres Nachwuchses sorgten, wurden die Medien aufmerksam. Vom „benachtei- ligten Geschlecht“ (Focus), von „Emmas Opfern“ (Wirtschaftswoche) oder gar der „gefährlichsten Spezies der Welt“ (Spiegel) kündeten die Schlagzeilen. Fest steht: Schüler zeigen schlechtere Schulleistungen und werden häufiger gewalttätig als Schülerinnen. In den Lehrerzimmern gelten sie als renitent und wenig anpassungsbereit. Verweigerer und Sitzenbleiber sind meistens Jungen. Zwei Drittel der Schulabbrecher und drei Viertel der Sonderschüler sind männlich. In den Hauptschulen stellen Jungen die deutliche Mehrheit, in den Gymnasien sind sie dagegen in der Minderheit. Zum Selbstverständnis von Jungen gehöre, „cool, witzig und faul zu sein, weshalb sie häufig dem widerständigen und sozial auffallenden Schülertypus entsprechen“, analysiert der Soziologe Michael Cremers in einer Expertise für das Bundesfamilienministerium. „Kein Streber zu sein“, so der Wissenschaftler, verstünden Jungen als einen Teil von Männlichkeit, mit dem sie sich abgrenzen und von Frauen unterscheiden können. Foto: dpa 30 GESELLSChAFtSPoLitiK GESELLSChAFtSPoLitiK In der „Basiskompetenz Lesen“ beträgt der Vorsprung der Mädchen gegenüber den Jungs laut PISA mehr als ein Lernjahr. Der Unterricht, moniert der Frankfurter Bildungsforscher Frank Damasch, orientiere sich „an weiblichen Formen des Lernens und Gestaltens“. Sein umstrittener Vorschlag: Schüler und Schülerinnen sollten mit geschlechtsspezifischen Lehrmaterialien arbeiten. Für das Fach Deutsch zum Beispiel regt er an, mehr Texte auszuwählen, die Schüler besonders interessierten. Nach seiner Beobachtung lesen Jungen Comics, Fantasygeschichten oder Abenteuerbücher  – Stoffe, die an den Schulen eher die Ausnahme darstellen. Die Rechtschreibkompetenz, so Damasch, hänge auch „vom sozialen Bezug der Wörter“ ab: Wenn „männlich konnotierte“ Begriffe wie Aktentasche, Ritter, Benzintank oder Torwart auftauchen, machen Jungen demnach weniger Fehler in Diktaten. In Baden-Württemberg unterstützte das Landesinstitut für Schulentwicklung das Projekt „Kicken und Lesen“, das den starken Wunsch der Schüler nach Bewegung aufgriff: Nach ausgiebigem Toben und Ballspielen ließen sich selbst notorische Leseverweigerer zum gemeinsamen Vortragen eines Fußball-Romans überreden. Hinterher, so beobachteten die Experten, klatschten sich die Jungs stolz ab – wie ihre sportlichen Vorbilder, darunter Schüler, die sonst „freiwillig nicht eine Zeile gelesen hätten“. In der aufgeregten öffentlichen Debatte kommt oft zu kurz, dass nicht alle Jungen benachteiligt sind. Der männliche Nachwuchs aus Mittelschichtsfamilien füllt wie eh und je die Leistungskurse in Mathematik und den Naturwissenschaften; viele dieser Jugendlichen erbringen weit über dem Durchschnitt liegende Leistungen. Die Erfolgschancen im deutschen Schulsystem hängen vorrangig vom Elternhaus und von der ethnischen Herkunft ab, erst als drittes Kriterium folgt das Geschlecht. Das katholische Arbeitermädchen vom Land, das einst als Prototyp der Bildungsverliererin galt, ist vom städtischen Migrantenjungen abgelöst worden. „Die These von der Jungenbenachteiligung ist zu pauschal“, urteilt Anne Jenter, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Frauenpolitik. Zu diesem Fazit hinweis der Redaktion Der Beitrag von Thomas Gesterkamp zur Debatte über Jungenbenachteiligung ist der Einstieg in das Thema Gendersensibilisierung. In der März-Ausgabe veröffentlicht die E&W-Redaktion zwei Praxisbeispiele. gelangt auch die Studie „Bildung von Geschlecht“, gefördert von der GEWnahen Max-Traeger-Stiftung. „Jungen sind als Gruppe in deutschen Bildungsinstitutionen gegenüber Mädchen nicht benachteiligt“, schreibt Autor Thomas Viola Rieske in der Zusammenfassung. Die Ursachenanalyse einer „feminisierten Schule“ durch den gestiegenen Anteil von Frauen in pädagogischen Berufen weist der Verfasser ebenso zurück. Widerspruch kommt von GEW-Mitglied Ulf Preuß-Lausitz: In einem Brief an den Hauptvorstand kritisierte der emeritierte Professor für Erziehungswissenschaft an der TU Berlin die Untersuchung. Die zentrale Herausforderung sei nicht, „dass die armen Lehrerinnen vor Kritik an objektiv bestehenden benachteiligenden Prozessen innerhalb der Schule geschützt werden müssen“. Um das Scheitern von Jungen und Mädchen zu verringern, seien eben auch „jungenspezifische pädagogische Ansätze“ wichtig, „analog für Mädchen in Risikolagen“. neue Wege für Jungs Die von der Bundesregierung geförderte Initiative „Neue Wege für Jungs“ möchte Spielräume für einen Wandel der tradierten Bilder von Männlichkeit aufzeigen: Lässt sich die männliche Rolle anders gestalten, wenn etwa am „Boys’ Day“ soziale Kompetenzen im Beruflichen wie im Privaten gefördert werden? Ergänzend dazu hat das Familienministerium ein Referat „Gleichstellung für Jungen und Männer“ eingerichtet. Seit zwei Jahren gibt es zudem das „Bundesforum Männer“ als Pendant zum Deutschen Frauenrat. Der Zusammenschluss, in dem neben kirchlichen Gruppen und Sozialverbänden auch Jungenarbeiter, Väteraktivisten und Wissenschaftler mitarbeiten, versteht sich als Sprachrohr geschlechterdialogisch orientierter Männer. Diese klare Positionierung ist nicht selbstverständlich, denn rückwärts gewandte Männerrechtler wenden sich derzeit massiv gegen Frauenförderung und staatliche Gleichstellungspolitik. Die weibliche Emanzipation sei längst erreicht, jetzt würden die Männer diskriminiert, heißt es in ihren Zirkeln; vor allem in Onlineforen dominiert ein aggressiv maskuliner Ton. Differenzierung Die Stilisierung von Männern und Jungen zu Opfern „des Feminismus“ ist wenig hilfreich. Entscheidend ist ein differenzierender Blick: Der Absolvent des Physikleistungskurses wird mit hoher Wahrscheinlich später gut bezahlter Ingenieur und ist damit alles andere als ein Bildungsverlierer. Anderen jungen Männern droht dagegen eine schwierige berufliche Zukunft. Denn in früheren Zeiten konnten sie trotz schlechterer Schulnoten auf einen Ausbildungsplatz (und später die Weiterbeschäftigung) in einem männlich geprägten Arbeitsmarkt hoffen. Viele dieser Jobs in der Industrie wurden jedoch wegrationalisiert; schlecht qualifizierte Männer sind die Hauptverlierer des Wandels zur Dienstleistungsökonomie. Es ist notwendig, für bestimmte Teilgruppen auch die Nachteile männlicher Lebensverläufe zu thematisieren. In vielen Praxisfeldern (und auch in der Förderpraxis der Europäischen Union) überwiegt noch ein Denken, das Geschlechterfragen weitgehend mit Frauenpolitik gleichsetzt. So betrachtet signalisiert das Männer-Referat im Familienministerium in der Tat einen Richtungswechsel. Keineswegs aber sollten Jungenförderung und spezielle Bildungsprogramme für Schüler zu Lasten der weiterhin sinnvollen Mädchenförderung gehen. Thomas Gesterkamp, freier Journalist und Buchautor Beschluss des GEW-hauptvorstandes „Benachteiligte Jungen – übermächtige Frauen?“ vom 4./5. März 2011 in Göttingen: http://www.gew.de/Benachteiligte_ Jungen_uebermachtige_Frauen.html Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 31 32 FAiR ChiLDhooD – BiLDunG StAtt KinDERARBEit Schmutziger Pisten-Dress // Skifahrer und Snowboarder tragen sie, Wanderer sowieso: outdoor-Kleidung. Auch in den Städten finden es immer mehr Leute cool, hosen, Schuhe oder Rucksäcke der Marken north Face, Patagonia, Mammut & Co. anzuziehen. // Die keineswegs billigen Freizeitklamotten werden zu über 95 Prozent in Asien und Lateinamerika hergestellt – häufig unter schlimmen Arbeitsbedingungen, kritisiert die Kampagne für Saubere Kleidung. Schlagzeilen über die miesen Zustände in den Fabriken sowie Proteste kritischer Konsumenten führen jedoch auch dazu, dass sich immer mehr Unternehmen für eine faire und nachhaltige Produktion einsetzen. Wie glaubwürdig sie das tun, sagt Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero, einem Träger der Kampagne, im Gespräch mit E&W. E&W: Herr Pflaum, fahren Sie Ski? Maik Pflaum: Ja, ab und zu. E&W: Was tragen Sie auf der Piste? Pflaum: Sicherlich sind auch Stücke der Outdoor-Hersteller dabei. Allerdings meistens von denen, die „sozial sauber“ produzieren lassen. Darauf achte ich. E&W: Warum? Pflaum: Weil bei der Produktion von Freizeit- und Actionsportklamotten ganz viel mies läuft. Die Kampagne für Saubere Kleidung hat die Outdoor-Branche nun seit vier Jahren im Blick. Die Marken lassen größtenteils in Asien, vor allem China, Vietnam, Bangladesch und Kambodscha, produzieren. Zulieferer sitzen aber auch in Osteuropa und Mittelamerika. Die mit uns kooperierenden Organisationen vor Ort stellen immer wieder fest, dass in den Fabriken Menschen mit Hungerlöhnen abgespeist werden. Dass Arbeiter unter massivem Druck stehen. Dass Überstunden nicht bezahlt und Gewerkschaften verboten werden. Die Folge: Die Arbeiterinnen und Arbeiter, in der Mehrheit Frauen, haben sich mit 35 Jahren krank malocht. E&W: Können Sie ein Beispiel nennen? Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Pflaum: Weltmarktführer North Face beispielsweise lässt in einer Fabrik in El Salvador nähen. Dort verdienen die Arbeiter nach unseren Recherchen nur ein Viertel dessen, was sie benötigten, um den Grundbedarf ihrer Familien abzudecken. Auch das US-Unternehmen Patagonia lässt dort fertigen. Patagonia pflegt ein ausgesprochen grünes Image, setzt auf Recycling, zahlt aber Hungerlöhne. Solche Beispiele gibt es auch zuhauf bei anderen Marken. E&W: Die Branche gibt sich aber ein ganz anderes Image. Der Konzern North Face etwa wirbt auf seiner Webpage mit dem Satz: „Jeder einzelne Mitarbeiter hat ein Recht auf einen fairen Lohn.“ Alles nur Lug und Trug? Pflaum: So könnte man das schon sagen. In ihren Internetauftritten und der Werbung spielt die Branche damit, weltoffen, grün und fair zu sein. „Action-Wear“ zu tragen, verspricht Spaß, Freiheit, Abenteuer. Da schwingt auch immer mit, dass die Arbeitsrechte eingehalten werden. Zwischen Selbstbild und tatsächlichem Geschäftsgebaren vieler Outdoor-Textiler besteht jedoch eine tiefe Kluft. E&W: Erfahren die Kunden von diesen Missständen? Pflaum: Nicht im Laden. Auf dem Etikett der Kleidung steht zwar, wie der Kunde das Teil waschen soll. Nicht aber, wie es produziert wurde. Wer das wissen will, muss lange recherchieren. E&W: Hilft ein Blick in den Unternehmenskodex des Unternehmens? Die meisten Firmen haben auf ihrer Internetseite inzwischen eine Rubrik wie „Verantwortung“ oder „Nachhaltigkeit“ eingerichtet … Pflaum: Viel schlauer werden Sie nach der Lektüre auch nicht sein. Sie lesen dort viele schöne Worte oder Halbwahrheiten, die Sie gar nicht nachprüfen können. Vieles steht nur auf dem Papier, wird aber nicht umgesetzt. Bei manchen Aussagen erkenne ich sofort: Vorsicht, hier stimmt was nicht! E&W: Was ist so ein typischer Satz? Pflaum: „Wir garantieren, dass in unseren Zulieferfirmen die gesetzlich festgelegten Mindestlöhne gezahlt werden.“ Übersetzt heißt das: Wir garantieren, dass Hungerlöhne gezahlt werden! Die Regierungen der Länder, in denen unsere Textilbranche heute zu 95 Prozent fertigen lässt, legen diese Mindestlöhne nur fest, um Investoren aus dem Ausland zu locken. Ich kenne kein Land, in dem dieser Mindestlohn auch nur in etwa reicht, den Grundbedarf einer Familie abzudecken. FAiR ChiLDhooD – BiLDunG StAtt KinDERARBEit E&W: Viele Textil-Unternehmen verweisen darauf, dass sie die Arbeitsbedingungen in ihren ausländischen Fabriken von der Business Social Compliance Initiative (BSCI) überprüfen lassen. Werden Kunden damit in die Irre geführt? Pflaum: Ja. Die BSCI ist eine reine Initiative der Industrie. Der Standard ist lasch, er sieht weder einen existenzsichernden Lohn noch Kontrollen durch unabhängige Dritte vor. Auch sitzen keine Gewerkschaften oder unabhängige Organisationen mit im Boot. Mitglieder sind beispielsweise Aldi, Lidl und Deichmann. Das zeigt: Mit dem BSCI-Dokument kann man sich als Unternehmen billig und leicht aus der Nachhaltigkeitsverantwortung stehlen. E&W: Woran kann sich ein Verbraucher orientieren, der fair hergestellte Kleidung kaufen möchte? Pflaum: Ihm hilft der Blick auf die Mitgliederliste der Fair Wear Foundation (FWF). Der Kodex und die Kontrollen der FWF gelten als die bislang strengsten. Mitglieder sind neben den Outdoor- und Sportausrüstern Mammut und Odlo seit zwei Jahren auch Jack Wolfskin, Schöffel, Vaude, Deuter Sport, Hakro und Maier Sport. Kunden können sich auch am Fairtrade-Siegel auf Texti- Fotos: Maik Pflaum, CIR näherinnen in der Bekleidungsfabrik Chi Fung in El Salvador. Diese fertigt seit vielen Jahren outdoor-Kleidung für bekannte Sportartikelmarken. Die Arbeiterinnen werden mit hungerlöhnen abgespeist. Sie verdienen nur ein Viertel dessen, was sie benötigen, um den Grundbedarf ihrer Familien abzudecken. 33 lien orientieren – wenngleich letzteres nur garantiert, dass der Rohstoff im Shirt, die Baumwolle, fair erzeugt worden ist. Die Industrie-Labels GOTS oder Bluesign sind eher Öko-Zeichen. E&W: Sind sozial saubere Kleidungsstücke teurer? Pflaum: Nicht zwingend. Wir haben in keinem Laden festgestellt, dass die Skijacke eines Mitglieds der FWF teurer war als die Jacke eines Nichtmitglieds. E&W: Wie erklären Sie sich, dass Hersteller wie Jack Wolfskin oder Schöffel jahrelang untätig waren, jetzt aber der FWF beigetreten sind? Pflaum: Ihnen ist das Risiko einfach zu groß geworden, dass sie ihr positives Image beim Kunden verlieren. Da hat der öffentliche Druck viel bewirkt und etliche Outdoor-Hersteller aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen. E&W: Aber nicht alle? Pflaum: Nein. Bei manchen Herstellern tut sich noch immer wenig, was unabhängige Kontrollen der Fabriken oder die soziale Verantwortung für die Arbeiter angeht. Etwa beim US-Konzern North Face. Oder beim schwäbischen Hersteller Tatonka. Ganz schlecht sieht es auch bei den Eigenmarken Meru und Kaikkialla von Globetrotter Ausrüstung aus: Bei der sozialen Verantwortung hinken sie deutlich hinter der Branche her. E&W: Was können Kunden tun, damit sich die Blockierer bewegen? Pflaum: Sie können Briefe an die Unternehmen schreiben. Und im Laden nicht nur fragen, ob die Jacke atmungsaktiv oder wasserdicht ist, sondern auch nachhaken, wie sie hergestellt wurde. Das bringt ganz viel. Die Manager der Outdoor-Textiler wissen genau, wie zerbrechlich ihr Image und damit der Absatz ihrer Ware gefährdet ist. Oder Verbraucher üben über ihr Kaufverhalten Druck aus, indem sie im Laden, wenn sie die Wahl haben, eben nach der Jacke des Herstellers greifen, der sich der FWF angeschlossen hat. Interview: Martina Hahn, Journalistin und Autorin des Buchs „Fair einkaufen – aber wie?“, Verlag Brandes & Apsel, 4. akt. Auflage 2012 Die im november 2012 erschienene dritte outdoor-Studie der Kampagne für Saubere Kleidung findet sich im internet unter: http://www.ci-romero.de/ ccc_outdoorprofile/. Weitere infos auch unter: http://www.fairwear.org Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 34 FAIr ChILDhooD – BILDUnG STATT KInDErArBEIT Die faire Zigarette wird es  // Zigaretten sind für die einen Genuss, für andere bedeutet der Tabakanbau Schuldknechtschaft. Auf den Feldern schuften auch Kinder. Über Ausbeutung in der Tabakindustrie und miese Produktionsbedingungen ein Interview mit Sonja von Eichborn von der Kampagne unfairtobacco.org, einem Projekt der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Umwelt und Entwicklung. // E&W: Frau von Eichborn, rauchen Sie? Sonja von Eichborn: Nicht mehr. E&W: Was hat Ihnen die Lust am Rauchen vergällt? von Eichborn: Zuerst der Ärger über die eigene Abhängigkeit, später die Umstände, wie Tabak erzeugt wird. Seitdem ich weiß, wie Mensch und Natur ausgebeutet werden, habe ich überhaupt keinen Anreiz mehr zu rauchen. Denn Tabakan- Von der harten Arbeit auf den Feldern können die Tabakbäuerinnen in Bangladesch kaum leben. Doch ihre Maloche nützt dem Profit der Tabakkonzerne. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 bau geht einher mit Armut, Verschuldung, ökonomischer Abhängigkeit der Kleinbauern von Plantagenbesitzern und Großkonzernen sowie mit Kinderarbeit und Umweltzerstörung. E&W: Wie und wo werden Tabakbauern ausgebeutet? von Eichborn: Betroffen sind vor allem Kleinbauern in Brasilien, Malawi, Indien und China. Das afrikanische Land Malawi etwa ist zu über 65 Prozent vom Exporterlös aus Tabak abhängig. China hingegen produziert vor allem für den heimischen Markt. Ausgebeutet werden die Pflanzer, weil Tabakkonzerne oder Rohtabak-Händler mit ihnen absolut unfaire Lieferverträge abschließen. Das sieht dann so aus: Tochterfirmen der Konzerne liefern ihnen Saatgut und geben Kredite. Im Gegenzug verpflichten sich die Bauern, Tabak einer bestimmten Sorte anzubauen – welche und wie viel davon, das entscheiden allein die Konzerne. E&W: Das hört sich erst einmal nach einem fairen Deal an – zumal den Bauern damit ja die Abnahme ihrer Ernte garantiert wird … Foto: Work for a Better Bangladesh Trust (Bangladesh) Das Bildungs- und Förderungswerk der GEW unterstützt die Stiftung „Fair Childhood“. von Eichborn: Ist es aber nicht. Denn die Konzerne ziehen die Kleinbauern über den Tisch. Erstens bestimmen allein sie den Preis, den sie für den Rohtabak bezahlen. Zweitens werden den Pflanzern bei der Abrechnung nach der Ernte die Kosten für Saatgut und Pestizide sowie die Kreditzinsen vom Verkaufspreis abgezogen. Diese Inputs, deren Höhe auch die Konzerne bestimmen, sind so teuer, dass die Bauern de facto in eine Schuldknechtschaft geraten. Selbst die brasilianische Regierung sieht das so, allerdings ohne eine Lösung anzubieten. Wer derart verschuldet ist, versucht noch mehr Tabak anzubauen. Weil das aber sehr arbeitsintensiv ist, müssen auch die Kinder der Familien mit aufs Feld – und dort Pestizide versprühen. E&W: Und die Umwelt? von Eichborn: Die wird durch den Anbau von Tabak gleich in mehrfacher Weise zerstört. Einmal ist die Tabakpflanze selbst giftig. Nicht nur für den menschlichen Organismus, sondern auch für die Umwelt. Tabak laugt den Boden immens aus. Damit die Pflanze gedeiht und das Land auch nach zwei bis drei Jahren noch Ertrag abwirft, müssen die Bauern Unmengen an Dünger und Pestiziden einsetzen. Hinzu kommt, dass man für die Auftrocknung des Tabaks viel Feuerholz benötigt – pro Schachtel Zigaretten etwa 2,4 Kilogramm Holz. Dafür wird in den Anbauländern in der Regel Naturwald gerodet. E&W: Wären Bio-Zigaretten eine Lösung? von Eichborn: Nein. Denn erstens sagen auch Bio-Zigaretten nichts über die Arbeitsbedingungen aus, unter denen Tabak angepflanzt und geerntet wird. Außerdem würde „Bio“ suggerieren, dass die Zigarette gesund sei. Das ist albern. Die Marke American Spirit produziert zwar Produkte für den deutschen Markt, deren Tabak frei sein soll von chemischen Stoffen. Doch auf den Slogan „100 Prozent Bio“ verzichtet sie nach einem Gerichtsurteil inzwischen. E&W: Dass Arbeiter auf Baumwoll- oder Kaffeeplantagen ausgebeutet werden, wissen die meisten Verbraucher. Wa- FAiR ChiLDhooD – BiLDunG StAtt KinDERARBEit 35 nicht geben Rund 230 Millionen Zigaretten sowie elf Millionen Zigarren und Zigarillos rauchen die Deutschen täglich. Was kaum ein Konsument weiß: Für Anpflanzung, Ernte und Verarbeitung von Tabak werden hunderttausende Kleinbauern in armen Ländern ausgebeutet. Auch Kinder müssten auf den Feldern schuften, kritisiert die Kampagne unfairtobacco.org. Davon profitieren weltweit nicht nur Milliarden Raucher, sondern auch die Tabakkonzerne in den reichen Industriestaaten – allen voran die drei US-Multis British American Tobacco, Philip Morris und Imperial Tobacco sowie Japan Tobacco International. rum ist ihnen die Problematik beim Tabakanbau so unbekannt? von Eichborn: Weil Zigaretten ein Suchtstoff sind. Wer raucht, ist davon abhängig – und will von den Problemen unfairer Produktionsbedingungen nichts wissen. Und wer nicht raucht, den interessiert das Thema nicht unbedingt. E&W: Wird es bald die fair erzeugte Zigarette geben, die mit gutem Gewissen geraucht werden kann? von Eichborn: Nein, das glaube ich nicht. Ich finde, es sollte auch keine Fair-Trade-Zigaretten geben – einfach deswegen, weil die Pflanze so giftig ist. Man würde dann ja Gift fair verkaufen, das fände ich absurd. Die Kampagne unfairtobacco.org hat auch mit Fair-Trade-Organisationen wie TransFair, Fairtrade International, Gepa oder El Puente gesprochen. Diese sagten deutlich, es werde keine Richtlinien geben für Tabak, weil es sich um einen Suchtstoff handelt. Das passe nicht zum fairen Handel und würde dem Image schaden. Tatsächlich setzt die Produktion fairer Zigaretten ja voraus, dass die gesamte Herstellungskette, also vom Feld bis zur Schachtel, fair ist. Das wird keiner der führenden Tabakkonzerne machen. Oder sie würden Fair Trade höchstens als ein Marktsegment nutzen. Das heißt, einfach eine einzelne faire Zigarettenmarke anbieten, den Gewinn aber weiterhin mit dem unfair erzeugten Zigarettensortiment machen. Damit wäre die faire Zigarette nicht mehr als ein Feigenblatt. Diese Taktik ist inzwischen schon von anderen Produkten bekannt. E&W: Solche Argumente bringen den Tabakbauern in den armen Ländern allerdings wenig – es wird immer geraucht werden. Wie also wollen Sie den Tabakbauern helfen? von Eichborn: Indem wir sie dabei unterstützen, auf alternative landwirtschaftliche Produkte umzustellen. Auf Erzeugnisse, die weniger umweltschädlich sind und die auf lokaler wie regionaler Ebene einen Markt finden. Nur so kommen die bäuerlichen Betriebe aus der Abhängigkeit von den Tabakkonzernen heraus. Ein solches Projekt gibt es etwa in Kenia: Dort bauen ehemalige Tabakbauern Bambus an. Das ist weniger arbeitsintensiv. Die Bauern können ihre Kinder zur Schule schicken. Und zusätzlich die benötigten Lebensmittel anbauen. E&W: Was können Raucher tun, die keinen unfairen Tabak mehr konsumieren wollen? von Eichborn: Sich ein Fleckchen Erde suchen und den Tabak selbst anbauen. Tabak wächst auch in Deutschland hervorragend. Gespräch: Martina Hahn, Buchautorin und Journalistin infos: www.unfairtobacco.org; www.alles-ueber-tabak.de Die Welt der alten Griechen und Römer, das Land des Lichtes und der Farben, der Düfte der Landschaft, der Wohlgerüche der Märkte. Unser schönes "Natur"-Grundstück liegt auf dem Kalkstein-Hochplateau von UZÈS, inmitten der Heidelandschaft teilweise im Naturschutzgebiet - umgeben von Zypressen, Wacholderbäumen, Steineichen und Pinien. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele liegen in der direkten Umgebung: Das Tal der Ardèche, Städte wie Orange, Avignon, Nîmes, Arles, Montpellier, der Lubéron, die Camargue, Le Crau du Roi und das Meer, die Cevennen u.v.a.m. Das MAISON D'AMIS bietet jeweils eine Doppelhaushälfte für je 2 Personen. Es gibt dazu einen Pool und einen großen Garrigue-Garten mit Kfz-Stellplatz. Sie können uns erreichen unter: Tel. 0033 - 4 - 66 22 77 25 info@provence-ferien.info Lesen lernen … mehrsprachig! Fibeln und Lesebücher aus Europa und Amerika Lesen und Schreiben lernen in mehr als einer Sprache? Beispiele von Unterrichtsmitteln aus fünf Jahrhunderten. Vom viersprachigen ABC-Buch des 16. Jahrhunderts bis zu aktuellen zweisprachigen Arbeitsmaterialien für Schulanfänger mit Migrationshintergrund. Katalog der Ausstellung in Brixen/Bressanone 2011 84 Seiten 111 farbige Abbildungen Schutzgebühr 12,95 € zzgl. Versandkosten. Zu bestellen unter: www.schulbuch-gesellschaft.de/de/rp Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Kindern eine Kindheit geben Kinderarbeit ist ein Armutszeugnis – in doppelter Hinsicht. Sie ist Zeugnis von Armut. Vor allem aber ist sie ein Armutszeugnis für die internationale Gemeinschaft. Machen Sie mit. Unterstützen Sie Fair Childhood – GEW-Stiftung Bildung statt Kinderarbeit Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00, Konto-Nr. 9 840 000 www.fair-childhood.eu # E&W 02/2013 Ja, ich unterstütze den Kampf gegen Kinderarbeit und spende ________________ Euro einmalig monatlich vierteljährlich Kontoinhaber Bank BLZ Name Vorname PLZ jährlich Zahlungsweise monatlich jährlich Konto-Nr. Ort Straße, Nr. E-Mail Ich ermächtige hiermit die GEW-Stiftung, den oben angegebenen Betrag zulasten meines Kontos einzuziehen. Datum Unterschrift Bitte senden Sie diesen Coupon in einem ausreichend frankierten Umschlag an folgende Adresse: Fair Childhood GEW-Stiftung Bildung statt Kinderarbeit · Kontakt: Brittney Johnston · Reifenberger Straße 21 · 60489 Frankfurt am Main GEW-intERn Polnisch lernen in Masuren Die bessere Verständigung zwischen Deutschen und Polen mit den Gästen aus Litauen und Weißrussland sowie der gewerkschaftliche Erfahrungsaustausch sind Ziele der Veranstaltung. Professionell geleitete Sprachkurse auf mehreren Leistungsstufen werden durch Lernen im Tandem und ein vielfältiges Kultur-, Fortbildungs- und Freizeitprogramm ergänzt. In den Tagesablauf integriert sind Diskussionen, Vorträge, Lesungen ebenso wie von den Teilnehmenden selbst gestaltete Programmpunkte, beispielsweise Berichte über deutsch-polnische Schulprojekte. Auch sportliche oder musische Workshops sind im Angebot. Exkursionen geben Gelegenheit, die landschaftlich schöne Umgebung zu erkunden. Ein Lagerfeuerabend und eine Kanutour dürfen in Masuren nicht fehlen. Foto: Anna Wankiewicz-Heise // An einem der schönsten Seen Masurens, dem Grimsee bei olsztyn, findet vom 23. Juli bis 4. August die Sommerakademie der GEW und der polnischen Solidarność-Gewerkschaft statt. // Während der Sommerakademie in Masuren darf neben dem Sprachenlernen und dem gewerkschaftlichen Austausch auch die Lagerfeueridylle am schönen Grimsee nicht fehlen. Anmeldeschluss ist der 12. April. Weitere informationen und Anmeldung: www.gew.de/Polen_Sommerakademie_in_Masuren.html Deutsch-israelisches Seminar // Die GEW lädt vom 21. bis zum 26. Juli zu einem deutsch-israelischen Gewerkschaftsseminar nach Berlin ein. Das treffen wird gemeinsam mit der israelischen Gewerkschaft histadrud hamorim und der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert. // wach zu halten. Wie kann man Schülerinnen und Schülern das Thema „Holocaust“ heute nahebringen? Anregung geben kann auch eine gemeinsame Gedenkstättenfahrt zum KZ Sachsenhausen in Oranienburg (Brandenburg). Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird erwartet, dass Foto: dpa Gedenken an die opfer im KZ Sachsenhausen in oranienburg (Brandenburg) – auch das hält die Erinnerung an den terror des nationalsozialismus wach. Im Zentrum der Tagung steht die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, den Opfern und den Tätern. Von der Generation der Überlebenden muss langsam Abschied genommen werden, die Geschichte unmittelbarer Erfahrungen gibt es in Kürze nicht mehr. Diskutiert werden soll darüber, wie es dennoch gelingen kann, die Erinnerung an das Unfassbare des NS-Terrors sie eigene Beiträge aus ihrer pädagogischen Praxis in das Seminar einbringen. Anmeldeschluss ist der 15. April. Weitere informationen und Anmeldung: www.gew.de/ Gemeinsam_eine_neue_Erinnerungskultur_schaffen.html Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 37 38 JuGEnDhiLFE unD SoZiALARBEit Arbeitsbedingungen und // Die GEW will Schulsozialarbeit als Angebot der Jugendhilfe systematisch an allen Schulen etablieren. Schulsozialarbeit ist keine Dienstleistung für spezielle Aufgaben, sondern gehört zum professionellen Angebot jeder Schule (s. E&W 1/2013). // Vergütung Schulsozialarbeiter: Vollzeitstelle im öffentlichen Dienst Nach einer ersten Expansionsphase Mitte der 1970er-Jahre – vor allem an Gesamtschulen – und einer zweiten Welle im ersten 2000er-Jahrzehnt – mit den Schwerpunkten Ganztags- und Hauptschulen – kann man derzeit eine dritte Phase beobachten. Schulsozialarbeit tritt aus der engen Aufgabenstellung, sich um benachteiligte Schülerinnen und Schüler zu kümmern und Freizeitprojekte anzubieten, heraus. Sie gewinnt an Bedeutung und wird zunehmend in allen Schulformen eingerichtet. Im Verlauf der Beratungen des „Bildungs- und Teilhabepaketes“ im Januar 2011 konnte durchgesetzt werden, dass ein Teil der Finanzmittel eingesetzt wird, neue Stellen für die Schulsozialarbeit zu schaffen. Viele Kommunen haben dies genutzt. Mittlerweile werden schätzungsweise 3000 Stellen – zunächst bis Ende 2013 – aus Bundesmitteln finanziert. die aber auch eine Öffnung von Schule und eine Erweiterung des nicht formellen Lernens beinhaltet. Schulsozialarbeit muss in der Kooperation von Schule und Jugendhilfe die „Eigenständigkeit als Profession“ garantiert werden. Es geht um eine dauerhaft vereinbarte, gleichberechtigte Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. Kinder und Jugendliche brauchen für ihre umfassende Bildung mehr als Unterricht. Sie benötigen vielfältige Anregungen, Freiräume für eigene Interessen und Beratung in Konfliktsituationen. Schulsozialarbeit bietet interessante Projekte und Hilfen beim Lernen. Konzeptionell hat sie sich profiliert und macht umfassende Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangebote für Schülerinnen und Schüler. Zudem agiert sie im sozialen Raum, ist an Schulentwicklungsprozessen beteiligt und berät Lehrerinnen und Lehrer. Die Erwartung ist, an Schulen sozialpädagogische Fachkompetenz zu etablieren, die zum einen präventive Förderung und Hilfe für Kinder und Jugendliche zur Aufgabe hat, Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Gruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6 tV-L E9 2.351,08 2.604,42 2.733,81 3.089,58 3.369,89 3.369,89 tVöD (seit 1. Januar 2013) S 11 2.469,74 2.791,88 2.931,47 3.275,09 3.543,54 3.704,61 20,3 Prozent bei einem kommunalen Träger und 16,7 Prozent in schulischer Trägerschaft. Nur 26,2 Prozent haben Beruf Schulsozialarbeit Für eine systematische Entwicklung der Schulsozialarbeit ist hinderlich, dass die Trägerlandschaft äußerst heterogen ist und es viele Berufsbezeichnungen und Aufgabenbeschreibungen gibt. Zudem ist die Finanzierung oft fragil und kommt aus mehreren Töpfen. Die GEW plädiert gemeinsam mit dem Kooperationsverbund Schulsozialarbeit dafür, Schulsozialarbeit als einheitlichen Begriff für erzieherische, soziale und sozialpädagogische Arbeit an Schulen zu fassen. Dort, wo sie fester Bestandteil des Schulprogramms ist, hat sich die Bezeichnung in der Praxis – mindestens umgangssprachlich – bewährt. Auch wenn es auf Bundes- und Landesebene sowie in den Kommunen viele Bezeichnungen gibt, kann man davon ausgehen, dass der Begriff „Schulsozialarbeit“ bundesweit nicht nur akzeptiert, sondern auch aussagekräftig ist. Mit ihm wird ein breiter fachlicher Ansatz sowohl hinsichtlich der Angebote und Methoden als auch der Zielgruppen und Aufgaben verbunden. Nach einer aktuellen Studie der Hochschulen München, Frankfurt am Main und Dortmund, die die GEW in Auftrag gegeben hatte, arbeiten 49,7 Prozent der befragten Schulsozialarbeiter bei einem freien Träger der Jugendhilfe, Foto: dpa Sozialpädagogische Angebote tarifvertrag JuGEnDhiLFE unD SoZiALARBEit  Bezahlung verbessern eine volle Stelle. 14,3 Prozent arbeiten wöchentlich weniger als 14 Stunden, 38,3 Prozent weniger als 27 Stunden. Insbesondere Frauen sind in Teilzeit beschäftigt: 58,1 Prozent haben eine Wochenarbeitszeit von weniger als 27 Stunden. Vollzeit arbeiten 19,6 Prozent der Frauen und 53,1 Prozent der Männer. Nicht viel besser sieht es beim Thema Befristung aus. Weniger als die Hälfte der Befragten (47,4 Prozent) hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Die Bezahlung der Schulsozialarbeiter ist nicht einheitlich geregelt. Für 60,2 Prozent gilt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD), für 14,8 Prozent der Tarifvertrag der Länder (TV-L). 11,2 Prozent arbeiten nach Tarifverträgen und Regelungen der Wohlfahrtsverbände. Für Kolleginnen und Kollegen, die nach TV-L bezahlt werden, liegt der Verdienst rund sieben Prozent niedriger als für nach TVöD-Beschäftigte (s. Tabelle S. 38). In der Länder-Tarifrunde (s. Schwerpunkt in dieser Ausgabe der E&W) geht es darum, diesen Abstand zu verringern und eine gleiche Bezahlung aller Schulsozialarbeit unabhängig vom Träger sicherzustellen. Langfristiges Ziel ist, Schulsozialarbeit per Tarifvertrag mit der Tätigkeit von Lehrkräften gleichzustellen. Bernhard Eibeck, Referent im GEW-Vorstandsbereich Jugendhilfe und Sozialarbeit Schulsozialarbeit sollte zum professionellen Angebot jeder Schule gehören. hier werden Schülerinnen und Schüler einer Schule in Baden-Württemberg mit den Geheimnissen des Geocaching vertraut gemacht. Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 39 40 AnGEStELLtEn- unD BEAMtEnPoLitiK Foto: dpa Mit einem urteil zu Fristverträgen korrigiert das Bundesarbeitsgericht erneut die Anwendung des tarifvertrags der Länder (tV-L) durch die öffentlichen Arbeitgeber. Länder sollen Verträge einhalten // Bildungsgewerkschaft begrüßt urteil des Bundesarbeitsgerichts: Alle Fristverträge beim selben Arbeitgeber zählen für Jahressonderzahlung. // Die GEW begrüßt das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG), nach dem alle Fristverträge beim selben Arbeitgeber für die Berechnung der Jahressonderzahlung im öffentlichen Dienst der Länder zählen. „Erneut korrigiert das BAG die Anwendung des Tarifvertrags der Länder (TV-L) durch die öffentlichen Arbeitgeber. Es wird Zeit, dass die Länder sich an einen Tarifvertrag, den sie unterschrieben haben, auch halten“, sagte Ilse Schaad, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Angestelltenund Beamtenpolitik, mit Blick auf die Entscheidung, die die Erfurter Richter Mitte Dezember gefällt hatten. Der Zehnte Senat des BAG gab mit seiner Entscheidung einer Lehrerin Recht, die 2009 zwei Fristverträge hatte, der Arbeitgeber bei der Berechnung des Weihnachtsgeldes jedoch nur den zweiten Vertrag berücksichtigte. Die Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen hatte mit Rechtsschutz der GEW geklagt. Die Urteilsbegründung der BAG-Richter: Beschäftigte mit Fristverträgen, die am 1. Dezember in einem Arbeitsverhältnis zu einem Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes der Länder stehen, hätten einen tarifvertraglich gesicherten Anspruch auf die Jahressonderzahlung. Für die Höhe des Anspruchs auf die Sonderzahlung seien alle Arbeitsverhältnisse zu berücksichtigen, die im Kalenderjahr mit demselben Arbeitgeber bestanden Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 haben. Die tarifliche Regelung hebe mit Blick auf die Höhe der Sonderzahlung maßgeblich darauf ab, in welchen Monaten ein Entgeltanspruch gegenüber demselben Arbeitgeber bestand. Der Anspruch dürfe nur für die Monate jeweils um ein Zwölftel gekürzt werden, in denen kein Entgelt gezahlt wurde. nicht korrekt Die Klägerin hatte einen befristeten Arbeitsvertrag als Lehrerin, der vom 31. Oktober 2008 bis 16. August 2009 galt. Es schloss sich ein weiterer befristeter Vertrag an, der vom 31. August 2009 bis zum 27. August 2010 lief. Das Land zahlte das Weihnachtsgeld für 2009 jedoch nur anteilig: Es berücksichtigte den ersten Fristvertrag nicht. Das war laut BAG nicht korrekt. Da die Klägerin zudem in jedem Monat des Jahres 2009 einen Entgeltanspruch hatte, muss sie auch das komplette Weihnachtsgeld bekommen. Die GEW geht davon aus, dass dieses Urteil auch auf die Beschäftigten übertragen werden kann, die nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bei Bund und Kommunen eingestellt sind. Ulf Rödde, Redaktionsleiter der E&W Az: 10AZR 922/11, Entscheidung vom 12. Dezember 2012 RECht unD REChtSSChutZ Informationen der GEW-Bundesstelle für Rechtsschutz. Verantwortlich: Katrin Löber, Volker Busch, Gerhard Jens 65. Jahrgang Foto: zplusz RECHT UND RECHTSSCHUTZ 01/2013 nachsicht mit Pensionär Wegen eines Falls von höherer Gewalt muss der Dienstherr gegenüber einem pensionierten hessischen Beamten Nachsicht walten lassen. Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Hessen sah es als höhere Gewalt an, dass der Kläger die Frist für den Antrag auf Beihilfe für Gesundheitskosten versäumt hatte. Die Frist war verstrichen, weil die Antragsunterlagen für die Erstattung einer Zahnarztrechnung nicht per Post bei der Beihilfestelle des Regierungspräsidiums (RP) Kassel eingegangen waren. Das RP teilte dem Pensionär mit, die Zahnarztrechnung könne nicht mehr erstattet werden, da die Beihilfe nicht innerhalb der Jahresfrist beantragt worden sei. Der Mann hatte jedoch einen Zeugen, der vor Gericht bestätigte, dass jener die Sendung mehrere Tage vor dem fraglichen Datum in einen Briefkasten in Ingelheim geworfen hatte. Das Verwaltungsgericht Gießen verurteilte das RP daraufhin, dem Kläger die Beihilfe für die Kosten der Arztrechnung zu gewähren. In der Berufung bestätigte der VGH dieses Urteil. Der Kläger habe darauf vertrauen dürfen, dass „sein zur Beförderung durch die Deutsche Post AG aufgegebener Beihilfeantrag“ das RP erreichen würde. Auch „die Privatisierung der Postbeförderung hat nicht dazu geführt, dass den Postdienstleistern grundsätzlich kein Vertrauen mehr entgegengebracht werden könnte“. Postdienstleister seien verpflichtet, die angenommenen Briefsendungen zuzustellen. Den Verlust der Post wertete das Gericht als höhere Gewalt. Die Richter definierten höhere Gewalt als ein Ereignis, das auch durch die größte Sorgfalt, die vom Betroffenen zu erwarten und ihm zuzumuten sei, nicht abgewendet werden konnte. Barbara Haas, freie Journalistin Verwaltungsgerichtshof hessen vom 25. Juli 2012 – 1 A 2253/11 Foto: zplusz // Ein Pensionär erhält Kosten für eine Arztrechnung erstattet, obwohl er die Beihilfe nicht fristgerecht beantragt hatte. Die unterlagen waren auf dem Postweg verloren gegangen. // Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 41 42 MARKtPLAtZ „im falschen Film?!“ VISION KINO, das bundesweite Netzwerk für Film- und Medienkompetenz bietet Lehrkräften, Eltern und Mitarbeitern in Bildungseinrichtungen aktuelles Lehrmaterial zu den Themen Urheberrecht und Schutz des geistigen Eigentums an. Auf der interaktiven DVD „Im falschen Film?!“ sprechen Filmschaffende und Vertreter der Branche über die Faszination des Films und das Kino als besonderen Erlebnisort. Außerdem wird über den Kreislauf der Filmwirtschaft informiert und darüber, wie sich Verletzungen des Urheberrechts auf das Kultur- und Wirtschaftsgut Film auswirken. Konkrete Recherche- und Arbeitsaufträge zu den Interviews, Textdokumenten und Video-Clips auf der DVD sollen Heranwachsende anregen, in die Rolle eines Produzenten zu schlüpfen oder eine eigene Marketingkampagne zu entwickeln. Die DVD „Im falschen Film?!“ ist zu bestellen bei Vision Kino gGmbH – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz, E-Mail: bestellung@visionkino.de. „Böckler Schule“ Die Hans-Böckler-Stiftung hat in enger Zusammenarbeit mit der DGB-Initiative „Schule und Arbeitswelt“ das Projekt „Böckler Schule“ initiiert. „Böckler Schule“ ist mit einem Angebot an Schulmaterialien online und bietet auf www.boeckler-schule.de eine Reihe von Unterrichtsmaterialien zu gewerkschaftsnahen Themen wie Tarifverhandlungen oder Mindestlohn für den Unterricht ab Jahrgangsstufe 9 an. Im Böckler-Angebot ist auch das Themenheft Finanzkrise, eine Sammlung von zirka 30 Materialien, ergänzt durch einen didaktischen Kommentar. Es ist als Lehrerbzw. Schülerheft kostenlos zu beziehen über http:// www.boeckler.de/39581.htm. Der LesePeter Im Januar erhielt das Kinderbuch von Emily Jenkins „Der unsichtbare Wink“ den LesePeter, geeignet für Kinder im Grundschulalter. Inhalt: Die Amerikanerin Jenkins erzählt in ihrem Buch von Hank, der in die vierte Klasse geht und es dort mit einem wirklich üblen Burschen zu tun bekommt. Dieser quält ihn, nimmt ihm sein Essen weg und macht ihm das Leben schwer. Zum Glück lernt Hank in dieser Lage den pelzigen Wink kennen, der allerdings (fast) unsichtbar ist. Mit dessen Hilfe gelingt es Hank, seinen Peiniger in die Schranken zu weisen. Emily Jenkins: Der unsichtbare Wink, aus dem Englischen von Gabriele Haefs, Carlsen Verlag Hamburg 2012, 160 Seiten, 9,90 Euro Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Im Februar wird das Jugendbuch „Unterland“ von Anne C. Voorhoeve mit dem LesePeter ausgezeichnet. Empfohlen für Kinder ab zwölf Jahren. Helgoland wird von den Briten bombardiert, die Bewohner fliehen aufs Festland. Das Mädchen Alice wird in einem Hamburger Wohnhaus aufgenommen, andere Flüchtlingsfamilien stoßen dazu. Die kalten Winter der ersten Nachkriegsjahre fordern den Einsatz aller, der Schwarzmarkt rettet sie letztlich vor dem Hunger- oder Kältetod. Die Autorin breitet vor den jungen Leserinnen und Lesern ein stimmiges Bild der unmittelbaren Nachkriegszeit aus. So wird Geschichte nachvollziehbar. Anne C. Voorhoeve: Unterland, Verlag Ravensburger 2012, 434 Seiten, 16,99 Euro Der LesePeter ist eine Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW für ein herausragendes aktuelles Buch der Kinder- und Jugendliteratur. Ausführliche Rezensionen sind im Internet unter www.ajum. de abrufbar. no GAME Das entwicklungspolitische Online-Spiel „NO GAME – Armut wird gemacht“ ist als Ergänzung zur MultimediaWanderausstellung „Kein Schicksal – Armut wird gemacht“ (http://nogame.sodi.de/ausstellung/) von SODI erstellt worden. SODI ist eine Nichtregierungsorganisation der Entwicklungszusammenarbeit, die von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Forschung und dem Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER e. V.) in der Rahmenvereinbarung zur Kooperation von Schule und entwicklungspolitischen Initiativen als kompetenter Anbieter globalen Lernens empfohlen wird (http://www.globaleslernen-berlin.de/ index.php?id=134). Das Browser-Spiel NO GAME ist auf der Plattform http:// no-game.sodi.de zugänglich. Es richtet sich an Jugendliche ab der Sekundarstufe I und lädt zum Blick über den eigenen Tellerrand ein, zum Perspektivwechsel in das Leben im globalen Süden. Die Online-Plattform bietet neben dem Spiel Hintergrundinformationen, Videos und Begleitmaterialien für Lehrende und Multiplikatoren zum Spielablauf und -einsatz. Aktionsheft für Schüler: http://nogame.sodi.de/wp-content/ uploads/2012/10/Broschure_Schuler_web.pdf Die Dümmsten aus meiner Klasse wurden Lehrer! Die Pädagogin, Autorin und Kolumnistin der Hessischen Lehrerzeitung (HLZ) Gabriele Frydrych hat es satt, dass Lehrkräfte für alle Miseren verantwortlich gemacht werden. Sie rächt sich. Mit satirischen Texten. Ein bisschen gesellschaftliche Anerkennung, ein wenig Wohlwollen und die Lehrkräfte wären glücklich. Aber nein. Zeitungen und Hirnforscher hauen ihnen um die Ohren, wie alt, unflexibel und unfähig sie seien. Gabriele Frydrych: „Die Dümmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden!“, erschienen im Januar 2013 im Verlag BoD – Books on Demand, 177 Seiten, 11,90 Euro LESERFoRuM „Die Waage will Geld verdienen“ (E&W 7-8/2012, Seite 6 ff.: Schwerpunkt: PISA, VERA & Co.) Glückwunsch zum gelungenen Heft über die „Testeritis“. Eine kleine Ergänzung: Zwar ist es richtig, dass das Schwein vom vielen Wiegen nicht fetter wird. Wohl aber jene, die die verschiedenen, für Schweine unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft usw. Waagen erfinden, verkaufen, neu erfinden usw. Nach PISA und um PISA herum ist eine riesige Forschungs-, Test-, Expertisen-, Gutachten-, Konferenz-, Förder-, Tagungs-, Instituts-, Zertifizierungs- und Evaluationsindustrie entstanden, die ihre Beschäftigten – einschließlich der Eventagenturen – sehr gut ernährt und dank bester Vernetzung Karrieren wie am Fließband produziert. Auch das ein schönes Beispiel für die Umverteilung von unten nach oben: Von dem vielen Geld, das in den Bildungssektor fließt, kommt immer weniger an der Basis an. In der Overhead-, Wissenschafts- und Bürokratie-Ebene hingegen wird aus dem Vollen geschöpft, die Mittel werden untereinander verteilt. Ein Prozess, an dem auch unsere Gewerkschaft nicht unbeteiligt ist. Ein besonderes Husarenstück ist den Akteuren in der Projekte-Kultur gelungen: Heutzutage werden große, üppig refinanzierte Projekte angeschoben, die völlig ohne zusätzliche Finanzausstattung für die Basis auskommen. So bleibt alles Geld dort, wo es nicht hingehört: oben. Die Belastung ständiger Störungen ihres Alltags durch Neuerungen, Erziehung & Wissenschaft 07-08/2012 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW Nach der Diagnose endlich die richtige Therapie! PIS GL 20 % L A U SS TI I A U M erlierer ngsv Bildu Erprobungen, Testerei, Evaluationen usw. müssen allerdings die Praktiker und vor allem die Kinder tragen: Die „armen Schweine“ müssen erneut zum Wiegen, nicht weil jemand wissen will, ob sie zuoder abgenommen haben, sondern weil die Waage Geld verdienen will. steht und erst danach Verknüpfungen mit anderen Stoffgebieten und Fächern sinnvoll und machbar sind. Mit der jetzigen Stofffülle machen wir unsere Schüler zu Trichtern, die irgendwann mit Kopfschmerzen, psychischen Störungen und total ausgepowert die Schule verlassen. Renate Henscheid, per E-Mail Christine Speich, per E-Mail Gestresste Schüler Zu wenig Platz (E&W 10/2012, Seite 6 ff.: Schwerpunkt: „Gehetzt und gestresst. Pädagogen, Eltern, Kinder unter Druck“) Erziehung & Wissenschaft 10/2012 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW Gehetzt und gestresst (E&W-Berichterstattung zur Tarifarbeit der GEW) Ich würde mir wünschen, dass die Berichterstattung über Tarifauseinandersetzungen einen größeren Raum in der E&W einnimmt. Letztendlich ist es die Hauptfunktion einer Gewerkschaft, die Interessen ihrer Mitglieder in Tarifauseinandersetzungen zu vertreten und möglichst gute Tarifabschlüsse zu erreichen. Insofern wundert es mich immer wieder, wie weit hinten im Heft solche Artikel zu finden sind. Dem Thema Tarifauseinandersetzungen wird häufig weniger Platz eingeräumt als z. B. allgemeiner Bildungspolitik oder dem Thema „Fair Childhood“. In einer Gewerkschaftszeitung sollte es eher umgekehrt sein. Michael Willemsen, Bielefeld  Pädagogen, Eltern, Kinder unter Druck Diese GEW-Zeitung sprach mir aus der Seele – als Lehrerin an einem sächsischen Gymnasium und Mutter zweier Mädchen. Die eine besucht die neunte Klasse meines Gymnasiums und hatte bisher nie etwas anderes als Einsen und Zweien im Zeugnis, die andere hat ihr Abitur letztes Jahr hervorragend abgeschlossen. Und doch bin ich unzufrieden. Beide sind intelligent und fleißig, versuchen (bzw. versuchten) alle schulischen Aufgaben zu bewältigen. Dabei bleiben (blieben) die eigene Freizeit und Muße ganz oft auf der Strecke, zumal beide auch außerunterrichtlich und außerschulisch aktiv sind und waren. Aber diese Unzufriedenheit aufgrund von Dauerstress liegt nicht nur an einem falschen Schulsystem, sondern auch daran, dass wir in unsere Schüler (und ich nehme mich da nicht aus) immer mehr (Spezial-)Wissen hineinstopfen, ohne dafür zu sorgen, dass die Grundlagen wirklich in den Köpfen fest sitzen. Wir vergessen zu oft, dass Lehren aus Kennenlernen, Üben und Anwenden be- „Lehrkraft für Lernerfolg verantwortlich“ (E&W 11/2012, Seite 30: „Finnland – kein Kind geht verloren“) Vor einigen Jahren besuchte ich eine Schule in Vik bei Helsinki mit 600 Schülerinnen und Schülern von der ersten zur neunten Klasse. Ich kam mit Eindrücken zurück, die alles bestätigen, was Erziehung & Wissenschaft 11/2012 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW Älter werden mit dem Job Arbeit und Zeit neu gestalten Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 43 44 LESERFoRuM in diesem Interview beschrieben wird. Einige meiner Beobachtungen möchte ich hinzufügen: In der Schule in Vik hatten angehende Studierende ein eigenes Lehrerzimmer, ausgestattet mit allen modernen Medien und Materialien zur Vorbereitung ihres Unterrichts. Ja, „angehend“ ist richtig, denn alle Lehramtsstudierenden in Finnland absolvieren vor dem Studium ein ganzjähriges Praktikum an einer Schule, in der sie unter Anleitung Stunden vorbereiten, halten und reflektieren lernen. Das Jahr endet mit einer Begutachtung der Eignung, die zusammen mit der Abiturnote darüber entscheidet, ob man an der Universität zugelassen wird. Das Studium ist sehr begehrt, aber nur die besten Bewerberinnen und Bewerber erhalten die Zulassung und schließen mit dem Master ab. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Lehrerberuf in Finnland ein hohes Ansehen in der Gesellschaft genießt und die Eltern im Allgemeinen auf die Professionalität der Lehrkräfte vertrauen. Elternmitarbeit über die positive Einstellung zum Lernen hinaus, wie es in und außerhalb der Schule in Deutschland erforderlich ist, ist für den Schulerfolg eines Kindes nicht notwendig, eine der Erklärungen für die größere Chancengleichheit finnischer Kinder. Regelmäßig wird auch der individuelle Lernstand erhoben. Die Lehrkraft ist bei jedem Kind verantwortlich dafür, dass es die Lernziele des Fachs erreicht, ebenso für die Wege, um Defizite zu beheben. „Glückwunsch“ (E&W 12/2012, Titelbild) „Glückwunsch“ zu dem Titelbild. Da fällt mir noch unserer alter Bundespräsident ein: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Neger“. Falls die Ironie nicht verstanden werden sollte: Das Titelbild ist an sich rassistisch! der PH Weingarten im Sommersemester 2007 ein Seminar mit dem Thema „Rassismus – historisch und aktuell“ angeboten hat, das von einer größeren Zahl Lehramtsstudierender besucht wurde. Dieses Seminar war sehr interessant und informierte umfassend über das Thema. Michael Pitz-Grewenig, per E-Mail Edith Staud, per E-Mail „Beabsichtigte Provokation?“ „Kinder gehen uns alle an“ (E&W 12/2012, Titelbild und Seite 6 ff.: Schwerpunkt „Menschenwürde statt Rassismus“) Das Titelbild zum neuen Heft: Welch eine Provokation! Hat die Redaktion das beabsichtigt?? Der (post-)koloniale Gedanke wird hier deutlich: Eine weiße Hand umgreift fest die schwarze: Oben greifen die Finger sanft, unten packt der Daumen aggressiv zu, die schwarze Hand beugt sich, klammert sich tief in weiße. Partnerschaft? Nicht die Bohne! Wie versteht die Redaktion dieses Bild! Wollte sie provozieren? Dann aber bitte ein Wort dazu. Menschenwürde statt Rassismus als Themenheft – sehr gut! M.-Th. Holz-Ejume, per E-Mail Gegenbeispiel (E&W 1/2013, Seite 38: „Brücken schlagen“) Meine Idee: Anstatt des Ehegattensplittings die Ganztagskitas und -schulen, inklusive kostenfreiem Mittagessen sowie Obst- und Milchangebot, zu verbessern. Es scheint mir dringend geboten, die Quantität und Qualität unserer Bildungsinstitutionen für Kinder ab (spätestens) einem Jahr für alle Mädchen und Jungen auszubauen. Kinder gehen uns alle an. Egal, in welchem Stadtteil sie wohnen, egal, ob sie aus armen oder gutsituierten Familien stammen, egal, ob die Eltern sich kümmern (können). Barbara Peper, Marxen „Ersatzhandlung“ Ich muss der Redaktion mitteilen, dass ich es bescheuert finde, Antirassismusunterricht in der Lehrerausbildung zu verlangen. Ich bin 33 Jahre im Beruf, und es war für mich nie eine Frage, dass ich gegen Rassismus eintrete und mich entsprechend äußere. Es ist einfach zu erwarten, dass eine Lehrkraft Rassismus entgegentritt. Vielen Dank für viele interessante Artikel, die ich regelmäßig durch die E&W erhalte. Zu dem Artikel „Brücken schlagen“ möchte ich einen kritischen Gedanken äußern. Auch ich arbeite an einer Grundschule in Köln-Lindenthal, auch wir nehmen an einer ähnlich Aktion teil: Am Nikolaustag bringen die Kinder Geschenke mit und legen sie unter den Adventskranz im Foyer. Diese werden an benachteiligte Kinder in Köln verschenkt. Diese Spende an benachteiligte Kinder aus benachteiligten Vierteln ist eine Ersatzhandlung, die das Gewissen beruhigt – und steht auf diese Weise einer echten UmFAIRteilung entgegen. Arme Kinder brauchen sich doch nicht zu bedanken, wenn sie etwas bekommen, was ihnen in unserer reichen Gesellschaft zusteht (nämlich eine auskömmliche materielle Versorgung). Daher halte ich diese Spendenaktionen eher für einen Stabilisator der Spaltung unserer Gesellschaft – vor allem für einen Stabilisator in den Köpfen der Wohlhabenden. Gert Stabler, Dresden Nina Emmerich (per E-Mail) Karen Lisbeth Geisler, Wiesbaden „Danke!“ (E&W 12/2012, Seite 6 ff.: Schwerpunkt „Menschenwürde statt Rassismus“) Danke für den Schwerpunkt des letzten Heftes! Marion Kraft, per E-Mail „Bescheuert!“ Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 (E&W 12/2012, Seite 11 ff.: „Kein Thema in der Lehrerausbildung“) Auf Seite 14 des Artikels steht, dass die Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus immer noch kein Thema in der Ausbildung von Lehrkräften sei. Dazu möchte ich bemerken, dass Prof. Hans Bühler an Erziehung & Wissenschaft 12/2012 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW Menschenwürde statt Rassismus LESERFoRuM nicht ganz unschuldig (E&W 1/2013, Seite 41, Leserbrief: „Inklusion – aber nicht so!“) Ich kann den Frust der Kolleginnen und Kollegen verstehen. In Niedersachsen sind viele Mitglieder in der gleichen Situation. Hier hat die GEW die Inklusion von Anfang an massiv unterstützt und befördert. Ja, sie hat sogar die zögerliche schwarz-gelbe Landesregierung gedrängt, doch endlich die nötige Schulgesetzänderung auf den Weg zu bringen. Das Gesetz ist inzwischen geändert. Aber zu dem mehrseitigen Forderungskatalog, in dem die GEW die Bedingungen auflistet, die für eine erfolgreiche Inklusionsarbeit unabdingbar sind, gibt es bislang zu keinem Punkt eine konkrete Zusage der Landesregierung. Aber auch wenn das so bliebe, sind die Kolleginnen und Kollegen vom Sommer 2014 an gesetzlich verpflichtet, die Inklusion in der Schule umzusetzen. Hat die GEW so die Interessen der Mitglieder angemessen vertreten? .. Erziehung & Wissenschaft 01/2013 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW PRAVENTION Sexuelle Gewalt 45 dann entscheiden dürfen: Wir unterstützen das Vorhaben oder wir lehnen es wegen der unzureichenden Bedingungen ab? So wie es jetzt gelaufen ist, muss es doch so aussehen, als sei die GEW an der auf die Kolleginnen und Kollegen zukommenden Mehrbelastung nicht ganz unschuldig. Jürgen Stanke, Velpke, per E-Mail IST DER BESTE OPFERSCHUTZ Hätte sie nicht zuerst Gespräche mit der Landesregierung führen müssen, um zu erfahren, wie diese sich die Umsetzung der Inklusion vorstellt? Hätte sie die angebotenen Bedingungen nicht sorgfältig daraufhin prüfen müssen, ob sie den Mitgliedern zuzumuten sind und erst E&W-Briefkasten Postanschrift der Redaktion: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Postfach 900409, 60444 Frankfurt a. M., E-Mail: renate.koerner@gew.de Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Anonym zugesandte Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. ANZEIGEN Extra günstig vom Spezialisten anrufen und testen. Beamtendarlehen supergünstig 5,27% effektiver Jahreszins* Laufzeit 7 Jahre FINANZ Umschuldung: Raten bis 50% senken Wer vergleicht, kommt zu uns, seit über 35 Jahren. Beamtendarlehen ab 10.000 € - 125.000 € Baufinanzierungen günstig bis 120% www.AK-Finanz.de * Spezialdarlehen: Beamte / Angestellte ö.D Äußerst günstige Darlehen z.B. 30.000 € Sollzins (fest gebunden) 5,15%, Lfz. 7 Jahre, mtl. Rate 426 € effektiver Jahreszins 5,27%, Bruttobetrag 35.784 € Sicherheit: Kein Grundschuldeintrag, keine Abtretung, nur stille Gehaltsabtretung. Verwendung: z.B. Modernisierung rund ums Haus, Ablösung teurer Ratenkredite, Möbelkauf etc. Vorteile: Niedrige Zinsen, feste Monatsrate, Sondertilgung jederzeit kostenfrei, keine Zusatzkosten, keine Lebens- Renten oder Restschuldversicherung. Mehrfachgeneralagentur Finanzvermittlung Andreas Wendholt Prälat-Höing-Str. 19 · 46325 Borken-Weseke Darlehen für: Beamte auf Lebenszeit/Probe • Angestellte • Pensionäre bis 58 Jahre • alle Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst TOP - KONDITIONEN w w w . b e a m t e n d a r l e h e n - c e n t e r . d e Persönliche Sofortberatung: Vermittelt: Karin Jaeckel . Am Husalsberg 3 . 30900 Wedemark . Tel. 05130 - 97572-30 . Fax 05130 - 97572-59 . E-Mail jaeckel@beamtendarlehen-center.de Beamtenkredite für Beamte auf Lebenszeit, Beamte auf Probe und Tarifbeschäftigte im Öffentlichen Dienst www.kredite-fuer-beamte.de oder fordern Sie Ihr persönliches Angebot telefonisch an unter 0800-500 9880 Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 KW_Kleinanzeige 11 sw_GEW Bundesausg Für Sie fertigen wir gute Taschen zu guten Preisen! . Qualitätsbewusst . Nachhaltig . Sozialverträglich . Kundenorientiert Besuchen Sie unseren neuen Shop: www. jahn-lederwaren .de Schleswig-Holstein Kleines, aber feines Tagungs-/ Seminarhaus (34 Betten) mit Saal inkl. EFH zu verkaufen. Dorfrandlage, Vollexistenz. VB 875.000,- €, pu@paulssen.de Schultaschen für Lehrer/innen Die Wollmarshöhe Klinik Wollmarshöhe Fachkrankenhaus für psychosomatische Medizin Neue Kurzzeittherapie bei Burn out und Stressfolgeerkrankungen Akutaufnahme möglich nach § 4 Abs. 4 (Privatversicherer). Einzelzimmerunterbringung, persönliche Atmosphäre, ganzheitliches Therapiekonzept, in Bodenseenähe (Bodnegg). Groß, robust, praktisch, schön Herstellerpreis HERMEDIA Verlag Postfach 44 93337 Riedenburg F: 09442/92209-66 ab 69,- € (14 Tage Rückgaberecht) T: 09442 / 922 090 G E 2 1 Z A R B Z 3 4 I Lösung 2 ZARB 4 IST 3 EINFACH 1 GENIAL hans Besuchen Sie uns: zybura www.timetex.de Arbeitsblätter kreativ & schnell erstellen Das unentbehrliche Basiswerkzeug für Lehrkräfte: Mit ZARB erstellen Sie differenzierte Lernaufgaben aus deutschen oder fremdsprachigen Texten, alltagstaugliche Arbeitsblätter, die fördern und fordern. Direkt im Textprogramm erzeugen Sie neue Rätsel, Lücken- und Fehlertexte, Schüttel- oder Schlangentexte und mehr. Kompetenzorientierte Übungen zu Wortschatz, Rechtschreibung, Grammatik, Satzbau, Textaufbau und Inhalt entstehen mit wenigen Mausklicks. software Waldquellenweg 52 • 33649 Bielefeld • Fon 0521 . 9 45 72 90 • info@zybura.com • www.zybura. com Für Privatpatienten und Beihilfeberechtigte. Kostentransparenz und Kostensicherheit: Gerne senden wir Ihnen unser Exposé. Kontakt: 0049 (0)7520 927-0 info@klinik-wollmarshoehe.de www.klinik-wollmarshoehe.de www.wollmarshoehe.de Im 3in1 finden Sie 3x Gutes und Schönes: Geschenke | Schmuck | Naturkosmetik Neben Lavera Naturkosmetik auch Bio-Pflegeprodukte auf Basis von Sanddorn, Molke und Honig, sowie Spezialprodukte, die bei Neurodermitis und Problemhaut angewendet werden. Verschiedene Schmuck-Kollektionen mit unterschiedlichem Anspruch. Besonders interessant: Schmuck mit magnetischer Energie. www.dreiineins.de Tel 00 39 / 05 47 / 67 27 27 Fax 00 39 / 05 47 / 67 27 67 Via Bartolini, 12 47042 Cesenatico/Italia REISEN / KLASSENFAHRTEN www.real-tours.de 24 h online buchen E-Mail: Info@real-tours.de ITALIEN: LIGURIEN UND TOSKANA wunderschöne Ferienhäuser / -whg privater Vermieter, mit Gärten, ruhig, nicht weit vom Meer, mittelalterliche Dörfer, herrliche Natur... Tel.: 089 / 33 37 84, www.litos.de SCHULFAHRTEN 2013 Busfahrten nach Cesenatico mit Ausflügen ab Euro 230,00 HP. 4 oder 6 Übernachtungen mit Ausflügen nach Ravenna, Venedig, San Marino, Urbino. • Berlin – Stadtführungen • Schülertouren mit dem Rad, zu Fuß, im Bus . - www.travelxsite.de . Klassenfahrten London mit oder ohne Sprachkurs . ausgesuchte Gastfamilien, indiv. Programm london@reichardt.eu, T: 06181 424830 www.reichardt.eu Busfahrten zur Toskana-Küste, zum Gardasee, nach Rom, nach Sorrent, nach Südtirol, nach Spanien, nach Griechenland Städtereisen mit dem Bus, inkl. Ausflüge vor Ort 6 Tage nach Prag, 6 Tage Paris, 7½ Tage nach London, 4 Tage nach Berlin, 4 Tage nach München (Preise auf Anfrage) Pakete bei eigener Anreise z.B. per Flugzeug nach Cesenatico, in die Toskana, zum Gardasee, nach Spanien/Katalonien, Barcelona, Madrid, Sevilla. Nur Hotelunterbringungen bei eigener Anreise sind bei allen in unserem Katalog angegebenen Reisezielen möglich. Bitte fragen Sie nach unserem aktuellen Katalog 2013. SAMOS - GRIECHENLAND Familie Taleporou verwöhnt Sie! 8 DZ, ruhige Lage, Nichtraucherhaus, exzellenter Service u. super Frühstück! www.pension-ermioni-samos.de Portugal: Vegetarische Bio-Pension in traumhafter Lage an der Westküste, Nähe Lissabon. Flughafentransfer auf Wunsch. Man spricht Deutsch, Fahrräder vorhanden. www.colinaflora.com Tel: 0035 121 929 30 25. ISTANBUL Kulturmetropole - Boomtown Großzügige Architektenwohnung (110m²), zentral gelegen, zu vermieten, für Ferien- und Studienzwecke geeignet. Ca. 30€ pro Tag / Person. www.leventg.com Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 Einzelheiten zu unseren Reisen, Daten, Preisen und Programmabläufen finden Sie auch im Internet unter www.real-tours.de Weitere Informationen auch bei R. Peverada, Im Steinach 30, 87561 Oberstdorf, Telefon 0 83 22 / 800 222, Telefax 0 83 22 / 800 223. London Europas Metropole Nr. 1! 5 Tage Busreise 129 € ab Tel. 05261 2506-1110 | england@cts-reisen.de | www.cts-reisen.de Emilia Romagna und Adria Der CTS Spartipp! z. B. 5 Tage Busreise ab Prag? Nur mit uns! 149 € Keine Vorkasse: Sie zahlen die gesamte Reise erst nach der Fahrt. Tel. 05261 2506-8130 | italien@cts-reisen.de | www.cts-reisen.de 94x32_E+W-Gesamt_01 2013.indd 1 11.01.13 10:30 Infos: 040 / 280 95 90 www.agaria.de BARCELONA • 5 Tage HP ab 99 € p. P. Klassenfahrten Titisee mit Events 4 Tage Flugreise inkl. ÜN/F ab • alle Zimmer mit DU/WC Geoprofil Wutachschlucht, Bioprofil Titisee, Waldlehrpfad, Wintersportrodeln zum Badeparadies Galaxy, Lift und Loipen am Haus und am Funpark Feldberg, abends 4-Bahn-DiscoKegeln im Haus. HP je Person je Tag 30,- € Tel.: 0761 - 78 117, gertrudkreiss@gmx.de prag@agaria.de ia.de 199 € p.P. ... so macht Bildung Spass! • max. 3-6 Bettzimmer www.freizeit-aktiv.de ట 06257-998190 • Besichtigung des Schöpfwerks in Emden • Wattwanderung durch UNESCO Weltnaturerbe • Tagesfahrten zur Nordseeinsel Norderney Behutsam die Welt entdecken Fernreisen weltweit Studien- und Begegnungsreisen ✓ preiswerte Flugtickets für Schüleraustausch Tel. 04931 - 936575 Norddeicher Str. 29/31 26506 Norden-Norddeich info@jugendherberge-ostfriesland.de Projekt2:Layout 1 18.03.2010 ✓ www.jugendherberge-ostfriesland.de ✓ Schulfahrt.de Klasse Reisen Katalog mit über 300 Seiten gratis bestellen! www.Alternativ-Tours.de Alternativ-Tours Wilmersdorfer Str. 94 Tel. (030) 21 23 41 90 10629 Berlin Türkische Ägäis – Wiege der Zivilisationen Kunst - Kultur - Natur in kleiner Pension am Nationalpark am Meer www.domizil-lina-art.de info@schulfahrt.de Angebot sofort www.cts-reisen.de Klassenfahrten Versailles mit oder ohne Sprachkurs ausgesuchte Gastfamilien, indiv. Programm 16.06.2010versailles@reichardt.eu, T: 06181 424830 7:16 Uhr Seite 1 www.reichardt.eu ` 0 35 04/64 33-0 Klassenfahrten maßgeschneidert AMERIKA · ASIEN · AUSTRALIEN Projekt1:Layout 1 7 Herforder Straße 75 | 32657 Lemgo | Tel. 05261 2506-0 Klassenfahrten SEGEL- u. SURFKURSE 94x32_E+W-Gesamt_01 2013.indd Skating, Mountainbikes, 2 E&W_11/06 Beachvolleyball 1 Woche (5 Tg.) Kurs + Vollpension € 169,1 Woche (5 14:58 Uhr Seite 1 13.11.2006 Tg.) Kurs + Übernachtung € 129,Je 12 Personen - 1 Begleiter frei 11.01.13 10:30 anerkannt vom DSV anerkannt vom DMYV Mitglied im VDS Am Brackstock, 24321 Hohwacht/Ostsee Tel. 0 43 81 - 90 51 - 0, Fax 90 51 - 10, info@ostwind.com www.s-e-t.de Tel: 0421– 308820 • Top-Unterbringung • Top-Programm • Shakespeare Der Spezialist für Klassenfahrten England • London, Oxford, Canterbury, Hastings, Eastbourne... Erziehung und Wissenschaft | 02/2013 www.s-e-t.de Cartoon: Thomas Plaßmann Diesmal Erziehung und Wissenschaft | 02/2013